OT: The Invisible Man
HORROR: USA, 1933
Regie: James Whale
Darsteller: Claude Rains, Gloria Stuart, William Harrigan, Dudley Digges
Der Wissenschaftler Griffin findet ein Mittel, das ihn unsichtbar macht. Aber es macht nicht nur unsichtbar, sondern auch bösartig, größenwahnsinnig und mordlustig. Bald schon hat eine ganze Stadt unter der unbarmherzigen Zerstörungswut des Unsichtbaren zu leiden!
KRITIK:Die Famous Monster der Universal Studios. Heute; altehrwürdig und schwer unterhaltsam aus dem Jahr 1933: HOLLOW MAN's Urgroßvater, DER UNSICHTBARE. Der zweite Mad Scientist-Klassiker von James Whale, wobei der erste selbstredend FRANKENSTEIN war.
Anders als der Urenkel aus dem Jahr 2000, kommt der originale UNSICHTBARE schneller in die Pötte. Während Kevin Bacon in Paul Verhoevens moderneren Variante vom unsichtbaren und gemeingefährlichen Mann erst nach einigem Herumexperimentieren Stofflichkeit, Moral und Verstand verliert, hat sich Claude Raines, der Unsichtbare in Whales THE INVISIBLE MAN diesen drei lästigen Dingen schon kurz nach dem Vorspann entledigt.
Und wir die Zuschauer können den Guten (?) dann auch nur deshalb wahrnehmen, weil er bereits in seiner herrlich grotesken (und längst in die Filmgeschichte eingegangenen) Arbeitskleidung steckt. Als da wären ein schwarzer Mantel, ein Vorläufermodell von Michael Jacksons falscher Gipsnase, Bandagen und eine Brille mit großen, getönten Gläsern. Den Krempel wird er schon in der ersten Viertelstunde ablegen, das beunruhigende Nichts darunter zu Tage treten lassen und mit dieser Szene Filmgeschichte schreiben.
Überhaupt: Die mit einer frühen Variante des Blue Box-Verfahrens bewerkstelligten Effekte um den Unsichtbaren mögen anno 2011 etwas drollig anmuten, waren damals aber ebenso revolutionär wie das, was Hollywood heutzutage in unseren Cinetempeln anstellt, wenn es die dreidimensionalen Special Effects-Muskeln spielen lässt.
Dementsprechend ausgiebig zelebriert John P. Fulton, der Trickmeister des INVISIBLE MAN, seine Errungenschaften in diesem Film. Und die Tricks funktionieren, haben etwas Zeitloses. Auch wenn bereits fast acht Jahrzehnte seit seiner Uraufführung in den amerikanischen Kinos vergangen sind; DER UNSICHTBARE - falls ein solches Kompliment bei einem Unsichtbaren überhaupt angebracht ist - kann sich immer noch sehen lassen.
Ich möchte nicht respektlos klingen, aber manches wirkt trotzdem etwas angetrasht. Zum Beispiel, wenn sich unser Titelheld als eine Art Geisterhooligan durch ein kleines Kaff randaliert. Andererseits sind eben diese hart an der Grenze zum Slapstick rangierenden Szenen auch ziemlich witzig; aberwitzig. Und der Humor scheint durchaus gewollt. DER UNSICHTBARE hat koboldhafte Späße auf Lager; man denke nur an die Szene, als er den Hut vom Kopf eines alten Mannes in den Dorfbach befördert oder ein Fahrrad per Geisterhand durch eine belebte Straße lenkt; aber nicht nur.
Die Nebenwirkungen des unsichtbar machenden Elixiers lauten nicht umsonst Jähzorn, Größenwahn, Paranoia und Mordlust. DER UNSICHTBARE geht also auch über Leichen und hat Spaß an Katastrophen. Und auch einige zynische Kommentare in petto, wenn er jemanden Schaden zufügt oder gar ins Jenseits schickt. Und gerade, weil wir dieses Monster nicht sehen können, ist es umso beunruhigender. Fragt mal den wissenschaftlichen Assistenten Kemp. Das ist übrigens jener Protagonist, dem der UNSICHTBARE ein gewaltsames Ableben am nächsten Abend um Punkt 10 verspricht. Ob der aus einer Hundertschaft bestehende Polizeischutz ausreicht, um einen unsichtbaren Psychopathen zu stoppen?
Das verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, aber wünsche euch schon einmal viel Spaß mit diesem ziemlich knackig in Szene gesetzten Szenario. Man sagt ja alten Streifen gerne nach, dass sie ihre Geschichten ziemlich bedächtig erzählen. Das kann man von James Whales Film, seines Zeichens die Leinwandadaption eines Romans des Science Fiction-Pioniers H.G. Wells, nicht behaupten.
Von der ersten bis zur letzten seiner knackigen 68 Minuten legt DER UNSICHTBARE für einen Film von 1933 ein fast schon halsbrecherisches Tempo vor und gönnt weder Kemp noch der Polizei noch den Zuschauern irgendwelche Verschnaufpausen. Und kurz vor Abspann bekommen wir das Gesicht des Hauptdarstellers Claude Raines tatsächlich mal vor die Linsen; wenn auch nur für ein paar Sekunden. In diesem Sinne: Stellt euch an dieser Stelle das leise verhallende, unglaublich schadenfrohe Lachen des Unsichtbaren vor ...
"I think we'll start with a reign of Terror!"
Ein Unsichtbarer macht Rabatz! In
den frühen 30ern adaptiert FRANKENSTEIN-Regisseur James Whale einen Roman
des visionären Science Fiction-Autors H.G. Wells unter Einsatz von damals
revolutionärer Tricktechnik und grimmigen Witz. Die Filmwelt war um ein famous
Monster reicher. Und wir um einen energiegeladenen Mad Scientist-Klassiker,
der auch im Greisenalter noch mächtig Laune macht.