OT: Man with the Gun
WESTERN: USA, 1955
Regie: Richard Wilson
Darsteller: Robert Mitchum, Jan Sterling, Karen Sharpe, Henry Hull
Clint Tollinger ist der Mann fürs Grobe. Er lässt sich anheuern um in Städten aufzuräumen. Als er nach Sheridan kommt dauert es nicht lange, bis die Bewohner beschließen ihm Geld zu geben, damit er die Stadt endlich aus den Klauen des Ganoven Holman und seiner Bande befreien möge. Doch schon bald werden im Dorf Zweifel an Tollingers blutigen Methoden wach. Zumal die Geschäftsleute durch Tollinger auch finanziellen Schaden fürchten. Doch das ist nicht Tollingers einziges Problem …
KRITIK:Im Wilden Westen da ist die Welt halt noch in Ordnung. Zumindest in der beschaulichen Kleinstadt Sheridan. Doch außerhalb der Stadt wird es schon gefährlicher. Denn da ist das Land der Gesetzlosen. Und dort herrscht der Ganove Holman, dem man nachsagt, ein ganz schlauer Fuchs zu sein. Und Holman wäre nicht Holman, hätte er seine Fühler nicht auch schon längst nach der Stadt ausgestreckt. Und die Städter: Sie tolerieren es. Mucken nicht auf. Soll Holman doch eine einschlägig bekannte Bar im Ort führen, sollen seine Männer schwer bewaffnet durch die Stadt reiten: Nur nicht aufmucken heißt die Devise. Und ausgerechnet der Sheriff erweist sich als ein wahrer Meister in dieser Disziplin.
Doch als einer von Holmans Männern am helllichten Tag einen Hund erschießt, beginnt die Stimmung ein wenig zu kippen. Und als rein zufällig auch noch der berüchtigte Clint Tollinger in der Stadt aufkreuzt, fassen ein paar von der schwachen Hand des Sheriffs genervte Bürger einen tollkühnen Plan und sie schaffen es, auch die restlichen Städter von der Notwendigkeit zu überzeugen, Hollmann das Garaus zu machen.
"Man with the Gun”, wie der Film im Orginal heißt, lässt sich durchaus Zeit für die Einführung. Anfangs passiert, mal abgesehen von dem Schuss auf den Hund, nicht wirklich viel. Das dürfte aber auch daran liegen, dass der Film halt doch schon fast 50 Jahre auf den Buckel hat.
Auch etwas altbacken: Einige Klischees die bedient werden. Es gibt schon zwei, drei "rührende” Szenen die von Kitsch nur so tropfen. Aber man kennt das ja aus alten Hollywoodschinken. Außerdem findet man auch noch ein paar andere Stereotypen in "Der Einzelgänger”. Wer dachte, dass die Gauner und die wankelmütigen Städter Tollingers einziges Problem sind, irrt. Es gibt viel mehr auch noch andere Faktoren, die sein Unternehmen zu gefährden drohen. Die da wären: Tollkühne Jungspunde, die sich am liebsten gleich selbst den Sheriff-Stern anheften und die Gauner im Alleingang erledigen würden. Aber richtig gefährlich sind diese Heißsporne erst wenn sie ein Mädchen haben, denn dann wird nämlich der Verstand über Bord geworfen, um der Angebeteten zu imponieren. Bei den Frauen ist es anders: Die müssen sich nicht einmal verlieben um sich selten dämlich zu verhalten. Die sind einfach so.
Ganz so schlimm ist es natürlich nicht. Sicher, man findet ein paar Klischees wieder, aber im Großen und Ganzen verhalten sich die Figuren dann meistens doch etwas realistischer.
Außerdem muss man dem Film zugutehalten, dass er durchaus auch gewillt ist, die Dinge zu hinterfragen. Es wird sogar versucht zu erklären warum Tollinger so geworden ist. Und man sieht auch, dass persönliche Motive und Wut zu seinen Taten führen können. Und ja: Ein paar Frauen versuchen ihn sogar ins Gewissen zu reden. Sogar an der üblichen schwarz- weiß Malerei wird gekratzt. Und mit Tollinger setzt der Film sogar auf einen Helden, der jetzt nicht unbedingt eine blütenreine Weste aufweisen kann.
Für die damalige Zeit war das durchaus schon revolutionär. Auch der düstere Grundton und der lakonische Held waren ihrer Zeit schon etwas voraus.
Auch schön anzusehen: Die Inszenierung von Regisseur Richard Wilson. Wilson, der seine Brötchen auch mal als Assistent von Orson Welles verdient hat, setzt auf eine stilvolle Inszenierung, vor allem was Schatten und Sillouten betrifft. Der Film ist wirklich schön abgefilmt, da kann man nicht meckern.
Ein Mann räumt auf: Wenn sich Robert Mitchum von einer Wild-West-Stadt anheuern lässt, haben die Ganoven wenig zu lachen. Doch selbst der routinierteste Wild-West-Held hat mit persönlichen Problemen und unerwarteten Widerständen zu rechnen. Es gibt halt Dinge, die kann man nicht nur mit der Waffe lösen. Was den Western betrifft, hat Regisseur Richard Wilson Mitte der 50er einiges vorgelegt. Manches mag für heutige Maßstäbe sicherlich schon ein wenig altbacken anmuten, aber dank seinem großartigen Hauptdarsteller und der stimmigen Inszenierung kann man sich den Film auch heute noch angucken.