DRAMA/ACTION: DK/D/F, 2005
Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Jamie Bell, Bill Pullman, Alison Pill, Chris Owen
Sie nennen sich die "Dandys". Fünf Durchschnittsjugendliche aus einer heruntergekommenen amerikanischen Bergwerkssiedlung,
allesamt Außenseiter, die durch Zufall der beinahe erotischen Faszination von Waffen erliegen.
Sie gründen den "Ersten pazifistischen Waffenclub" der US-Geschichte.
Die Waffen dürfen niemals gegen Menschen eingesetzt werden. So verlangen es die Regeln.
Doch je obsessiver sich die Kids mit Munition, Schießübungen, Ballistik und Einschusswunden beschäftigen,
desto ferner rückt der friedliche Charakter ihrer "dandyhaften" Waffenliebe ...
Wenn Thomas Vinterberg (Das Fest, It's All About Love) und Lars von Trier (Dogville) gemeinsame Sache machen,
kann man davon ausgehen, dass das Ergebnis nicht unbedingt ein 08/15-Film sein wird.
Nach 95 Minuten DEAR WENDY war ich mir nicht sicher,
eine morbide Coming of Age-Story, eine pechschwarze Komödie oder einen bitterbösen Anti-Western gesehen zu haben.
Der Film beginnt und endet mit einem Liebesbrief an die titelgebende Wendy.
Schnell stellt sich heraus, dass damit nicht eine Frau, sondern die Faustfeuerwaffe eines unserer Helden gemeint ist.
Diese Dandys haben einen ziemlichen Schuss, (sorry für das blöde Wortspiel), soviel ist sicher ...
Drehbuchautor Lars von Trier investiert viel Zeit in die Beobachtung
der gruppendynamischen Prozesse dieses "pazifistischen Waffenclubs".
Das mag zwar etwas Geduld erfordern, ist aber psychologisch durchaus interessant.
Es ist ein Film "über Jugendliche, die auf der Suche sind nach etwas, das größer ist als sie.
Sie suchen ein Symbol, das ihnen eine Identität verschafft und Zusammenhalt in der Gruppe", so Regisseur Thomas Vinterberg über DEAR WENDY.
Wie sich die Außenseiter-Kids an ihren Waffen aufgeilen,
wie ihre beinahe sektenhaften Rituale immer absurder werden,
wie sie schrittweise den Blick für die Realität verlieren:
Ein ungutes Gefühl hängt von Anfang an in der Luft, und die Ahnung, dass da noch ein dickes Ende kommen wird.
Das kommt natürlich auch, in Form eines brillant inszenierten Showdowns, mit raffinierten Shoot-Outs vor einer einigermaßen surrealen Neo-Western-Kulisse.
Interessant auch, wie "amerikanisch" das Setting wirkt - wenn man bedenkt, dass der Film hauptsächlich in Dänemark gedreht wurde.
Trotz einer gewisser "Kopflastigkeit" und ein paar kleiner Längen in der ersten Filmhälfte ist das ein innovatives und starkes Stück Kino mit Kultcharakter. Nur über den Soundtrack der öden Sixties-Popper "The Zombies" müssen wir noch einmal reden ...
Bitte den letzen Absatz noch mal lesen ...