OT: Le planète sauvage
ANIMATION: F/CZ, 1973
Regie: Rene Laloux
Darsteller: ---
Auf dem Planeten Ygam leben die riesigen, blauen Draag, deren Finger so groß wie Menschen sind, und deren Technologie es ihnen erlaubt das All zu bereisen. Von einem ihrer Erkundungsflüge brachten sie von der Erde die Om (frz. Hommes für Menschen) mit, die sie nun als Sklaven halten. Einige Menschen leben aber auch in Freiheit. Und es reicht ihnen wie Ungeziefer behandelt zu werden.
Neulich am Amazon-Wühltisch: Der phantastische Planet. Ja, was ist denn das? Dann sofort den Trailer auf Youtube gesichtet. Sowas von gekauft! Und eigentlich sagt dieser Trailer auch schon alles, da muss man ja keine Kritik schreiben, wohl aber eine Vorstellung, damit dieses Werk auf filmtipps.at wiedereinmal seine fünfzehn Minuten Ruhm genießen kann. Willkommen in den grauen/ bunten (?) Siebzigern. Ich war ja leider nicht dabei damals und habe auch ein verzerrtes Bild durch vergilbte Fotos und gealtertes Filmmaterial.
Die Filme waren gar nicht so grau, als sie damals rausgekommen sind, die Trägermedien verlieren einfach an Qualität über die Dekaden. Es ist jedenfalls eines der faszinierendsten Phänomene überhaupt, dass die ästhetische Halbwertszeit der Medien einer Epoche die Wahrnehmung derselben so stark im Sinne einer kollektiven Synästhesie beeinflusst.
Der phantastische Planet ist eine Kollaboration von Regisseur René Laloux und dem Künstler und Autor Roland Topor, der die Vorlage zu Roman Polanskis "Der Mieter" schrieb, bei Fellinis "Casanova" für die Bühnenbilder zuständig war und die Filmplakate von "Blechtrommel" und Herzogs "Nosferatu" designte. Mit diesem Film schufen sie einen surrealen Bilderrausch, der verschiedene Themen im psychedelischen Stil der Siebziger Jahre verarbeitet.
Vordergründig im Science-Fiction-Fantasy-Gewand, wird da die Besetzung der Tschechoslowakei durch Russland (man muss wissen, der Film war eine tschechoslowakisch-französische Koproduktion) durch die Revolte der kleinen, aber unbiegsamen Menschen gegen den übermächtigen Unterdrücker thematisiert, da wird aber auch über das Leben an sich reflektiert, dieses ewige Fressen und gefressen Werden, und da wird ein bisschen damit gespielt, wie sich solche Phänomene im menschlichen Geist wohl anfühlen, wenn man unter dem Einfluss gewisser bewusstseinsverändernder Substanzen steht.
Ich kann nur sagen: Anschauen. Auf sich wirken lassen. Die verstörenden Bilderwelten, die eigenartigen Stimmungen, die originellen Ideen und die Abkehr von ausgetretenen Genrepfaden machen diesen Film zu einem Hochgenuss. P.S.: DVD gibt es ganz billig bei Amazon inklusive eines tollen Features: Weitere Kurzanimationsfilme des Regisseurs!!!
Der phantastische Planet ist ein wohltuend "anderer" Zeichentrickfilm für Erwachsene, der ziemlich entspannt durch seine leicht albtraumhaften Szenerien groovt und dabei für Entzücken sorgt. Sehr sehenswert!.