OT: Le Couperet
THRILLER/DRAMA/KOMÖDIE: F, 2005
Regie: Constantin Costa-Gavras
Darsteller: Karin Viard, Jose Garcia, Olivier Gourmet u.a
Bruno Davert (José Garcia) hat es satt: Nach beinahe zwei Jahren Arbeitslosigkeit und unzähligen Bewerbungen ist immer noch kein Job in der Papierindustrie für ihn frei, während aus dem Fernseher das Gesicht von Raymond Mâchefer (Olivier Gourmet) grinst. Mâchefer hat genau den Job, den Bruno sich wünscht und Bruno beginnt sich zu fragen wie viele überqualifizierte Arbeitslose eigentlich besser für seinen Traumjob geeignet oder zumindest gleich gut als er sind. Bruno kommt ein schwindelerregender Plan: Wäre die Konkurrenz aus dem Weg geräumt, müsste doch der nächste freie Posten für ihn sein. Vielleicht sogar Mâchefers Posten ...
KRITIK:Umstrukturierungen, Auslagerungen, Einsparungen führen zu Gewinnen für Unternehmen
und Aktionären. Wenn juckt es schon, wenn in Folge solcher Aktionen die Arbeitnehmer auf der Strecke bleiben und ihren Job verlieren.
Zumal man auf dem Arbeitsmarkt mit der richtigen Qualifikation und Erfahrung eh sofort wieder einen neuen Posten findet.
Auch Bruno war nach seiner Kündigung davon überzeugt, sofort wieder Arbeit zu
finden. Er ist schließlich ein Mann in den besten Jahren, qualifiziert, hat
Erfahrung. Als er nach fast zwei Jahren immer noch keinen Posten in Aussicht hat,
wird Bruno zusehends mürbe, er verhält sich asozial, kapselt sich von seiner Familie ab. Bruno merkt nicht, wie seine Ehe langsam erkaltet und sich sein Sohn zu einem Kleinkriminellen entwickelt, da Bruno die offenen Raten für Haus und Auto keine Ruhe lassen.
Costa-Gravas zeichnet ein düsteres Bild von einer Gesellschaft in der nur das Recht
des Stärkeren zählt und auf dem Arbeitsmarkt ein unerbittlicher Konkurrenzkampf
tobt. "Die Axt" schwebt über allem, ein jeder sieht sich mit der
Arbeitsplatzproblematik konfrontiert, ist man nicht selbst betroffen fürchtet man um seine Anstellung oder hat zumindest Freunde oder Verwandte die auf dem Arbeitsmarkt um ihr Überleben kämpfen.
In einer Welt in der "Sex Sells" allgegenwärtig ist und in der der Satz "Der Zweck
heiligt niemals die Mittel" zu einer hohlen Phrase degradiert wird, scheint es nur
mehr eine Frage der Zeit zu sein, bis ein ehemaliger Manager die Schwelle zum Mörder überschreitet um seine Existenzgrundlage zu retten. Zumal alles so einfach scheint:
Nur fünf Konkurrenten müsste Bruno aus dem Weg räumen, nur fünf und Mâchefer. Also
wird schnell die Weltkriegswaffe des Vaters ausgegraben und die Spiele können
beginnen.
Der Film bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Thriller und Komödie. Voll
Zynismus entlarvt Costa-Gravas die Mechanismen des freien Marktes und macht sich
über diese lustig, indem einzelne Situationen überzeichnet werden. Der Film gleitet
jedoch nie vollständig ins Komische, vor allem da die Figuren und ihre Sorgen ernst
genommen werden.
José Garcia schafft es beim Zuseher Sympathie für seine Figur zu erhaschen, obwohl
Bruno seine Konkurrenz im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Weg räumt, hofft man
doch, dass es gut für ihn ausgeht und seine Bemühungen nicht umsonst waren. Das
liegt vor allem auch daran, dass Bruno zusehends von einem schlechten Gewissen
geplagt wird und erkennt,
dass er mit seinen Opfern mehr gemeinsam hat, als ihm lieb ist.