HORRORKOMÖDIE: NZ, 2015
Regie: Jason Lei Howden
Darsteller: Milo Cawthorne, James Blake, Kimberley Crossman, Sam Berkley, Daniel Cresswell
Brodie und der wilde Zakk gründen in der spießigen Stadt Greypoint die Heavy-Metal Band DEATHGASM. Kein leichtes Unterfangen hier in der Provinz. Nur zu gerne würden die beiden Nietenträger die ehrfürchtige Bevölkerung mit ihrer satanistischen Musik beglücken. Aber dass in Greypoint buchstäblich die Hölle ausbricht, damit haben sie nicht gerechnet. Denn eher zufällig erwecken sie auch eine wild gewordene Zombie-Meute zum Leben, die in Greypoint für ein echtes Blutbad sorgt. Anstatt zu Gitarre und Bass müssen die beiden Freunde zu Axt und Kettensäge greifen, um ihre Haut zu retten. Da müssen Ruhm und Erfolg der Heavy-Metal Band noch etwas warten... (Tiberius Film)
Neuseeland, das Österreich Australiens, ist filmtechnisch gesehen vor allem für zwei Dinge bekannt: Splatter von Peter Jackson und Hobbits von Peter Jackson. Also, hauptsächlich ist es als für Peter Jackson bekannt. Könnte schlimmeres geben. DEATHGASM-Regisseur Jason Lei Howden ist nicht nur Neuseeländer, sondern auch Fan von Jacksons Frühwerk und hat dazu noch bei WETA an der Hobbit-Trilogie gearbeitet. Mit diesen kleinen Ländern ist es wie auf dem Dorf - jeder kennt jeden und irgendwann schließt sich der Kreis wieder.
Ich greife dem Fazit mal ein klein wenig vor - Howden hat gewiss keinen Klassiker für die Ewigkeit geschaffen, wie einst Jackson mit Braindead. Dafür ist Howdens Film nicht eigenständig genug und liefert im Grunde nichts Neues. Doch das macht rein gar nichts, denn DEATHGASM ist trotzdem verdammt unterhaltsam und ehrlich.
Mit der Metal-Szene hatte ich nie viel am Hut. Ich höre selten mal Metal und habe auch keine Vorlieben für ein bestimmtes Sub-Genre. Bei mir kommt in den CD-Spieler was gefällt, sei es Manowar, Arch Enemy oder Lamb of God. Früher, in verrückten Jugendtagen auch mal Cannibal Corpse - was dann aber zusammen mit Eisregen auch schon das Wildeste im Mix sein dürfte. Bands wie Analcunt - im Film herrlich mit Arschfotze übersetzt -, Nunslaughter oder Skull Fist kenne ich allenfalls vom Namen her. Will heißen, ich bin absolut kein Kenner der Materie.
Aber trotzdem ist die Liebe zu spüren, die Howden für diese Musik und deren Sub-Kultur hat. Zu keiner Zeit kommt das Gefühl auf, DEATHGASM würde sich über seine Figuren lustig machen. Im Gegenteil niemand käme auf die Idee über sie zu lachen, nein, wenn gelacht wird, dann mit den Figuren. Damit steht DEATHGASM im krassen Gegenteil zur - warum auch immer - sehr beliebten Serie BIG BANG THEORY, die sich über ihre Figuren lustig macht, sie gar regelmäßig der Lächerlichkeit preisgibt.
Howden legt viel Wert auf Details und versteckte etliche Anspielungen und kleine "Botschaften" an die Metaljünger da draußen - laut einem Interview mit ihm schließt das sogar kleine Graffitis mit Botschaften im Hintergrund ein. Dazu kommt, dass die meisten der Splattereffekte handgemacht sind. Die meisten, aber leider nicht alle, was sehr schade ist. Natürlich ist es klar, dass einige Sache mit begrenztem Budget nicht leicht von Hand realisiert werden können, aber Peter Jackson hatte das damals ja schließlich auch geschafft. Ich kann allerdings gut damit leben, denn der Rest vom Film zeigt, dass das ganze Team mit Herzblut dabei war und sich mit den SFX sehr viel Mühe gegeben hat.
Was das Drehbuch angeht, fehlt dem Film leider ein wenig das Besondere. Die Geschichte ist jetzt nicht wirklich neu und hat auch eher wenige eigene Ideen. Das was den Film hauptsächlich von ähnlich gelagerten Filmen abhebt, ist der Metal-Aspekt. Der ist zwar ganz nett aber im Endeffekt eher ein Gimmick, denn wichtiger Handlungsbestandteil. Howden hat in einem Interview dazu ehrlicherweise auch gesagt, dass die Metal-Elemente erst spät in das Drehbuch eingeflossen sind.
Dafür konnten sehr gute Schauspieler engagiert werden. Dass sie relativ unbekannt sind, ist ein weiterer Pluspunkt, da der „Leute von nebenan“-Effekt so noch besser wirken kann. Milo Cawthorne und James Blake geben wirklich unterhaltsame Metalheads ab, wobei mir Blakes „zugedröhnte“ Darstellung besonders gefällt. Kimberley Crossman ist eine gute Wahl, sie verkörpert das Mädchen von nebenan, das auch gleichzeitig die Schulschönheit ist, mit Leichtigkeit. Genauso leicht schwingt sie die Axt, wenn es ans Zombietöten geht, immerhin war sie mal ein Power Ranger.
In diesem Sinne: „Stehst du auf Metal?“ – „Meinst du einen Haufen Kerle, die nur rumschreien?“
DEATHGASM mag gewiss nicht ohne Fehler sein, das Drehbuch ist nicht so erfrischend, wie es sein könnte und eine kleine Nebenhandlung hätte man ruhig rauslassen können. Aber dafür hat der Film das Herz am rechten Fleck. Die Figuren sind sympathisch, mal abgesehen von Zakk, der ist dafür aber unterhaltsam. Es wird ordentlich mit Blut rumgesaut und das zum Großteil ohne billige Computertricks. Der Soundtrack fetzt, es gibt viel zu Lachen und ein dezentes Neuseeland-Flair. Ich glaube nicht, dass DEATHGASM mal als großer Genre-Klassiker gelten wird, eine unterhaltsame Splatter-Komödie, die man durchaus mehr als einmal gucken kann, ist er aber auf jeden Fall.