OT: Captain Clegg
ABENTEUER: GB, 1962
Regie: Peter Graham Scott
Darsteller: Peter Cushing, Patrick Allen, Oliver Reed, Yvonne Romain
1776: Piraten haben sich einen beschaulichen Küstenort als Ruhesitz auserwählt und mehren ihre Rente mit ertragreichem Schmuggelhandel. Als der Marineoffizier Collier und seine Soldaten die Ermittlung vor Ort aufnehmen, beginnt ein Katz-und Mausspiel
KRITIK:Der Klappentext auf der DVD stretcht die Wahrheit ein bisschen. Mit der Behauptung, Peter Cushing in der Rolle des "ehrenwerten" Dorfpfarrers würde zusammen mit einem Captain der britischen Marine "Moorphantome" jagen, wird eine Nähe zu den gotischen Horrorflicks der Hammer Studios impliziert, doch von diesen ist man sehr, sehr weit weg. Tatsächlich geht es - wie eingangs erwähnt - um ein Küstenstädtchen, in welchem auf Teufelkommraus geschmuggelt und geschachert wird - und das unter den Augen des in Gestalt eines Soldatentrupps anwesenden Gesetzes. Und der oben genannte Pfarrer ist darüber hinaus der Kopf der Schmuggelbande. Soviel zum Thema "ehrenwert".
Der Horroranteil des Films beschränkt sich auf einige wenige, aber atmosphärische Szenen im Moor, ein Piratengrab und eine Handvoll als fluoreszierende Skelette verkleidete Reiter. Das ist aber okay, denn DIE BANDE DES CAPTAIN CLEGG ist eine Adaption des Thorndike - Romans "Doctor Syn - A Tale of Romney March" und ein Remake der ersten Verfilmung des Stoffes aus dem Jahr 1937. Darüber hinaus stellt der Streifen nach PIRATEN AM TODESFLUSS den zweiten Piratenfilm aus dem Hause Hammer dar. Wer jetzt allerdings etwas in der Art von FLUCH DER KARIBIK erwartet, dürfte bitter enttäuscht werden. Der Film bringt Seeratten wohl keine Freude, weil er zu 99,8% an Land spielt. Von daher keine Seeschlachten, keine Meeresuntiere und kein Kielholen. Under Jolly Roger betrachtet rangiert DIE BANDE DES CAPTAIN CLEGG im Piratenranking wohl noch hinter dem kleinen Pirat aus den SANDMÄNNCHEN - Geschichten.
Letztendlich sind die einzigen Piratenbezüge die lässige Pre- Vorspannsequenz und der Hintergrund, dass die Schmugglerbande aus ehemaligen Piraten besteht. Von daher ist DIE BANDE DES CAPTAIN CLEGG fast schon ein 18th Century - Kriminalstück mit ein wenig Piratenatmosphäre und einen Minimalschuss Grusel. Trotzdem macht der Film Spaß. Das Katz- und Mausspiel, welches die Schmuggler hinter ihren bürgerlichen Fassaden als Geistlicher, Wirt oder Bestatter mit den Soldaten treiben, ist flott und unterhaltsam in Szene gesetzt. Und das Dekoltee von Yvonne Romain ist einer Piratenbraut mehr als würdig.
Der größte Trumpf von CAPTAIN CLEGG ist aber Peter Cushing. Der wollte nach eigenen Angaben ja immer schon gerne einen Piraten spielen und das merkt man auch. Die Horrorfilmlegende ist mit Herzblut bei der Sache. Aber auch seine Co-Stars (u.a. Patrick Allen und Oliver Reed) sind hoch motiviert.
Mir persönlich hat DIE BANDE DES CAPTAIN CLEGG gefallen, aber ich frage mich, ob es - abgesehen von den eingefleischten Hammer-Aficionados - heuer überhaupt noch ein Publikum für einen altmodischen Abenteuerfilm wie diesen gibt.
Wir kennen den unvergessenen Peter Cushing als Van Helsing und als Frankenstein. Wer ihn auch mal als Pirat erleben will, der schließt sich für unterhaltsame 79 Minuten der BANDE DES CAPTAIN CLEGG an und versteckt ein bisschen Schmuggelware vor der Marine Ihrer Majestät.
Ob der gute Captain heutzutage noch den Zeitgeist trifft, darf allerdings stark bezweifelt werden.
Den Hammer-Fans sollte dies aber am Backbord vorbeigehen - denn auch die No. 9 der feinen Hammer-Edition von Koch Media ist ein Must-have für Sammler.