ARTHOUSE-HORROR: DEUTSCHLAND, 1989
Regie: Jörg Buttgereit
Darsteller: Hermann Kopp, Heinrich Ebber, Michael Krause
"Das ist der Todesking. Er macht, dass Menschen nicht mehr leben wollen
",
sagt ein Kind in einer Szene und packt die Quintessenz des Films in einen Satz.
NEKROMANTIK-Regisseur Jörg Buttgereit führt uns mit dem TODESKING einmal mehr in
tiefste Abgründe menschlicher Verzweiflung und schildert in sieben kurzen Episoden
(eine für jeden Wochentag) die letzten Stunden im Leben diverser Selbstmörder.
Und die Leere des Seins dieser Menschen macht uns Buttgereit in tristen, kalten Bildern überdeutlich.
Dieser Filmemacher ist ein Guter seiner Zunft, keine Frage.
Trotz des bescheidenen Budgets einer Underground-Produktion gelingt es ihm problemlos
sein Anliegen an den Zuschauer zu bringen. Er will uns von der Hoffnungslosigkeit
seiner namenlosen Protagonisten kosten lassen;
eine Ahnung von der Trostlosigkeit kaputter Existenzen vermitteln.
Uns zeigen, was urbaner, schmerzhaft realer Horror ist, der sich just in diesem Moment
in der Wohnung gegenüber genau so abspielen könnte.
Die Mission ist vor allem in den niederschmetternden, wortkargen "Montag" und "Donnerstag"-Segmenten erfolgreich.
Und natürlich in den grandiosen Zwischenschnitten mit der im Zeitraffer verwesenden Leiche.
In den anderen Episoden schießt er allerdings über das Ziel hinaus. So zum Beispiel am "Dienstag"
mit der etwas unpassenden, aber wohl ironisch gemeinten Naziploitation-Einlage oder beim samstäglichen Amoklauf,
der das tragische Schicksal des während einer Liveshow erschossenen ehemaligen Pantera-Gitaristen
Dimebag Darrell zwar auf unangenehme Weise vorwegnimmt, aber ebenso wie "Mittwoch" und "Sonntag"
das Ziel wegen Overacting verfehlt.
Dennoch ist DER TODESKING interessant. Dank einiger Regie-Raffinessen
und dem gigantischen Score mit Kompositionen von Daktari Lorenz, John Boy Walton und Hermann Kopp.
Allerdings stellt sich die Frage, welche Zielgruppe DER TODESKING eigentlich beglücken will.
Denn gegen ihn ist ein Film wie SESSION 9 der reine Sonnenschein.
Und von daher wäre dieser ultimative Gute-Laune-Killer guten Gewissens nur Leuten zu empfehlen,
die ein Aufputschmittel für ihre Depressionen brauchen oder Sympathisanten
der Suizid verherrlichenden "Bruderschaft des siebten Tags" sind.
Letztere spielt in diesem Film nämlich eine gewichtige Rolle.
Denn es ist ihr mörderischer Kettenbrief, der die selbstmörderische Kettenreaktion auslöst.
Quälender, teilweise schmerzhaft realer Abstieg in die persönlichen Höllen von sieben Lebensmüden. Ohne Frage ist dieser Film gutgemachtes, extremes Undergroundkino - welches aber in etwa so unterhaltsam wie der Blick in ein Massengrab ist.