OT: Born for Hell
TERROR: D, F, I, CAN, 1976
Regie: Denis Héroux
Darsteller: Mathieu Carrière, Carole Laure, Christine Boisson, Leonora Fani
Für 10 Bucks hat er sich die Worte "Born for Hell" auf den Unterarm tätowieren lassen: Der psychisch labile Vietnam-Veteran Cain, der Frauen pathologisch hasst und den es in die nordirische Hauptstadt Belfast verschlägt. Nach Nächten im Obdachlosenheim dringt er in ein Schwesternwohnheim ein und bringt neun junge Krankenschwestern in seine Gewalt. In einer Nacht der Angst wird er die wehrlosen Frauen der Reihe nach quälen und ermorden...
Wer sich etwas in der Schreckensgalerie realer, amerikanischer Serienkiller auskennt, weiß natürlich, dass in der HINRICHTUNG (aka BORN FOR HELL aka NAKED MASSACRE) die Geschichte des Massenmörders Richard Speck erzählt wird, der 1966 mit sprachlos machender Grausamkeit ein Massaker in einem Chicagoer Schwesternheim begangen hat.
Auch wenn der Film des Franko-Kanadiers Héroux nicht den Anspruch erhebt, sich en detail an die Fakten zu halten und auch die Vita des Killers etwas umschreibt, so ist trotzdem offensichtlich, dass es sich bei Cain um ein Alias zu Richard Speck handelt. Und auch wenn Mathieu Carrière im Alter eher durch wenig prestigeträchtige TV-Auftritte (wie beispielsweise der im Dschungelcamp) peinlich auffällt; damals -1976 - hat er Cain (oder Speck) fast mit derselben beängstigenden Intensität gespielt wie Michael Rooker seinen HENRY oder David Hess "Krug" im LAST HOUSE ON THE LEFT.
So wie der vorgenannte Terrorklassiker samt seinen hehren Epigonen, die da heißen LA SETTIMA DONNA oder HOUSE ON THE EDGE OF THE PARK oder VACANZE PER UN MASSACRO, behandelt auch DIE HINRICHTUNG das insbesondere im Exploitationkino der 70er und frühen 80er sehr beliebte Thema "Frauengruppe in der Gewalt von Triebtätern".
In DIE HINRICHTUNG gibt es nur einen kranken Mörder, aber der reicht völlig aus, um dem Zuschauer ein flaues Gefühl in der Magengegend zu bescheren. Dass der Film darüber hinaus tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht, macht ihn nur noch ungemütlicher.
DIE HINRICHTUNG offenbart sich schnell als völlig humorloser, eiskalter sowie durch und durch böser Film. Dies hier ist keine lustig-schmuddelige Sleaze-Party im Stile eines HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS. Es gibt weder befreiende Ironie noch exploitative Übertreibung. Man leistet sich auch keine kindischen Gore-Eskapaden.
BORN FOR HELL ist ein Film, der einfach permanent die psychotischen Ausdünstungen seiner Hauptfigur und den Angstschweiß seiner Opfer atmet. Das ist nicht unbedingt unterhaltsam, aber verdammt intensiv.
Doch beim NAKED MASSACRE lässt man nicht gleich die Sau heraus. Man nimmt sich die Zeit und stellt seine Figuren kurz vor; die tragischen wie die mörderischen. Und da der Tatort ins (bürger-)kriegsgeschüttelte Belfast verlegt wurde, führt dies zu Szenenwechseln wie etwa diesem: Bomben in einer Kirche - Kinder spielen eine Exekution nach. Ausgelassenes Geburtstags-Feiern im Schwesternheim- das Quälen einer alten Prostituierten in deren schäbigen Zimmer.
Dann nach einer halben Stunde verschafft sich Cain gewaltsam Zutritt in die WG der Schwestern. Bis zum Schluss bleibt die Terrorschraube zugezogen. Auch wenn DIE HINRICHTUNG nie allzu graphisch wird und offen ausgespielte sexuelle Erniedrigungen und Morde eher selten (aber dann sehr, sehr ungemütlich) sind: Hier haben wir ein grimmiges, dreckiges Stück Film, das definitiv an die Nieren geht.
Dass am Ende auf einen Abspann verzichtet wird und in absoluter Stille lediglich Schwarz-Weiß-Fotografien der acht ermordeten Frauen gezeigt werden, passt zum hoffnungslosen Grundton dieses Films.
In diesem Sinne: "Just want your money..."
Ein unbarmherzig verstörendes, aber verdammt eindringliches Stück Terrorfilm, das die Untaten des Massenmörders Richard Speck nachspielt, welcher in den Sechzigern in ein Schwesternwohnheim eingedrungen und acht junge Frauen ermordet hat. Sicherlich eine ähnlich intensive wie unangenehme Filmerfahrung wie Kongenial-Monströses a la HENRY, DRILLER KILLER oder THE BLACK PANTHER, doch danach ist's mit der guten Laune erst einmal Essig ...