OT: La Strada per Fort Alamo
WESTERN: ITALIEN, 1964
Regie: Mario Bava
Darsteller: Ken Clark, Jany Clair
Nach einem außer Kontrolle geratenden Überfall verschlägt es zwei als Soldaten verkleidete Bankräuber zu einem Trupp echter Soldaten, die Offiziersfrauen auf dem Weg nach Alamo begleiten und dabei durch ein Indianer-Territorium müssen. Zwar haben die Gangster vor, sich baldmöglichst wieder mit ihrer Beute aus dem Staub zu machen, aber zum einen erwacht plötzlich das Pflichtbewusstsein, zum anderen gewinnt eine Frau das Herz eines der Banditen.
KRITIK:Sergio Leones legte 1964 mit FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR den Grundstein für eines, wenn nicht das erfolgreichste Filmprodukt aus Italien - dem Italo-Western. Der Erfolg überraschte alle, und urplötzlich entstand ein riesiger Bedarf an Nachziehern, die möglichst schnell gedreht wurden. Nahezu jeder italienische Regisseur streifte im Laufe der Zeit das Western-Genre, darunter auch Mario Bava, für den DER RITT NACH ALAMO sicher kein Wunschprojekt war, sondern eher ein Zwischenspiel, das ihn über Wasser hielt und für ein geregeltes Einkommen sorgte.
ALAMO wurde gerade mal sechs Wochen nach Leones Urknall in die Kinos gebracht, und entstand damit zu einer Zeit, in der sich der Italowestern noch im Findungsstadium befand. So verwundert es nicht wirklich, wenn sich ALAMO noch deutlich am amerikanischen Western orientiert. Die staubtrockene Prärie, mexikanische Banditos, der einsame Rächer - vergesst es! Stattdessen haben wir hier blühende Landschaften, klassische Outlaws mit dem Herz am rechten Fleck, die Kavallerie und vor allem - geradezu einmalig im Italo-Western - angriffslustige Indianer, die in einer der eindruckvollsten Szenen in Massen über einer Schlucht auftauchen und damit unsere Helden in die Enge treiben.
Großartige Bauten oder Kulissen darf man in dem Film nicht erwarten, gedreht wurde nicht einmal in Spanien, sondern vor den Toren Roms und vor allem im Studio. Bavas Sohn Lamberto, der seinem Vater assistierte, erzählte später mit einer gehörigen Portion Ironie, dass man sehr geschickt unter die drei echten Indianern die übrigen Hundert Unechten irgendwie mischen musste. Das ist vermutlich nicht wörtlich gemeint, denn wahrscheinlich gab es überhaupt keinen Indianer vor Ort, aber es zeigt, in welchen Maßstäben Bava denken musste.
Überraschend ist, wie wenig überraschend ALAMO ist. Bavas primäres Ziel schien es zu sein, sich dem amerikanischen Vorbild möglichst geschickt zu nähern. Von seinem ganz eigenen, typischen Stil sieht man dagegen nur in wenigen Szenen etwas, vor allem im Lager, aber auch in den Höhlen, in denen es unsere Helden erstaunlich oft verschlägt. Dafür erzählt Bava seine Geschichte sehr geradlinig und konzentriert und bringt sie, nachdem sie sich anfangs mit einigen Wendungen erst mal finden muss, in 75 Minuten zügig zum Ende.
Dabei spart Bava nicht mit leiser Kritik. Wem die Sympathien gehören, ist eindeutig klar, und wenn die Indianer die US-Kavallerie ausgerechnet mit Geld aus der Deckung holen können, dann wird deutlich, wer seinen Gegner studiert hat und wer nicht. Sehenwert ist auch die starke Frauenrolle in einer harten Männerwelt, eine Reminiszenz an die Abenteuerfrau der klassischen Western von Hawks und Ford. Für die rothaarige Schönheit, die zuvor noch die Trash-Granate HERCULES VS. THE MOON MAN veredeln durfte, dürfte die Zusammenarbeit mit Bava ein echtes Highlight ihrer Karriere gewesen sein.
Gut kopiert ist halb gewonnen. Mario Bava imitiert den klassischen, amerikanischen Western, während seine Landsleute Leone und Corbucci das Genre revolutionieren.