OT: Whoops Apocalypse
KOMÖDIE: GB, 1986
Regie: Tom Bussmann
Darsteller: Loretta Swit, Peter Cook, Michael Richards
Der britische Premierminister hat den Verstand verloren: Für den Niedergang der englischen Industrie macht er Feen und Kobolde verantwortlich, und die Jobkrise löst er auf kreative Weise, indem er Arbeitslose eigenhändig von den Klippen Cornwalls stößt. Seine Untertanen sind begeistert: Endlich ein Politiker, der nicht nur redet, sondern handelt. So einem Führer folgt man doch gerne... wenn's sein muss, auch in den Atomkrieg ...
KRITIK:
Ich weiß ja nicht, wie's euch geht.
Wenn man sich diese durch und durch unlustigen Seichtwitz-Komödien wie Grabgeflüster oder zuletzt Mord im Pfarrhaus ansieht, kann man gar nicht mehr glauben, dass britischer Humor einst neue Maßstäbe setzte. In Sachen Radikalität und Unberechenbarkeit nämlich.
Hach, waren das noch Zeiten, als Ende der Siebziger bis Mitte der Achtziger Jahre englische Humor-Extremisten wie die Monty Pythons oder Spitting Image auf den Fernsehkanälen der ehrwürdigen BBC ihr Unwesen trieben. Und
nicht nur die britische Nation in begeisterte Anhänger und erbitterte Gegner
spalteten.
Whoops Apocalypse, wie dieser bizarre Komödien-Geheimtipp made in Britain
im Original heißt, ist ein typisches Produkt dieser Zeit. Rabenschwarz,
respektlos und ohne Berührungsängste mit den Grenzen des so genannten
schlechten Geschmacks wird die Politik der Achtziger Jahre - ähhm -
"verarscht". Im wörtlichen Sinne *g*.
Der Ost-West-Konflikt, die allgegenwärtige Atomkrieg-Paranoia,
die britische Wirtschaftskrise ...
Die Zeiten waren schlimm, keine Frage. Aber satire-technisch haben sie einiges her gegeben.
Ich hab den Film vor ungefähr 15 Jahren auf gut Glück aus der Videothek
geholt ... und war restlos begeistert. Selten ein derartig
überdrehtes Gagfeuerwerk gesehen. Da wird eine Prinzessin namens Wendy (die
optisch einer gewissen Lady Di nachempfunden wurde) in Bondage-Manier
gefesselt und in ein Gorilla-Kostüm gesteckt, während im Wembley-Stadion Regimegegner öffentlich gekreuzigt werden.
Wenn am Ende eine schießwütige Chaotentruppe namens SAS in Aktion tritt (Zitat: "Wir haben elf Männer
verloren ... im Kampf gegen ein Wachsfigurenkabinett !!!!") - bleibt kein Auge trocken.
Die Lacher sitzen jedenfalls - ein gutes Dutzend Gags sind absolut genial, der Rest zumindest brauchbar.
Und das, obwohl die deutsche Synchro schon ziemlich schwach ausgefallen
ist. Und im ersten Filmdrittel die eine oder andere Länge zu überstehen ist.
Aber egal. Wer von britischem Anarcho-Humor Marke Monty Python's gar nicht genug
kriegen kann, sollte sich diese DVD bestellen. Und zwar schleunigst. Für alle
anderen gilt: Kein Mitleid, wenn ihr euch lieber bei seichten Romantic
Comedies langweilt ...
Eine völlig zu Unrecht weitgehend unbekannte, pechschwarze Politsatire made in Britain. Als hätten die Monty Pythons das Drehbuch zu Dr. Strangelove geschrieben ...