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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Diabolical Dr. Z

Diabolical Dr. Z

OT: Miss Muerte
HORROR: SPANIEN/FRANKRE, 1966
Regie: Jess Franco
Darsteller: Mabel Karr, Antonio Jimenez Escribano, Howard Vernon, Estella Blain

STORY:

Dr. Zimmer betreibt in seinem geheimen Labor Grundlagenforschung, nicht ohne Erfolg. Als er auf einem Medizinerkongress einen Weg zur Gedankenkontrolle vorstellt und Experimente an Menschen vorschlägt, wird er verhöhnt und beschimpft. Angesicht der Schmach stirbt er an einem Herzanfall. Seine Tochter setzt seine Forschungsergebnisse jedoch in die Realität um und befiehlt einer Striptänzerin, die verantwortlichen drei Ärzte zu verführen - und zu töten...

KRITIK:

Was sich hier nach einem ganz normalen Exploitation-Reißer aus der unteren Schublade anhört, ist tatsächlich eines der stilvollsten Werke Jess Francos, und auch auf die Gefahr hin, dass gleich der erste Satz dieser Review für Gelächter in den ersten Reihen sorgt, wiederhole ich die beiden Reizworte noch einmal: Franco und Stil.

Franco? Ist das nicht der, der Wackelkameras, hektische Zooms und Unschärfe als Stil verkauft? Äh. Ja. Es ist furchtbar einfach, auf Franco einzudreschen. Francos Filmverständnis schert sich einen Dreck um Konventionen, was für die meisten dann gleichbedeutend ist, dass Franco die Filmkonventionen eben nicht beherrscht. Und falls ihm dann doch mal ein guter Film gelingt, dann wird dies von der selbsternannten seriösen Filmkritik als Zufallstreffer eingestuft, womit man dann auch gleich negiert, dass der Zufall ein gestalterisches Mittel sein kann.

Nur wird man damit dem bizarren Kino des seltsamen Spaniers überhaupt nicht gerecht, denn es macht wenig Sinn, eine Schlacht auf einem Feld auszutragen, auf dem Franco erst gar nicht antritt.

Tatsächlich versteht Franco sein filmisches Handwerk, nur legt er hierauf während des Schaffensprozesses keinen Schwerpunkt mehr. In seinem Frühwerk bis etwa 1970 finden sich jedoch genügend Beispiele, in denen seine typischen Zoom-Ekstasen, Out-of-Focus-Einstellungen und hingeschluderten Effekte schlicht und ergreifend durch komplette Abwesenheit glänzen. Und auch wenn es naheliegt, dass sich DIABOLICAL DR. Z in nichts von seinen späteren Filmen unterscheidet, so könnte der Unterschied kaum gewaltiger ausfallen.

Franco reiht ab der ersten Filmminute eine exquisite Schwarz-Weiß-Einstellung an die andere. Der Ausbruch aus dem Gefängnis, die Szenen im Wald, das einsame Haus, das Labor, hier wird ganz vornehm dem Gothic-Horror Referenz erwiesen. Damit nicht genug, lange Kamerafahrten, die an Alain Resnais MARIENBAD erinnern oder zwei Fremde, die sich - wie beim Master of Suspense - im Nachtexpress treffen und Franco dabei mit bloßen filmischen Mitteln Spannung zwischen den Protagonisten aufbaut, dazu ein avantgardistischer Jazz-Score und expressionistische Licht-Schatten-Spiele - wer hier noch behauptet, Franco beherrsche nicht das Einmaleins des Filmemachens, hat ein Problem, seine Ansichten kritisch zu hinterfragen.

Selbstverständlich aber ist DIABOLICAL DR. Z ein Franco-Film im besten Sinne, der seine Pulp-Herkunft zu keinem Zeitpunkt verleugnet. Die charakteristischen Nachtclubszenen, die sich wie ein roter Faden durch sein Werk der 60er und 70er durchziehen, nimmt in der atemberaubenden Personifizierung als Miss Death selbst in der bizarren Filmwelt eines Jess Francos eine Sonderrolle ein. Die Handlung nimmt dazu Bezug auf seinen vorangegangenen Durchbruch mit DR. ORLOFF, verweist aber auch in die Zukunft, ist sie doch Grundgerüst seiner späteren Liebeserklärung an Soledad Miranda, SIE TÖTETE IN EKSTASE.

Dennoch sind beide Filme trotz nahezu identischer Handlung diametral verschieden. Hier die Morde mittels Medium, dort direkt durch die Witwe selbst. Auf der eine Seite die kühlen, durchkomponierten Schwarz-Weiß-Bilder, auf der anderen die delierenden Einstellungen in knalligen Mustern und Farben. Zunächst eine sehr sorgsame, wohlüberlegte Inszenierung, später die schnell abgedrehte, eher assoziativ als narrativ erzählte, viel dem Zufall überlassende Filmproduktion. Exakter lässt sich der Wandel des Jess Franco zum besessenen Vielfilmer kaum dokumentieren.

Diabolical Dr. Z Bild 1
Diabolical Dr. Z Bild 2
Diabolical Dr. Z Bild 3
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Diabolical Dr. Z Bild 7
FAZIT:

Wer sich ernsthaft mit Jess Franco als Filmemacher auseinandersetzen will, kommt um DIABOLICAL DR. Z nicht herum. Hier findet sich alles, was den exzentrischen Spanier auszeichnet, Pulp, Gothic-Horror und ein klein wenig Sexploitation, anders als später allerdings filmästhetisch formvollendet.

WERTUNG: 8 von 10 tödlichen Fingernägeln
TEXT © Marcel
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Silvia Szymanski | 02.06.2013 23:17
Gute Besprechung! Toller Film. Gestern gesehen. :-)
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