OT: Son of Rambow
KOMÖDIE/DRAMA: GB, 2007
Regie: Garth Jennings
Darsteller: Will Poulter, Bill Milner, Charlie Thrift, Jessica Stevenson
Zwei britische Schulbuben beschließen Anfang der Achtziger Jahre, ihren Lieblings-Actionstreifen "Rambo - First Blood" mit der Videokamera nachzudrehen. Kein leichtes Unterfangen, da Eltern, Lehrern und Freunden jegliches cineastisches Verständnis fehlt. Doch die beiden Hobbyfilmer lassen sich nicht unterkriegen...
KRITIK:Premiere für mich: Zum ersten Mal in meinem Leben in einem Kinderfilm. Nein - stimmt nicht ganz.
Sympathische Coming of Age-Komödie um Freundschaft, Familie und natürlich: Kino trifft den Kern der Sache schon eher.
Regisseur Garth Jennings, der nach diversen Videoclips mit der Kultbuch-Verfilmung Per Anhalter durch die Galaxis (2005)
ein eher umstrittenes Debut hinlegte, ist ein kleiner, feiner britischer Film gelungen,
der von der Kritik überschwänglich gelobt wurde.
"Garth Jennings' zauberhafter Film ist eine Feier und Beschwörung der kindlichen Fantasie, die so ungleich reicher ist als die erwachsene", schrieb der Filmdienst.
Und Christian Fuchs von FM4 ergänzt:
"Wer - wie der Schreiber dieser Zeilen - als Kind oft mit pochendem Herzen und völlig entrückt vom Kino nach Hause gerannt ist, wird diese wunderbare Romantic Comedy verehren. 'Son Of Rambow' zeigt, was abgestumpfte Erwachsene oft schon vergessen haben: Filme können mehr sein als banales Entertainment zum Abschalten oder auch bildungsbürgerliche Erbauung.
Filme können die Fantasie zum Explodieren bringen, die Gedanken zum Rasen, die Haut zum Glühen. Sie lassen einem manchmal keine andere Wahl, als sofort selber zum Bleistift, zur Tastatur, zur Kamera zu greifen, weil all die angestauten Inspirationen ja raus müssen."
Schön gesagt. Und für mich natürlich ein schlagendes Argument, eine Kinokarte zu lösen. Und dann sitze ich an diesem nasskalten Samstag Nachmittag in einem viel zu großen Kinosaal in der Millennium City. Und komme mir etwas verloren vor: Von den Eltern der anwesenden 12-jährigen abgesehen, bin ich der Älteste im Saal.
Und wohl auch der Einzige, der den Original-Rambo gesehen hat. Behaupte ich jetzt mal.
Natürlich kratzt so manche Aktion unserer jugendlichen Möchtegern-Actionhelden hart an der Lächerlichkeits-Grenze. Aber halt: Kindischer und lächerlicher als der echte Rambo ist das dann auch wieder nicht. Und - ich geb's ja zu: Der Fanatismus, mit dem diese Nerdbuben ihr Hobby Film betreiben - gegen jede Vernunft, gegen den hinhaltenden Widerstand von Eltern und Lehrern - all das kommt mir durchaus bekannt vor. War ich damals auch so?
Ja ja, die Nostalgie... :-)
Als gleichsam witzige wie emotionale Liebeserklärung an jugendliche Kino-Leidenschaft funktioniert der Film erstaunlich gut. Und auch die 80er-Referenzen sind sehr liebevoll in Szene gesetzt: Auf Schulparties tanzen Gothic-Girls mit New Wave-Boys; Cure, Duran Duran und Depeche Mode dröhnen aus den Boxen, Brause-Cola ist das Getränk der Stunde, und ohne Leggins, Kajal und Haarspray ging damals gar nichts, in den Eighties...
Charmante britische Coming of Age-Komödie um blutjunge Filmfreaks auf dem Rambo-Trip. Ein Kinderfilm? Nur auf den ersten Blick. Künstlerisch wertvoll? Ja. Sehenswert? Durchaus, vor allem wenn man die Achtziger mit ihren martialischen Leinwandhelden selbst erlebt hat...