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Der Tod ritt dienstags

Der Tod ritt dienstags

OT: I giorni dell'ira
ITALOWESTERN: ITALIEN, 1967
Regie: Tonino Valerii
Darsteller: Lee van Cleef, Giuliano Gemma, Walter Rilla, Christa Linder. Yvonne Sanson

STORY:

Scott ist einer der Außenseiter in der Stadt Clifton. Als Kind einer Prostituierten, Vater unbekannt, aufgezogen im örtlichen Freudenhaus, rangiert er ganz weit unten auf der Beliebtheitsskala. Gerade mal gut genug für den Latrinendienst und Straßenreinigung. Einzig sein Freund Murphy behandelt ihn wie einen Menschen, von den anderen wird Scott nur gedemütigt.
Als eines Tages ein mysteriöser, respekteinflößender Fremder namens Frank Talby in der Stadt auftaucht und Scott positive Aufmerksamkeit angedeihen lässt, beschließt Letzterer, sein bisheriges Leben aufzugeben und sich an die Fersen von Talby zu heften (er reitet ihm auf seinem Maultier hinterher) - Scott möchte so werden wie Talby.
Talby nimmt Scott - nicht ganz uneigennützig - unter seine Fittiche und unterweist seinen eifrigen Schüler in der Kunst des Schießens. Als die beiden in Scotts Herkunftsstadt zurückkehren, um sie zu beherrschen, lässt Scott seinem angestauten Frust über die frühere Behandlung durch seine Peiniger freien Lauf.
Doch nach einiger Zeit kommen ihm Zweifel auf an der Aufrichtigkeit Talbys. Sein alter Freund Murphy versucht, Scott vor Talby zu warnen.

Wird Scott die Freundschaft zu Murphy verleugnen und auf der Seite von Talby sogar gegen seinen früheren Freund kämpfen? Welche Ziele verfolgt Talby tatsächlich? Scott muss sich entscheiden ...

KRITIK:

"Der Tod ritt dienstags" ist ein hervorragender Italowestern mit einem grandiosen Lee van Cleef in der Rolle des brutalen und durchtriebenen Frank Talby.

Der Originaltitel "I giorni dell 'ira" bzw. der ins Englische übersetzte Titel "Day of Anger" beschreibt sehr gut, worum es im Film geht. Scott, der sein Leben lang von allem Bewohnern und Bewohnerinnen Cliftons mit Füßen getreten wurde (und das nicht nur im übertragenen Sinn), kommt endlich in die Position, respektiert und gefürchtet zu sein - und allen anderen deren bisherige Geringschätzung ihm gegenüber heimzahlen zu können.

Sein Lehrer Talby, den er kritiklos vergöttert, hat es ihm vorgemacht und Scott kostet die neugewonnene Macht vollends aus. Ähnlich wie in Faccia a Faccia geht es zentral um die Beziehung zwischen Lehrer (van Cleef) und Schüler (Gemma) und die Transformation der eigenen Persönlichkeit und des persönlichen Wertesystems durch Macht und den dadurch verbundenen Aufstieg in der Hierarchie der Gesellschaft.

Doch Scott hat sich dennoch einen Funken Menschlichkeit bewahrt und kommt in einen Gewissenskonflikt, als er sich zwischen seinem früheren Freund Murphy und seinem Vorbild und Meister entscheiden muss.

Giuliano Gemma - böse Zungen (wie die der Autorin dieses Reviews) behaupten, der Name sei ein Garant für Langeweile - ist eine gute Besetzung für die Rolle des naiven Scott, der von seinem Vorbild geblendet vom Weg abkommt und schließlich auf die harte Tour lernen muss, dass Gewalt keine Lösung ist.

Und das alles schön verpackt im Gewand eines staubigen, spannenden und actiongeladenen Italowestern. Der Film funktioniert natürlich nicht nur auf der psychologischen Ebene, sondern genauso perfekt auf der Unterhaltungsebene.

Tonino Valerii (ua. verantwortlich für My dear killer und Der Gorilla begleicht die Rechnung) hat hier ganze Arbeit geleistet. Untermalt mit einem einprägsamen Score, der in diversen Szenen wiederholt wird, coolen Dialogen, Schießereien und Duellen, brennenden Häusern, charismatischen Darstellern mit zerfurchten und von der Sonne gegerbten Gesichtern, einer gehörigen Portion Staub und Blut und westerntypischen Landschaftsaufnahmen (gedreht in Südspanien), haben wir es bei "Der Tod ritt dienstags" mit einem Italowestern der obersten Liga zu tun.

Das Bild der Kinowelt-DVD ist leicht unscharf, weswegen man schon etwas genauer hinsehen muss, um beispielsweise Romano Puppo in einer Barszene erkennen zu können und der Film ist dialog-gekürzt. Schade, da Valerii und Ernesto Gastaldi sehr viel Wert auf das Drehbuch und die Charakterisierung der Hauptfiguren gelegt haben. Nichts desto trotz mindert dies die Qualität der Geschichte nicht nennenswert.

Bislang ist "Der Tod ritt dienstags" nur in einer Box mit zwei amerikanischen Western erhältlich. Eine Einzel-Veröffentlichung wurde von Kinowelt für Oktober angekündigt. Trotz Kürzung sollte man "Der Tod ritt dienstags" als Italowestern-LiebhaberIn keinesfalls verpassen! Bereits der Trailer sollte eure Herzen höher schlagen lassen!

Zitat: "Talby (nachdem er im Streit einen Bargast erschossen hat) zu Scott: "Trink aus, Scott Mary. Ich trinke nicht gern, wo Tote rumliegen."

Der Tod ritt dienstags Bild 1
Der Tod ritt dienstags Bild 2
Der Tod ritt dienstags Bild 3
Der Tod ritt dienstags Bild 4
FAZIT:

Ein Bilderbuch-Italowestern mit allen Elementen, die wir am Genre lieben, untermalt mit stimmungsvoller Musik von Riz Ortolani und einem Lee van Cleef, der nicht nur eine imposante Erscheinung ist, sondern auch mit seinen Blicken den Whiskey im Glas gefrieren lassen kann.

Kauf-Empfehlung!!!

WERTUNG: 9 von 10 Maultieren
TEXT © Mauritia Mayer
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Dein Kommentar >>
Marcel | 18.04.2011 09:22
Ja, schöner Film., schöne Musik, cooler van Cleef. Und insbesondere ein Wiedersehen mit den Locations der ersten beiden Dollar-Filme. Das Dorf Los Albaricoques in Andalusien kann man heute noch besuchen, es hat sich bis auf wenige Neubauten kaum verändert. Man ist fast alleine, und man glaubt, gleich reite Clint Eastwood um die Ecke oder irgendwelche mexikanischen Banditen gehen in eine Spelunke, um einen Tequila runterzuspülen. Die in der Review erwähnte Bar gibts zwar nicht, die entstand im Studio, aber der Bareingang wurde hier gedreht.
7 von 10 Leitsätzen fürs Leben.
(Zu Faccia a Faccia könnte man auch noch einen Direktlink setzen)
Mauritia M. | 18.04.2011 11:29
Das Dorf gibt es noch? Ist ja cool! Also sollte es mich doch einmal nach Spanien verschlagen, hol ich mir von dir ein paar Location-Tipps :)
Chris | 18.04.2011 18:55
Wäre doch mal ein Vorschlag für unseren nächsten Betriebsausflug,
oder? ; )
Marcel | 04.04.2013 23:59
So, gerade im Kino noch mal in voller Pracht genossen. Packe einen Punkt auf Gemmas Maulesel noch drauf. Ich glaube aber, dass die erste Hälfte des Films die bessere ist.
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