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Der Fluch des Meeres

Der Fluch des Meeres

OT: Biikenbrennen - Der Fluch des Meeres
HORROR: Deutschland, 1999
Regie: Sebastian Niemann
Darsteller: Christoph M. Ohrt, Anja Kling, Heinrich Giskes, Clara-Paulina Witsch

STORY:

Die kleine Tochter des reichen Softwareentwicklers Marc Fölster leidet an einem lebensgefährlichen Asthma. Wegen der guten Seeluft kauft sich Fölster ein Haus auf der abgeschiedenen Nordseeinsel Ottenkoog; für die Inselbewohner hat der fürsorgliche Vater, aber überhebliche Städter nichts als Verachtung übrig. Und natürlich glaubt er nicht an deren alten Legenden. Eine davon erzählt von dem untoten Piraten Wavlew, der alle Jahre wieder ein Kind von der Insel raubt und dieses als Faustpfand für eine alte Goldschuld einsetzt. Die Inselbewohner legen jedes Jahr in einer bestimmten Nacht ein großes Feuer an der Küste, welches der Sage nach den Geisterpiraten von der Insel fern hält. Doch Fölster erteilt den Dörflern eine Abfuhr, als diese ihn bitten auf seinem Grund und Boden das traditionelle Biikenbrennen abhalten zu dürfen. Das Feuer fällt aus - und am nächsten Morgen ist Fölsters Tochter spurlos verschwunden...  

KRITIK:

Eine alte Legende, die von einem Grauen berichtet, das vom Meer her kommt. Von Phantomen der See, die ihr Gold einfordern. Mitternächtliches Klopfen, schemenhafte Schattenrisse an der Tür. Ein Leuchtturm, ein Fluch und eine düstere Küste. Es weht schon eine steife Brise NEBEL DES GRAUENS auf der entlegenen Nordseeinsel Ottenkoog, dem Schauplatz dieser von ProSieben fürs Fernsehen produzierten Gruselstunde. Dazu gibt es einen Schuss "Fliegender Holländer". Und einen Löffel authentisches Inselbrauchtum.

Das Biikenbrennen hat an der Nordseeküste tatsächlich Tradition. Seit Jahrhunderten werden dort Feuer entfacht, um die bösen Geister der See fernzuhalten. Nur in Ottenkoog geht in diesem Jahr der Plan nicht auf. Wegen dem markigen und wie immer herrlich arrogant wirkenden Christoph M. Ohrt, der sich in BIIKENBRENNEN in einer Paraderolle als hochnäsiger zugezogener Städter wieder findet und als solchem ist ihm der Geisterglaube einiger (O-Ton:) "Fischköpfe" und "Bauern" zunächst einmal völlig schnurz. Das Feuer glimmt nicht. Das Geisterschiff kommt. Und das von Sebastian (DAS JESUS-VIDEO) Niemann inszenierte BIIKENBRENNEN- DER FLUCH DES MEERES durfte im Jahr 1999 seine Erstaustrahlung im deutschen Fernsehen feiern.

Im Gegensatz zu so manch anderem germanischen TV-Horror -mit Grausen denke ich hier an diesen unsäglichen HAI-ALARM AUF MALLORCA, jene von Deppen für Deppen gemachte Ballermann-Variante von JAWS, welche die Zuschauerintelligenz vor Jahren mal tödlich beleidigt hat- ist DER FLUCH DES MEERES mitnichten Zeitverschwendung, sondern durchaus schaubar.

Obgleich auch das übertrieben dämonisch aus den Boxen grollende Grunzen der Geisterpiraten oder die allzu zahlreich vorhandenen Spinnweben und Nebelschwaden nicht verhehlen können, dass man eben keinen neuen THE FOG, sondern eben "nur" einen Grusler im TV-Format auf dem Schirm hat. Doch als solcher bemüht sich DER FLUCH DES MEERES redlich um jene Atmosphäre, die John Carpenter einst so prächtig finster im amerikanischen Küstenstädtchen Antonio Bay kreiert hat. Und in den besten Momenten, die allerdings allesamt vor dem etwas zu handzahm geratenen Ende liegen, nähert man sich tatsächlich an.

Altes Piratengarn und eine gespenstisch-triste, wetterumtoste Nordseeinsel passen eben zusammen. Und da stören auch die vielen Klischees nicht, die Niemann vielleicht zu euphorisch, aber niemals uncharmant einsetzt, um dem Zuschauer eine teils recht spannende und stimmungsvolle Fluch- und Gespenstergeschichte zu servieren. Nur die gegen Schluss immer häufiger gewährten Zugeständnisse an den gemeinen, Happy End-verwöhnten Fernsehzuschauer schmälern die ansonsten unterhaltsame Gruselstunde. Wenn der Schattenpirat Wavlew nach dem scheinbar erlösenden Biikenbrennen am vermeintlich glücklichen Ende nochmal auf einen überlebenden Protagonisten zurückgekommen wäre, um ihm in guter alter FOG-Manier eine Millisekunde vor Abspann die Rübe abzuhauen, dann, ja dann hätte mir DER FLUCH DES MEERES noch besser gefallen..

Der Fluch des Meeres Bild 1
Der Fluch des Meeres Bild 2
Der Fluch des Meeres Bild 3
Der Fluch des Meeres Bild 4
Der Fluch des Meeres Bild 5
FAZIT:

Nordsee Gothic...- Hätte die kleine Clara-Pauline Witsch, die hier das Kind in Not spielt, irgendwann am Anfang des Films bei einer Strandwanderung ein Stück Treibholz mit der Aufschrift "Elizabeth Dane" aus dem Meer gefischt; es hätte niemand verwundert. Denn bei diesem fürs deutsche Fernsehen produzierten TV-Horrorfilm stand ganz deutlich Carpenters superbe Fluch- und Sühnegeschichte NEBEL DES GRAUENS Pate. Es gibt eine düstere Küste, etwas Spuk und untote, goldgierige Seemänner, die als zerlumpte Schemen im Nebel auftauchen. Und irgendwo dort draußen vor Ottenkoog kreuzt ein Geisterschiff (und hat in der deutschen Variante gestohlene Kinder an Bord). Nur müssen sich dem Fluch diesmal nicht Hal Halbrook oder Adrienne Barbeau, sondern Christoph M. Ohrt und Anja Kling stellen. Im Gegensatz zu anderem deutschen TV-Horror-Schiffbruch wie damals der Käse mit dem Megalodon vor Mallorca, ist diese von ProSieben kredenzte kleine, aber nicht unatmosphärische Gruselstunde durchaus schaubar.

 

WERTUNG: 6 von 10 bis zum Rand gefüllten Goldkisten
TEXT © Christian Ade
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