OT: The Adjustment Bureau
SCIENCE-FICTION-ROMANZE: USA, 2011
Regie: George Nolfi
Darsteller: Matt Damon, Emily Blunt, Terence Stamp, Michael Kelly, Anthony Mackie
Matt Damon spielt eine Version von Matt Damon, der als Politiker in New York um die Gunsten der Wählerschaft buhlt. Er verknallt sich in die freche Emily Blunt, die sich superb als Love-Interest herausstellt, aber - wie sie selbst zum Glück einmal erwähnt - vielleicht gar nicht so viel mit ihm gemein hat. Das wäre ziemlich blöd, weil die Politiker-Version von Matt Damon seine Karriere und sogar seine Erinnerungen auf das Spiel setzt; sich Verlieben steht nämlich nicht auf dem Plan und die Behörde für Schicksals-Anpassung findet das gar nicht cool. So wird der Jungpolitiker von einer Gruppe fein angezogener Agenten verfolgt, die darauf aufpassen, dass sich unser Held nicht weiters mit seiner neuen Frischliebe durchbrennt. Doch Damon lässt sich nicht verschicksaln und nimmt die Beine, sowie seine Zukunft selbst in die Hand.
Erst letztens fiel mir auf, dass es sich bei dem Allerwelts-Titel DER PLAN (in roten unverwechselbaren Lettern) um eine Verfilmung eines Phil K. Dick-Stoffes handelt - und da ich eh grad auf dem Dick-Trip (no pun intended) bin, hab ich mir gedacht ich führe mir besagtes Werk mal zur Güte (die wirklich billige DVD beim Alles-Laden gab dann noch den letzten Impuls). Und wie erwartet, lief alles nach Plan (pun..., yeah you got it).
Freie Interpretation des Werbetextes: "romantische Mysteryspannung mit einem Hauch Science-Fiction".
Die Story klingt ja ganz cool: alles was geschieht, passiert, weil jemand es so will. Und sollte mal doch etwas nicht so sein, wie es sein sollte, wird es einfach geradegebogen. Dafür verantwortlich ist das Planungsbüro - ebenso wie jedes andere Büro hat auch dieses Vorgesetzte, Urlaubsanträge, Mitarbeiter. Und jeder Mitarbeiter macht einmal Fehler. Einer dieser Fehler führt dazu, dass unser halb-gebrochener Held sich nicht rechtzeitig mit Kaffee bekleckert und deshalb in einen Bus steigt und deshalb -- Reaktion und Wirkung. Oder so. Auf jeden Fall endet das Missgeschick des Planungsbüro damit, dass Matt Damon nicht nur Emily Blunt wieder sieht (was unter keinen Umständen passieren hätte sollen), ebenso erfährt er dadurch die ganze Wahrheit:
Sie haben gerade hinter einen Vorhang geblickt von dessen Existenz Sie gar nicht wissen dürften.
Natürlich wehrt sich der rebellische Politiker (der sich in keine Schublade drängen lässt, außer, dass er unsympathisch reich aussieht, was aber an Matt Damon liegt). Und natürlich lässt er sich nicht auf das Liebes-Embargo der Männer im Anzug ein. Man hat von Vornherein eine gewisse Vorstellung, wie dieser Film ablaufen wird und in genau dieser Manier geht auch weiter. Akzeptanz, Anzweiflung, Rebellion, Befreiung. Der Film geht dabei kaum Wege, die sich jetzt von anderen Filmen in diese Richtung unterscheiden und schafft es auch kaum zu überraschen.
Gelungen sind dafür die Figuren, die zwar unter dem Anstrich der Stereotypie leiden, aber trotzdem noch so viel Persönlichkeit besitzen, dass man sich mit ihnen nicht all zu langweilt. Matt Damon spielt zwar irgendwie immer sich selbst - einen kantigen Typen, den man es nicht abkauft, wenn er mal lächelt - bringt aber in die Figur des Politikers genügend "Authentizität" rein. Die Frau seiner Träume wird liebevoll und frech gezeichnet, alles in allem sympathisch und auch noch künstlerisch begabt (modernes, impressionistisches und gut choreographiertes Ballett - soweit ich das beurteilen kann), damit wir als Zuschauer auch erkennen, dass die Figur Tiefe besitzt. Anders ist das leider nicht möglich, da Emily Blunt wenig Screentime zugesprochen wird, was auch zur Folge hat, dass wir die Liebesmüh rund um die Protagonisten wenig nach voll ziehen können.
Beziehungsweise: als der junge Politiker das erste Mal seiner Zukünftigen (oder etwa doch nicht? - unheilvolle Musik) begegnet, verstehen wir seine Faszination und den Reiz, der von der jungen Dame ausgeht. Doch im Laufe des Filmes wird Damons Charakter beinahe manisch, wenn es um die Eroberung seiner Traumfrau geht (die er dann ebenso schnell wieder fallen lässt); immerhin kennt er Emily Blunt ja gar nicht so sehr um sicher zu gehen, dass es der einzige Mensch auf der ganzen Welt ist, mit welchem er sein Leben verbringen will. Beinahe hat man den Eindruck, dass Damon mit ihr zusammen sein will, weil er es nicht darf. Dass alle Zweifel mit einer kurzen Erklärung bei Seite gefegt werden, macht die Entwicklung letzten Endes dann auch nicht nachvollziehbarer.
Apropos Erklärungen. Davon mangelt es den Film irgendwie. Was ja nicht schlecht ist. Lieber zu viel offen lassen, als zu viel verraten, finde ich. Aber dennoch - der interessanteste Aspekt des Filmes (das Büro) wird kaum angesprochen und so müssen wir uns mit den Entscheidungen der Hintermänner einfach begnügen. Ein oder zweimal leuchtet die Story kurz auf, als wir erfahren, dass auch die Mitarbeiter des Büros gar nicht wissen, wieso sie diese Entscheidung oder jene Handlung so sein muss: es fehlt die notwendige Gehaltsstufe um solche Informationen zu besitzen. Dann ist auch mal von früheren Plänen die Rede, die ein anderes Schicksal für die Menschheit vorgesehen hatte. Was bedeutet dies? Sind neuere Versionen der Beweis für ein in sich geschlossenes Universum, welches sich immer und immer wiederholt? Überinterpretiere ich schon wieder? Der Film kommt mir diesbezüglich jedenfalls nicht entgegen.
Das meiste, was wir über das Büro erfahren bleibt - ebenso wie der ganze Film - vorhersehbar und kann anno 2011 und später niemanden mehr wirklich vom Hocker reißen. Hie und da wird ein bisschen MATRIX und BRAVE NEW WORLD eingeflochten, Determinismus wird (etwas lächerlich) angesprochen und der philosophische Diskurs, was zum Wohl aller geschehen solle (den auch schon HOT FUZZ beschäftigte, ja ja) wird abgehandelt. Die "Gründe" die vom Büro genannt werden sind dabei ziemlich haarsträubend, in Anbetracht aber auch wieder plausibel (das liegt aber daran, dass Terence Stamp sie angewidert von sich gibt: ohne uns baut ihr nur Scheiße!). Dass sich das Uhrwerk aber nur dreht, weil uns die fehlenden Zahnräder nicht gezeigt werden, wird einem aber schnell klar; zu viele Ungereimtheiten und zu viele lose Schlussfolgerungen können im Plan erkannt werden und auch die Büromitarbeiter verhalten sich, in Anbetracht ihren Optionen, befremdlich implausibel (Beispiel anhand eines Spoilers: Warum rekalibrieren sie nicht einfach einen der beiden Charaktere? Gut, das hätte zwar trotzdem keinen Sinn, wie wir später erfahren, aber das Büro hätte diese Vorgehensweise doch wenigstens in Betracht ziehen müssen; wer so viele Möglichkeiten hat, beschränkt sich doch nicht auf Kaffee-Kleckern).
Alles in allem ist DER PLAN herrlich unspektakulär. Die Bildsprache ist klar (und wie die Umgebung repräsentativ kühl) und schnörkellos, der dramaturgische Aufbau so, wie er im Lehrbuch steht, die Antagonisten nur so antagonistisch, wie wir es verkraften, die Guten unter den Halbbösen typisch angelegt (ein Planungsbüromitarbeiter mit Gefühl!) und das Schlupfloch vorprogrammiert. Irgendwie hat es dieser Film auch schwer, weil er sich auf die originelle Idee verlässt und dabei vernachlässigt, dass diese Idee nur auf zwei Arten enden kann. Dem Publikum jedoch, ist das zu jedem Zeitpunkt bewusst. Ja, klar, der Weg ist das Ziel und die noch so tolle Geschichte kann nur funktionieren, wenn die Charaktere ihre Aufgabe ernst nehmen und den Zuschauer mit auf die Reise nehmen. Beispiele im ähnlichen Genrespektrum: SOURCE CODE war zwar irgendwie generisch, funktionierte aber ohne zu sehr zu überraschen, LOOPER hatte neben einer grandiosen Story nicht nur fesselnde Figuren sondern auch noch eine Wahnsinn-Inszenierung, DER PLAN hat von all dem leider nichts.
Nein, das ist gemein. Natürlich hat der Film das, nur nicht so gut. Er läuft und läuft und je mehr man von der aalglatten Aufführung mitbekommt, umso bedeutungsloser wird sie. DER PLAN ist nicht schlecht - wie auch, er ist solide gestrickt und solide gefertigt - aber so unspektakulär, dass es sich schon wieder schlecht anfühlt.
Die Zeit, die man in diesen Film investiert, wäre wo anders sicherlich besser aufgehoben. Trotz allem ist DER PLAN kein Film, bei dem man sich im Nachhinein ärgert. Viel mehr wird man nichts empfinden und dieses unspektakuläre Werk sehr schnell vergessen.