OT: La moglie giovane
GIALLO & FRIENDS / DRAMA: I, ESP, 1974
Regie: Giovanni d'Eramo
Darsteller: Marisa Mell, Farley Granger, Francisco Rabal, Helga Liné
Die junge, attraktive Luisa kommt aus der Provinz mit nichts außer der Sehnsucht nach Liebe, Reichtum und Privilegien in die große Stadt Rom. Sie heiratet einen vermögenden Professor, der sie aufrichtig liebt und ihr ein Leben in besten Kreisen ermöglicht - und doch wird Luisa nicht glücklich. Sie stürzt sich in eine Affäre mit einem anderen Mann und begeht dann eine Wahnsinnstat. Doch die bleibt nicht ohne Zeugen...
Das amerikanische Label Mya hat DEATH WILL HAVE YOUR EYES unlängst (und leider in der gewohnt unverschämten Bildqualität) unter der Prämisse eines vergessenen Giallo aus den 70ern veröffentlicht.
Und ein Blick auf den Cast wird die Connaisseure des Genres unweigerlich mit der Zunge schnalzen lassen. Zum Aufgebot zählt neben Farley (SCHÖN, NACKT UND LIEBESTOLL) Granger, dem prägnanten Narbengesicht Francisco Rabal und der Eurohorror-Queen Helga Liné vor allem die unvergessene Ikone Marisa (PERVERSION STORY) Mell.
Letztere spielt eine junge Frau vom Lande, die mit nichts als der Hoffnung in die große Stadt Rom kommt; auf der Suche nach Liebe, Geld und Glück. Und wer sich diese DVD bestellt hat; auf der Suche nach Rasiermessern, Style und schwarzen Handschuhen; der dürfte am Ende ähnlich entmutigt und verzweifelt wie die Hauptprotagonistin sein.
Eine halbe Stunde lang bewegt sich DEATH WILL HAVE YOUR EYES nämlich zur Gänze auf dem Terrain des Dramas und auch danach interessiert sich Regisseur d'Eramo weit mehr für die Vivisektion des geplatzten Traum vom Glück der schönen Mell als für Untaten, von schwarzer Handschuhhand begangen; die de facto hier überhaupt nicht vorkommen.
Sicherlich. Da gibt es einen Mord, der Erpressung und letztendlich weitere Ableben nach sich zieht; aber das geschieht eher so nebenbei. Denn DEATH WILL HAVE YOUR EYES ist in erster Linie eine Geschichte über zerbrochene Lebensträume. Und DEATH WILL HAVE YOUR EYES ist -der Alternativtitel TRIANGEL deutet es schon an - auch die Geschichte einer verhängnisvollen Dreiecksbeziehung.
Für den Thrillerfan dürfte dies alles - obwohl sauber fotografiert, gut gespielt, in seriöse Dialoge gepackt und aus der Blütezeit stammend - viel zu spannungsarm sein.
Selbst das ab Filmmitte einsetzende Psycho-Kammerspiel zwischen zwei angenehm ambivalent gezeichneten Charakteren wird lediglich für zwei, drei kleine Suspense-Strohfeuer genutzt; ansonsten wird fleißig die tragische Note bemüht und das Seelenleben sowie die (völlig überzogene) Verzweiflungstat der Protagonistin aufgearbeitet. Da helfen auch Zeitsprünge, Rückblenden und ein paar einigermaßen plötzliche Wendungen nicht weiter: DEATH WILL HAVE YOUR EYES ist eine Studie in Gemächlichkeit, die die Grenze zur Langatmigkeit des Öfteren überschreitet und erst gegen Schluss etwas in Fahrt kommt.
Wer also reinrassigen italienischen Thrill im 70er Jahre- Style erwartet hat, wird sich in der Hauptsache mit dem 70er Jahre-Style begnügen müssen. Der wird allerdings musikalisch von einem abendfüllenden gewohnt stimmigen Score von Meister Cipriani gekonnt unterstrichen und Fans der charismatischen Marisa Mell dürfen ohnehin frohlocken: Ihr Star ist hier sehr präsent.
Gut gespieltes, aber äußerst behäbiges Drama aus den Siebzigern mit einigen wenigen Giallo light-Ansätzen. Letztere allerdings gänzlich ohne schwarze Handschuhe, dafür mit einer sehr präsenten Marisa Mell und einem gewohnt stimmigen Cipriani-Score. Trotzdem ist DEATH WILL HAVE YOUR EYES wohl nur etwas für erklärte Komplettisten des Cineitalia der Siebziger und Fans der charismatischen Hauptdarstellerin.