OT: Color out of space
LOVECRAFT-HORROR: USA, 2019
Regie: Richard Stanley
Darsteller: Nicolas Cage, Joely Richardson, Tommy Chong, Madeleine Arthur, Brendan Meyer, Julian Hilliard, Q'orianka Kilcher, Elliot Knight
Um der Großstadt-Hektik des 21. Jahrhunderts zu entkommen, zieht die Familie Gardner auf eine etwas abgelegene Farm mit Alpakas, Tomatensträuchern und Gemüsebeeten. Je nach Alter und Art der Familienmitglieder wird das unterschiedlich aufgenommen. Doch schon in eine der ersten Nächte dort schlägt ein Meteor auf Familie Gardners Grundstück ein. Wissenschaft und Presse ist begeistert, die örtlichen Katastrophendienste verzweifelt bis ratlos und die Familie Gardner nur mäßig angetan von dieser Situation. Zuerst schleichend, aber schnell Tempo aufnehmend, verändern sich Landschaft und Lebewesen auf dem Grund der Gardners drastisch, bis nichts mehr ist, wie es einmal war.
Ich mochte es gar nicht, dass Kinos aus Pandemiegründen geschlossen wurden. Außerdem bin ich kein allzu großer Fan von Nicolas Cage. Ich finde ihn und sein schauspielerisches Können, nun ja, etwas überbewertet. Und ganz besonders vorsichtig bin ich bei Verfilmungen von Werken H. P. Lovecrafts. Es war Anfang 2020, als von einschlägigen Fachzeitschriften bzw. Internet-Plattformen ein sensationeller Film angekündigt wurde, der dem Horrorfilm neue Höhepunkte beschwören würde, der noch dazu die allerbeste Lovecraft-Verfilmung aller Zeiten ist und ganz nebenbei das Comeback des in die Untiefen des Z-Movies abgerutschten sensationellen ehemaligen Oscar-Preisträger Nicolas Cage darstellt.
Und dann kam Covid-19. Schade, denn der Film hätte sich tatsächlich die große Leinwand verdient. Doch was macht den Film aus bzw. seine Qualitäten?
Zum einen wären da die Alpakas. Immer ein Gewinn. Flauschig. Süß. Ein bisschen dämlich vielleicht, aber lieblich blökend. Später dann gruselig. Abartig.
Neben Cage überzeugen auch die anderen Darstellerinnen. Joely Richardson als Mutter Theresa (Nomen est Omen, zumindest lange Zeit), leidenschaftliche Gärtnerin mit Grünen Daumen und schon ein wenig Übermutter. Lavinia (Madeleine Arthur), überzeugend pubertierende Esoterikerin und Naturliebhaberin, aber gut firm in Social Media und neben Cage eigentlich zweite Hauptrolle. Dann wäre da ihr Bruder Benny (Brendan Meyer), auch Naturliebhaber, vor allem, was man rauchen oder sonst wie konsumieren kann, der schon mal beim kauzigen Ezra (Tommy Chong, in den 1980er-Jahren oftmaliger Darsteller erfolgreicher Kiffer-Komödien) dessen Pilze oder Selbstgebrannten durchprobiert.
Und letztendlich noch der Jüngste, der sensible Jack (Julian Hilliard), ein wenig eine Art Medium-Rolle ähnlich dem Mädchen aus der POLTERGEIST-Film-Serie. Dann natürlich noch Nicolas Cage, der die ganze schauspielerische Palette vom harmlosen, beruflich erfolgreichen, aber überforderten Familienvater am Rande des Burnouts über "Jetzt haue ich mal auf die Pauke" bis zum letztendlich "Eigentlich wäre ich der bessere Jack Nicholson in SHINING gewesen".
Der Regisseur behauptet, Lovecraft-Fan zu sein und das ist ihm bedingungslos zu glauben. Denn es ist schon Kunst, eine nahezu 100 Jahre alte Kurzgeschichte, noch dazu die häufigst, bislang nur mäßig gut verfilmte (1965, 1987, 2008, 2010 und 2017), ins Hier und Heute zu bringen, trotzdem Stimmung und Atmosphäre und sogar die Original-Storyline zu wahren. Respekt! Außerdem wabert die Farbe aus dem All bildgewaltig in pink und verpasst dadurch dem Schauplatz eine psychodelische Note, die dem Original in Grau nochmals einen Schub in die Neuzeit verpasst. Und dann wäre da noch das Rätsel: Ist der Meteorit schuld? Oder liegt es am Wasser? Oder doch Nicolas Cage? Ja, auch hier bietet der Film Deutungsmöglichkeiten.
In der Tat eine äußerst gelungene Verfilmung, die Lovecraft und modernes Kino gut vereint. Durch Pandemie-Beginn oft übersehen, in frühen Kritiken eher verhalten angenommen, jetzt durch Nachschauen auf diversen Filmfestivals Publikumsliebling, vereinzelt sogar Preisträger. Auch einschlägige Internetbewertungs-Plattformen haben immer bessere Noten zu vermelden.