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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Der Mongole

Der Mongole

HISTORIENDRAMA: D/KAS/RUS, 2007
Regie: Sergei Bodrov
Darsteller: Tadanobu Asano, Aliya, Tegen Ao, Ying Bai

STORY:

Der Film schildert die jungen Jahre des späteren Eroberers der halben Welt Dschingis Khan.

KRITIK:

Im Jahre 2006 investierte die kasachische Regierung unglaubliche 40 Millionen Dollar in einen Film namens "Nomad", der den Aufstieg des kasachischen Herrschers Ablai Khan erzählte. Der Film wurde einer der größte Filmflops aller Zeiten, da er nur 0,2 Prozent seines Budgets einspielen konnte.

Umso verwunderlicher ist es, dass zwei Jahre später der selbe Regisseur, der russische Oscargewinner Sergei Bodrov, wieder einen Haufen Budget bekam, wenn auch deutlich weniger als beim ersten Mal, um eigentlich den selben Film noch einmal zu drehen, nur diesmal über den mongolischen Herrscher Dschingis Khan, der fünf Jahrhunderte früher gelebt hat.

Erfreulicherweise wurde diesmal der ehrenhafte Versuch Hollywood Paroli zu bieten vom Publikum und von den Kritikern nicht ignoriert. Der Film brachte es sogar zu einer Auslandsoscar-Nominierung, wo er gegen den österreichischen Beitrag Die Fälscher unterlag. Somit gleich gute Nachrichten für alle, die glauben bei der Oscarverleihung sei alles geschoben.

"Der Mongole" kann, so gut er auch gelungen ist, eindeutig nicht mit "Die Fälscher" mithalten. Dazu fehlt es ihm an Anspruch, Handlung und Relevanz.

Dennoch braucht sich der Film überhaupt nicht zu verstecken. Weil man nicht jeden Tag einen Einblick in die faszinierende mongolische Kultur erhält. Weil man nicht jeden Tag Landschaften sieht, die so atemberaubend sind, dass man auf spektakuläre CGI-Aufnahmen getrost verzichten kann. Und weil man selten bei Historienfilmen dieser Größenordnung solch ein Gefühl von Authentizität vermittelt bekommt.

Natürlich ist es dabei hilfreich sich den Film in seinem Originalton, Mandarin und Monglisch, anzusehen um die fremden Darsteller des Nomadenvolkes mit ihren undurchdringlichen Gesichtern besser zu spüren. Jedoch bleibt die Tatsache erwähnenswert, dass die mongolische Geschichtsschreibung sehr unterentwickelt war und viele der alten Geschichten nur mündlich tradiert wurden. So diente als Hauptquelle "Die geheime Geschichte der Mongolei", das erste literarischen Werk der Mongolei überhaupt, welches erst nach dem Tod des Dschingis Khan verfasst wurde.

An einigen Stellen des Films kippt vermutlich deswegen der ansonsten vorherrschende Realismus auf einmal ins Legendenhafte mit zugegebenermaßen leicht befremdlicher Wirkung. Überhaupt ist die größte Schwäche des Films die Handlung. Einige Motive werden zu oft wiederholt, einige Stellen weisen Lücken auf, einige Entwicklungen, wie etwa die Vereinigung der mongolischen Stämme, gehen zu schnell oder werden gar übersprungen.

Es lässt sich schnell ein bestimmtes Schema erkennen. Der Protagonist Temudgin (der spätere Dschingis Khan) gerät unter seine Feinde, verliert alles, wird gefangen genommen, gefoltert, kann entfliehen und kehrt zurück um sich zu rächen.

Nachdem man dieses Handlungsschema zum dritten Mal gesehen hat beginnt der Film ein klein wenig zu ermüden und man wünscht sich ein baldiges Ende, das dann nach zwei weiteren Wiederholungen des Grundmotivs und gefühlten drei Stunden kommt. Der Blick auf die Uhr widerspricht da jedoch. Der Film dauert doch nur zwei Stunden. Komisch, dabei hat man sich gar nicht gelangweilt. Aber ganz befriedigend war es eben auch nicht.

Jedenfalls darf man sicherlich auf die Fortsetzungen gespannt sein, da "Der Mongole" angeblich als Trilogie geplant wurde. Immerhin haben die Mongolen das größte zusammenhängende Reich, das jemals existierte erobert und sind dabei bis Mitteleuropa gekommen (siehe etwa König Etzel aus dem Nibelungenlied). Das gibt sicher einen interessanten Stoff für weitere Filme ab.

Der Mongole Bild 1
Der Mongole Bild 2
Der Mongole Bild 3
Der Mongole Bild 4
Der Mongole Bild 5
FAZIT:

Reizvolles Historienepos vom anderen Ende der Welt, das Einblicke in fremde Kulturen, Epochen und faszinierende Landschaften gewährt. Braucht sich nicht vor Hollywood zu verstecken, aber zum großen Meisterwerk fehlt da noch einiges. Reinschauen lohnt sich jedenfalls.

WERTUNG: 7 von 10 Steppenpferde
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
Andreas Berger | 21.08.2008 14:37
Mir hat er gut gefallen: 7/10.

Vor allem fand ich den Erzählstil toll, wo einfach in wichtigen Schlüsselszenen die Kamera ausblendet und nur das Endergebnis gezeigt wird. Viele werden das hassen, ich mochte es...

leute, die es gern haben, anderen beim stundenlangen reiten durch fantastische landschaften in langen kameraeinstellungen zuzusehen, werden den film mögen.

Aja: und SEHR geiler soundtrack vor allen in den end-credits

7 von 10
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