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Der Fälscher von London

Der Fälscher von London

KRIMI: Deutschland, 1961
Regie: Harald Reinl
Darsteller: Karin Dor, Hellmut Lange, Siegfried Lowitz, Victor de Kowa

STORY:

Die wunderschöne Karin Dor heiratet den reichen, aber labilen Hellmut Lange und damit einen Mann, der in Verdacht steht, Erbschleicher, Falschmünzer, Schizophrener und Hammermörder in Personalunion zu sein. Doch im Umfeld des "Fälschers von London" tummeln sich noch mehr verdächtige Figuren. Ja, selbst der ermittelnde Inspektor spielt ein schwer durchschaubares Spiel...

KRITIK:

In der altehrwürdigen von Rialto produzierten Reihe deutscher Edgar Wallace-Filme, die ab den späten 50ern über ein Jahrzehnt lang in den hiesigen Kinos große Erfolge feierte, bevor sie am Ende ihrer Zeit unter tatkräftiger italienischer Schützenhilfe endgültig zum Giallo transformierte, zählt DER FÄLSCHER VON LONDON aus dem Jahr 1961 zu den weniger bekannten.

Die großen Aushängeschilder der Serie Joachim Fuchsberger und Heinz Drache sind nicht dabei. Ja, selbst Eddi Arent erscheint erst ganz spät im Film und diesmal ist ihm mit lediglich zwei kurzen Cameo-Auftritten zudem auffallend wenig Comic Relief gestattet. Und zugegeben, der FÄLSCHER VON LONDON klingt im Vergleich zu seinen Unterweltskollegen wie DER SCHWARZE ABT, DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE und (mein persönlicher Favorit) DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE ein bisschen langweilig.

Doch wie so oft sind die stillen Wasser die dreckigsten. Oder besser: Hinter diesem unscheinbaren Titel verbirgt sich einer der allerbesten Edgar-Wallace-Filme überhaupt.

Der mit erstaunlicher Ernsthaftigkeit inszenierte FÄLSCHER VON LONDON entpuppt sich nämlich recht schnell als sehr gewiefter Krimi, der oftmals die Grenze zum reinrassigen (klassischen) Psychothriller überschreitet und den Zuschauer mit einer Reihe geschickt gelegter falscher Fährten mehr als einmal in die Irre führt. Für das gediegene Gruselkrimiflair, diesmal weniger trivial-charmant, sondern atmosphärisch dicht, sorgt das neugotische Schloß Herdringen; eine düster-idyllische Pittoreske, welche perfekte Motive für die wunderbar stimmige Schwarz/weiß-Fotografie eines Karl Löb liefert.

Wie erwähnt sind die großen Stars der Serie - Fuchsberger und Drache - nicht am Start, aber dafür gibt es einen Cool-wie-selten-Siegfried Lowitz in der Rolle eines gewitzten, aber undurchsichtigen Polizisten und eine ikonenhafte Karin Dor, die in einem Wallace-Streifen nie schöner aussah als hier. Und darüber hinaus gibt es noch einige andere markante Figuren in diesem doppelten Spiel um Banknotenfälschung, Mord, Bereicherung und die Gunst einer schönen Frau.

Victor de Kowa als aalglatter, skrupelloser Psychiater ist sicherlich die Idealbesetzung für diese Rolle, doch leider interpretiert er seinen konspirativen Part allzu offensichtlich als solchen. Viel zu früh beginnt man seine Motivation in diesem Fall zu erahnen, so dass sich letzten Endes die Überraschungen um seine Person als nicht sehr gelungen erweisen. Dafür schlagen sich andere rote Heringe umso erfolgreicher. Und der Film hat neben dem hier labilen und wenig vertrauenserweckenden Hellmut Lange auch noch einen Robert Graf zu bieten. Dieser entpuppt sich als Hauptgewinn in seiner Rolle als Karin Dors abgeblitzter und wenig galanter Verehrer.

Tolle Darsteller, interessante Figuren. Ein wendungsreicher Plot mit wenig Klamauk und einer Atmosphäre zum Schneiden in stimmungsvollsten Schwarz/weiß. Plus Harald Reinls versierte Inszenierung. All diese Punkte strafen die damaligen Kritiker Lügen, die im FÄLSCHER VON LONDON seinerzeit nur "biedere Hausmannskost" gesehen haben wollten. Heute genießt der Film eine weitaus höhere Wertschätzung als damals. Im deutschen Edgar Wallace-Forum etwa, wo sich die wahren Fans und Kenner der Reihe tummeln, feiert man den FÄLSCHER beispielsweise mit besonders wohlwollenden Kommentaren. In meinen Augen durchaus berechtigt, denn...

Der Fälscher von London Bild 1
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Der Fälscher von London Bild 6
FAZIT:

... DER FROSCH MIT DER MASKE mag bekannter, DER HEXER noch unterhaltsamer sein; aber Rialtos gar nicht mal so triviale Edgar Wallace-Adaption Nr. 7 DER FÄLSCHER VON LONDON ist sicherlich einer der cleversten seiner Zunft. Ein atmosphärischer und wendungsreicher Krimi mit einer anbetungswürdigen Karin Dor; vielleicht der Geheimtipp aus der klassischen Phase der Reihe.

 

WERTUNG: 8 von 10 "Hallo, hier spricht Edgar Wallace"-Ansagen
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Erich H. | 28.05.2012 15:34
Ich muss dir auch diesmal recht geben. Der "Fälscher von London" ist in der Tat eine der besten Wallaces und Lowitz (ermittelte ja nicht nur in diesem) für mich wesentlich besser als Fuchsberger und Drach. Tolle Kritik. Danke.
Chris | 28.05.2012 19:36
Danke! : ) Lowitz im FÄLSCHER ist echt eine Bank. Aber Fuchsberger
und Drache sehe ich auch unheimlich gerne. Fuchsberger ermittelt
auch in meinen beiden liebsten klassischen Wallace-Krimis.
Natürlich auch im famosen GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL,
aber den sehe ich mehr als Giallo denn als Edgar-Wallace-Film.
Freut mich aber, dass dir mein erster Kommentar zu einem der
klassischen Wallace-Krimis gefallen hat. Da ich mich gerade durch
die ganze Rialto-Reihe schaue, wird es wohl demnächst mehr von
mir zu diesem Thema geben...
Marcel | 30.05.2012 07:16
Ich bin seit einem Jahr durch... Allerdings fand ich diesen hier
nur schön fotografiert, andere haben mich mehr gepackt.
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