OT: The Thin Red Line
KRIEGSEPOS: USA, 1998
Regie: Terrence Malick
Darsteller: Sean Penn, Adrien Brody, James Caviezel, Ben Chaplin, George Clooney, John Cusack, Woody Harrelson, John Travolta, Jared Leto, Nick Nolte
Zweiter Weltkrieg, die C-Kompanie der 25. US-Infanteriedivision landet auf der Insel Guadalcanal, die im Pazifischen Ozean liegt. Ziel der Mission: Die Insel von den Japanern zurückzuerobern.
Lange Zeit hatte ich keine Lust mir den Film anzusehen. Ich kann mit Kriegsfilmen so rein gar nichts anfangen, auch wenn es ein paar Glanzstücke dieses Genres gibt. Der schmale Grat ist so ein Glanzstück, auch wenn dieser Film absolut nicht in das Genre Kriegsfilm eingeordnet werden kann. Genau aus diesem Grund sah ich ihn mir irgendwann auch an. Und ich war überwältigt.
Der schmale Grat ist alles andere als ein stupider Film der die amerikanische Kriegsmaschinerie verherrlicht. Ganz im Gegenteil. Die Amerikaner sind hier genauso Täter wie Opfer, ebenso die Japaner. Und diese Gegenüberstellung von Gegensätzen ist ein Grundmotiv des Films. Denn niemals ist man nur eines von beiden. Täter und Opfer, gut und böse, Natur und Kultur. Philosophische Grundmotive.
Ich lese gerade ein gutes Buch über genau diese Zusammenhänge und da fiel mir auch Der schmale Grat wieder ein. Es gibt einige Biologen die davon ausgehen, dass der Mensch von Grund auf böse ist, andere sind der Meinung er ist durch seine Natur bedingt erstmal gut und werde durch die Umwelt böse. Ich denke das Eine kann ohne das Andere gar nicht gesehen werden. Denn ohne Böses gibt es auch keine Definition des Guten. Der schmale Grat beschäftigt sich genau mit diesen Zusammenhängen. Was treibt uns Menschen dazu böse zu werden? Oft ist es nunmal nur ein schmaler Grat zwischen gut und böse.
Vielen mag das zu spirituell sein und deswegen scheuen sie auch die Filme von Terrence Malick. Doch mit Spiritualität hat das für mich nichts zu tun. Ist ist schlichtweg die Grundsubstanz des Lebens, mit der Malick sich in seinen Filmen auseinandersetzt. Wenn man davon ausgeht, dass die Natur im Grunde genommen gut ist, dann bleibt nur der Schluss zu, dass das Böse welches der Mensch hervor bringt wieder-natürlich ist. Doch da der Mensch ein Produkt der Natur ist kann es auch nicht wieder-natürlich sein. Für Malick scheint diese Auseinandersetzung auch Leitmotiv seiner Filme zu sein.
Die Natur ist ein zentrales Thema bei Malick, auch in Der schmale Grat spielt sie für mich die Hauptrolle. Wird sie in The Tree of Life eher als das Gegenteil von gut gesehen, ist sie in Der schmale Grat das Gute. Wie schonmal erwähnt besteht hier kein schwarz-weiss Denken, das entweder das Eine, oder das Andere zulässt. Kein gut ohne böse, kein Täter ohne Opfer und immer existiert beides zugleich in Einem. Eine unglaublich tolle Szene des Films und für mich eine Szene die schön die ganze Thematik beschreibt, ist der Moment indem die Soldaten einem Eingeborenen begegnen.
Was Terrence Malick auszeichnet ist ein unglaubliches Gespür für Bilder. Die Naturaufnahmen sind grossartig. Ein eingefangener Moment der Schönheit. Dem gegenüber gestellt: Die Kriegsszenen die Malick schonungslos auf Zelluloid bannt sind alles andere als leicht verdaulich. Sie zeigen den Krieg als das was er nunmal ist: Als schreckliches Szenario für alle Beteiligten. Auf beiden Seiten stehen Opfer und Täter in einer Person. Im Film wird dies auch immer wieder heraus gearbeitet. Jeder von uns hat dennoch eine Wahl, die Möglichkeit zu entscheiden welchen Weg er gehen möchte. Auch die Charaktere im Film treffen immer wieder eine Wahl, wie Kompanieführer Staros, der den Befehl erhält einen Hügel zu stürmen und dies ablehnt.
Die schonungslose Schilderung des Krieges ist hier den wunderschönen Aufnahmen der Natur gegenübergestellt. Ein Kontrast der nur schwer verdaulich ist. Doch denkt man sich tiefer rein, ist wie schonmal erwähnt, Eines nie nur das Eine, sondern auch das Andere. Alles fügt sich hier auf wunderschöne und grausame Weise zu einen grossen Ganzen zusammen. Die Schauspieler überzeugen genauso, wie der Soundtrack, die Story, die grandiosen Naturaufnahmen und die grausamen Kriegsszenen. Was am Ende bleibt ist eine künstlerische Gesamtkomposition.
Der Schmale Grat ist ein Gesamtkunstwerk, dass lange nachhallt. Es ist kein stupider Kriegsfilm und auch kein spiritueller Schnick-Scknack. Wir werden hier mit den Grundmotiven unserer menschlichen Existenz konfrontiert. Terrence Malick zeigt uns hier die Welt wie sie nunmal ist und regt uns dazu an darüber nachzudenken. Ein schmaler Grat zwischen Gut und Böse. Unbedingt erwähnenswert ist noch die tolle Besetzung des Films. Und die Aufnahmen sind einfach überwältigend.