KOMÖDIE: USA, 1964
Regie: George Pal
Darsteller: Tony Randall, Barbara Eden, Arthur O'Connell, John Ericson, Kevin Tate, Lee Remick
In einer amerikanischen Kleinstadt am Ende des 19. Jahrhundert taucht eines Tages ein alter Chinese, begleitet von einem Esel und einem Goldfisch im Glas auf und verkündet, dass sein Wanderzirkus für zwei Tage gastiert und lädt die Stadtbewohner zum Besuch ein. Die Stadt Abalone (!) befindet sich momentan in der Krise, da zwei örtliche Bürger momentan betreffs einer großen (dem Eisenbahnbau geschuldeten) Grundstücksspekulation im Clinch miteinander liegen. Auch sonst liegt so einiges im Argen. Doch der kleine Wanderzirkus des Dr. Lao hat illustre Künstler an seiner Seite: Merlin, Medusa oder der Yeti, um nur einige zu nennen, und die Magie dieses Zirkus schlägt alle in den Bann und hält so manch unliebsamen Spiegel vor.
Eine Stadt namens Abalone, ein Chinese auf einem Esel durch den Wüstensand reitend, begleitet von exotisch verfremdeten Westernscore. Etwas passiert hier, das ist klar, und nicht alle werden heil daraus hervorgehen.
Doch sollte man nicht Übles denken. Es ist nur der Auftakt für eine Zaubershow, die damals ihresgleichen gesucht hat. Was in der Folge an Special Effects und allgemeiner Parabelkunst (obwohl den seinerzeitigen Filmkritikern zu seicht) auf das staunende Publikum losgelassen wird, war, simpel gesagt, wunderbar. Oder mit Dr. Laos Worten: "Dr. Laos Zirkus ist das Leben an sich und alles ist ein Wunder."
Tony Randall gibt den Dr. Lao und noch sechs weitere Charaktere (eigentlich sogar sieben, aber einen muss die geneigte Seherschaft suchen, denn keine Wunder ohne Arbeit). Unterstützt wird er dabei von namhaften NebendarstellerInnen bzw. TV-Größen, die da wären Barbara Eden ("Bezaubernde Jeanny"), Arthur O'Connell (CITIZEN KANE), John Ericson (STADT IN ANGST) oder Lee Patrick (VERTIGO) und noch so manch Anderer.
Randall selbst hat auch kaum wirklich große Rollen vorzuweisen, am ehesten noch als Hercule Poirot in DIE MORDE DES HERRN ABC. Aber locker beweist er in gleich sieben (äh, acht) Rollen seine Qualitäten. Ob als trotteliger Merlin, hypnotischer Gott Pan oder die etwas alte, ein wenig taube und uralte Große Schlange sowie eine wirklich eiskalte Medusa, er hat sie alle drauf.
Neben all der klassischen Fantasy, die hier geboten wird, muss auch gesagt werden, dass es sich bei dem Film um eine Literaturverfilmung handelt, obwohl, soweit ich feststellen konnte, war es das einzige Buch von Charles G. Finney (nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Erweckungspriester, der kiloweise Bücher geschrieben hat) und der Film ist wirklich nah am Buch, was selten passiert.
Das Effektgewitter hat es auch in sich, wobei man sagen muss, dass der Regisseur George Pal gleich wie Georges Melies ein Zauberer des Kinos war. Stammen doch auch die Klassiker KAMPF DER WELTEN, DER JÜNGSTE TAG oder DIE ZEITMASCHINE und noch andere der größten phantastischen Filme der 1950er und 1960er-Jahre von ihm. Und gerade im Effektbereich gingen viele herausragende Spezialisten aus seinem Dunstkreis hervor. Ein Oscar, damals noch ehrenhalber, für Make Up und eine weitere Nominierung für Visuelle Effekte waren der Lohn.
Wer auf wunderbare zauberhafte Märchenparabeln steht, darf diesen Film nicht ungesehen lassen. Trotz aller Effekthascherei kommen gute bis grandiose schauspielerische Leistungen, sanfter Humor, asiatische Weisheit, der beliebte chinesische L-Fehler und sogar ein paar wirklich gruselige Momente zu ihrem Recht.