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Der große Diktator

Der große Diktator

KOMÖDIE: USA, 1940
Regie: Charles Chaplin
Darsteller: Charles Chaplin, Paulette Goddard, Jack Oakie, Henry Daniell, Billy Gilbert

STORY:

Während der infantile Dictator of Tomania - Adenoid Hynkel (Charles Chaplin) mit seinem Spezi Benzini Napoloni - Dictator of Bacteria (Jack Oaki) die Invasion von Austerlich verhandelt, hat sich ein jüdischer Barbier (ebenfalls Chaplin) mit infantilen Sturmtruppen herumzuschlagen und muss im KZ um sein Leben fürchten. Jedoch machen eine göttliche Verwechslung und eine mitreißende Rede die Welt dann ein kleines Stückchen besser ...

KRITIK:

Nachdem auf diesen altehrwürdigen Seiten schon eine Rezension zum Diktator von Sacha Baron Cohen erschienen ist, sollte die Rückbezugnahme auf jenen von Chaplin nicht verzichtet werden. Chaplins Der große Diktator ist nicht nur ein Klassiker des Hollywood-Kinos, sondern erzählt auch ein Stückchen Filmgeschichte. Chaplin, eigentlich ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Vorherrschaft des (vermeintlichen) Stummfilms, versteht es hier nämlich mustergültig mit der zur Verfügung stehenden Technik umzugehen. Geschickt setzt er sowohl die visuellen als auditiven Möglichkeiten des Films ein. Pointiert kommt eine von ihm entwickelte fiktionale Sprache zum Einsatz, um den als rhetorisches Genie eingestuften Adolf Hitler zu mokieren.

Die unverständlichen Reden haben Anteile von Deutsch und Englisch und spielen mit diversen Klischeewörtern wie "Sauerkraut" oder "Wiener Schnitzel", sie mischen diese dann aber mit verschiedenen Kunstwörtern wie z.B. "Schtonk" - (Demokratie Schtonk! Liberty Schtonk! Free Sprecken Schtonk!). Heraus kommt dabei ein unverständliches Kauderwelsch, wie es nur ein obskurer Zausel sprechen kann. Die Ernsthaftigkeit der verarbeiteten Thematik an sich unterstreicht Chaplin aber ebenso, indem er Wörter der NS-Ideologie im Original verwendet, Beispiele hierfür sind "Jude", "Arier", "Ghetto" oder "Konzentrationslager".

Ebenso großartig ist Chaplins visuelle Gestaltung. Die allgegenwärtigen Doppelkreuze erinnern nicht nur an ihr reales Vorbild, sondern symbolisieren auch die Omnipotenz des Machtapparates. Gekonnt werden Figuren der Diktatur in ein Größenverhältnis zu den sie umgebenen Gegenständen gesetzt, welches sie mickrig und unbedeutend erscheinen lässt. Dies passiert analog zu den realen Methoden des nationalsozialistischen Propagandaapparates.

Kompositorisch erscheint der Film etwas sprunghaft, einzelne Handlungsstränge werden kaum ausformuliert, sondern wechseln in turbulenter Geschwindigkeit. Dies verleiht ihm aber eine ungeheure Dynamik und gibt Aufschluss darüber, wie inkonsequent Regime mit ihren propagierten Gesinnungen umgehen und dass diese maximal zu ihrem eigenen, niemals aber zum Nutzen der Menschen sind. Einzig und allein die (fehlende) Tiefe der jüdischen und revolutionären Figuren könnte bemängelt werden. Im Gegensatz zu ihren diktatorischen Gegenspielern (Hynkel = Hitler, Napaloni = Mussolini, Garbitsch = Göbbels, usw.) fehlen ihnen nämlich reale Vorbilder, was es ein wenig schwer macht, ihre Biografien nachzuvollziehen. Ein Umstand, der durch die fulminante Rede des jüdischen Barbiers, welche den krönenden Abschluss des Filmes bildet, nicht weiter ins Gewicht fällt.

Der große Diktator Bild 1
Der große Diktator Bild 2
Der große Diktator Bild 3
Der große Diktator Bild 4
FAZIT:

Ein infantiler Diktator, ein bockiger Barbier - zweimal Charlie Chaplin und jede Menge Wahrheit... Kinematografie auf höchster Stufe, welche sich auf so manche zeitgenössische Entwicklung beziehen lässt und kein bisschen von ihrer Anziehungskraft verloren hat.

WERTUNG: 9 von 10 Nazis Schtonk!
Dein Kommentar >>
nicky | 06.04.2013 03:01
Die Rede am Schluss ist überigens in jeder nur erdenklichen Weise absolut überragend, weil in diesem Moment Chaplin selbst uns alle spricht! Noch faszinierender wenn man bedenkt, wann der Film gedreht wurde!
nicky | 06.04.2013 03:01
anspricht natürlich :)
>> antworten
Chris | 31.03.2013 11:50
Ich hab den Großen Diktator erst vorgestern gesehn. Toller Film, echt wahr! Ich hatte befürchtet, dass der Slapstick-Faktor zu hoch sein würde, aber der hielt sich echt in Grenzen, da war ich positiv überrascht. Der Film hat so viele komödiantische Highlights und kann auch mit der notwendigen Tiefe aufwarten. Ich bin froh, diesen Klassiker der Filmgeschichte gesehen zu haben.
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