KOMÖDIE: DEUTSCHLAND, 1985
Regie: Siggi Götz
Darsteller: Thomas Gottschalk, Mike Krüger, Anja Kruse, Ankie Lau
Mike erfindet mal eben so den Videointegrator - ein Gerät, mit dem man sich in jedes beliebige Video (für die jüngeren unter den Lesern, das meint VHS, nicht JuuhTuube) "beamen" kann. Klar, dass Mike und Tommy erstmal ein paar Abenteuer erleben. Doch findige Japaner machen sich auf die Jagd nach dem Gerät und Mike und Tommy haben kurz darauf alle Hände voll zu tun...
Viele Jahre bevor Tobey McGuire und Reese Whiterspoon mithilfe einer magischen Fernbedienung in die bieder-triste Welt von PLEASENTVILLE eingetaucht sind, haben bereits die beiden Supernasen Mike und Tommy, mit Hilfe eines von Mike entwickelten Videointegrators, die Videolandschaften unsicher gemacht.
Dabei wird schnell deutlich, DIE EINSTEIGER zeigt deutlichere Parallelen zu DIE SUPERNASEN, als zum enttäuschenden Vorgänger ZWEI NASEN TANKEN SUPER. Nicht die Geschichte selbst steht hier im Vordergrund, sondern die fröhlichen Blödeleien und Eskapaden der beiden super Pappnasen Tommy und Mike. Wichtig sind die Binnenerzählungen, während derer die beiden immer wieder in verschiedene Filme abtauchen. Die Rahmenhandlung nimmt zwar gegen Ende an Bedeutung zu, zieht den Film aber nicht runter, wie der gescheiterte Versuch einer richtigen Storyline in ZWEI NASEN TANKEN SUPER.
Die Highlights sind eindeutig die Set Pieces in Form von zum Teil sehr liebevoll nachgestellten Filmszenen quer durch alle Genres. So müssen sich Mike und Tommy im Western mit dem drohenden Tod am Galgen konfrontiert sehen, dürfen aber schon kurz darauf in der längsten Sequenz als Indiana und Jones – also, so heißen sie nicht, aber sie teilen sich ja quasi Indys Rolle – mit komischen Eingeborenen und komischen Nazis rumschlagen. Ihre Probleme lösen sie dabei ganz auf Supernasen-Art.
In jeder dieser Sequenzen hat es ein Schwuler auf Mikes schnuckligen Hintern abgesehen. Und wie Mike versucht ihn sich in der Indiana Jones-Sequenz, unter Einsatz seines Essens, vom Leib zu halten, ist ganz großes Supernasenkino und gehört mit zu den besten Gags des Films. Dabei werden nicht nur die Szenarien immer abstruser, sondern auch die Rahmenhandlung nimmt zusehends absurdere Züge an, was perfekt kulminiert in der Auflösung des reichlich surrealen „Sub-Plots“ um Jochen Busse. Und dass die Auflösung der Geschichte eigentlich keinen Sinn ergibt, beziehungsweise nicht funktionieren kann, versteht sich doch wohl von selbst.
Die einzelnen Ausflüge in die Videowelten – wer würde Mikes Gerät eigentlich nicht mit seinem Lieblingsporno ausprobieren – sind allesamt unterhaltsam, wobei die Indiana Jones-Sequenz sowie der TANZ DER VAMPIRE besonders hervorstechen. Auch wenn sie nicht an den Qualitätsblödsinn von DIE SUPERNASEN heranreichen, werden sie aber dafür nicht, wie in ZWEI NASEN TANKEN SUPER, durch die Rahmenhandlung ausgebremst. Und die locker-klischeehafte Darstellung der Japaner in ihrem Technologie-Wahnsinn ist sowieso spaßig – auch wenn es ja eigentlich die Chinesen sind die gerne alles illegal nachbauen, was sie fotografieren können.
In diesem Sinne: "Wenn wir jetzt in ihre Wohnung kommen, und Herr Kapellusch sitzt dort nicht auf dem Sofa, dann sitzen SIE. Und zwar lange!"
Die ersten beiden Filme und die Chaos-Blödler Mike und Tommy sind ungeschlagen und es wird nach Betrachtung dieses Werkes klar, warum die Reihe nach DIE EINSTEIGER nicht fortgesetzt wurde. Die Luft war irgendwie draußen, bzw. der unbeschwerte Hang zum hemmungslosen Blödeln war dem Drang gewichen fast schon richtige Filme zu machen. Trotzdem ist DIE EINSTEIGER ein unterhaltsamer Film und im Großen und Ganzen besser als ZWEI NASEN TANKEN SUPER. Und überhaupt eine Empfehlung wert, schon weil der Film die Filme im Film durch die Augen eines faszinierten Kindes betrachtet, das kein künstlich entstandenes Werk sieht, sondern ein Fenster in einer fremde Welt geöffnet hat.