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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Der Apfel

Der Apfel

OT: Sib
DRAMA: FRANKREICH/IRAN, 1998
Regie: Samira Makhmalbaf
Darsteller: Massoumeh Naderi, Zahra Naderi, Ghorban Ali Naderi, Azizeh Mohamadi

STORY:

Teheran. Ein alter Bettler und seine blinde Ehefrau haben ihre beiden Zwillingstöchter von Geburt an zuhause eingesperrt. Nach Intervention der Nachbarn greift das Sozialamt ein....

KRITIK:

Nach dieser Inhaltsangabe des Regiedebüts der iranischen Filmemacherin Samira Makhmalbaf könnte man schnell geneigt sein ,auf diesen Film verzichten zu wollen, da es sich nach einer weiteren trostlosen Kind-im-Keller-Variante anhört.

Überhaupt sind wir nach Kampusch und Fritzl wahrscheinlich von solchen depressiven Seelenvergletscherungs-Geschichten, der Film beruht übrigens auf einer wahren Begebenheit, ein wenig übersättigt.

Aber man würde diesem Werk damit Unrecht tun, denn das ist kein österreichischer Film, sondern ein iranischer, was immer das auch bedeuten mag.

Schon alleine die Herkunft dieses Films sollte genügen um die Neugierde nach solcher Exotik zu beflügeln, aber das ist hier sicher nicht der einzige Grund. Dieser Film schafft es nämlich seine zugegebenermaßen schreckliche Geschichte mit herzerwärmender Poesie, leisem Humor und Hoffnung zu erzählen.

Da wird niemandem die Schuld zugewiesen (weder die Figuren untereinander, noch der auktoriale Blick der Regie wagen dies), aber andererseits werden die Taten der Menschen auch nicht entschuldigt.

Der Film erzählt von einer sanften Entwicklung der Menschen, die aus Überforderung und geistiger Armut Fehler begehen und nicht weil sie Böses wollen. Der Blick auf die dünne Handlung erlaubt auch jede Menge Allegorien. So steht der einfältig-analphabetische, aber im Grunde herzensgute Vater für den normalen Bürger, der mit der Entwicklung der Welt um ihn nicht mehr mitkommt und daher völlig überfordert immer größere Fehler begeht.

Die blinde Mutter steht sicherlich für den religiösen Fanatismus und seine aus der Unfähigkeit zur Reflexion entstehende starrsinnige Opposition gegenüber jeglicher Anpassung. Sie ist es, die den Vater dazu treibt, die Töchter nicht hinauszulassen und ein radikales Regime betreibt, vornehmlich aus der Angst heraus verlassen zu werden.

Die Kinder repräsentieren natürlich jede nachkommende Generation, die hin und her gerissen zwischen Tradition und neuen Einflüssen zwischen allen Stühlen gefangen sind. Der Apfel im Titel repräsentiert den Kapitalismus und den Besitz, den Grund zu leben, aber auch den Grund zu streiten.

Und der Dame vom Jugendamt fällt die dankbarste und faszinierendste Rolle zu: Einzugreifen in diese Welt. Behutsam und ohne Schuldzuweisungen, sensibel, aber dennoch bestimmt. Sie steht sicher nicht für die vermeintliche Aufklärung der westlichen Welt, die auf den Iran eingedroschen wird. Sie steht für die Weisheit und die Humanität selbst und eröffnet uns so ganz neue Blicke.

Der Apfel Bild 1
Der Apfel Bild 2
Der Apfel Bild 3
Der Apfel Bild 4
Der Apfel Bild 5
FAZIT:

Zugegeben ein einfacher Film für geduldige Menschen, der die faszinierend-fremde Welt des Iran, die er uns zeigt, schon sehr behäbig schildert, aber uns auch zeigt, wie viel man mit (ehrlichem) Respekt erreichen kann. Gerade für uns als durch den angeblichen "Kampf der Kulturen" aufgestachelte Mitglieder der westlichen Welt eine echte Bereicherung.

WERTUNG: 7 von 10 Ã"pfeln
TEXT © Ralph Zlabinger
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