NEOWESTERN: D, 1970
Regie: Roland Klick
Darsteller: Mario Adorf, Anthony Dawson, Marquard Bohm
Ein Mann stolpert durch die hitzeflirrende Wüste Nevadas. In der rechten Hand hält er eine automatische Waffe und einen silbernen Geldkoffer, in seinem linken Arm steckt eine Kugel. Der Einzelgänger Charles Dump, der mit einer ehemaligen Prostituierten und seiner stummen Tochter in der Geisterstadt Deadlock ausharrt, will den Fremden verrecken lassen und das Geld behalten. Doch zu früh gefreut: Zum Ersten weigert sich Kid, einfach so den Löffel abzugeben, und zum Zweiten trifft alsbald ein Komplize ein, der zwar auf den schönen Namen Sunshine hört, aber nicht unbedingt ein sonniges Gemüt sein Eigen nennt .
KRITIK:"Waffen sind teuflische Dinger. Ausgedacht um Menschen zu töten!"
DEADLOCK ist der beste Italowestern, der je von einem deutschen Autorenfilmer gedreht wurde. Und auch der Einzige. Presse und Publikum reagierten seinerzeit mit purem Unverständnis. Wegen seiner Actionlastigkeit (!) wurde der Film aus dem Wettbewerb in Cannes verbannt. Und Roland Klicks Werk geriet beinahe in Vergessenheit. Doch dank der engagierten Arbeit der Filmgalerie 451 dürfen wir DEADLOCK in exzellenter Bildqualität auf DVD erleben.
Wie gesagt: DEADLOCK ist ein deutscher Italowestern. Oder besser: Ein Israel-Western. Dort wurde nämlich gedreht, in der Wüste, nach dem Sechs-Tage-Krieg, unter dem Schutz der israelischen Armee, im Niemandsland zwischen Israel und Jordanien.
Zum fiebrigen Progrock-Sound der deutschen Band Can entlädt sich ein nihilistisches Drama unter gleisender Wüstensonne. DEADLOCK plündert die Bilderwelten des Western-Films, verlegt die Handlung in die Gegenwart und schließt sie mit dem deutschen Kunstfilm kurz. Das Ergebnis: Überdurchschnittlich gut ausgearbeitete Charaktere in einer permanenten Ausnahmesituation. Die Atmosphäre ist so stickig und dreckig, dass man meint, den Staub und Männerschweiß förmlich riechen zu können.
Ein Männerfilm? Ja, könnte man(n) so sagen. Die Frauenfiguren dienen lediglich der Staffage - und der Triebabfuhr. Was den Film - ich versuche es wertfrei zu formulieren - wohl auch zu einem Dokument seiner Zeit macht.
Zugegeben, stellenweise hätte ich mir etwas Verdichtung gewünscht. Nicht, dass der Film Längen hätte oder gar langweilig wäre, nein, nein. Wollen wir es lieber Intensitätsschwankungen nennen? Stellenweise hat man das Gefühl, dass hier noch ein Quäntchen mehr an Irrsinn und Wahnwitz möglich gewesen wäre.
Wie auch immer. Allein die perfekt durchkomponierte Szene, in der Mario Adorf von einem Lastwagen durch die Wüste gehetzt wird, ist die Anschaffung dieser DVD wert.
In diesem Sinne: "Du bist ein toller Fahrer, Sunshine!"
Drei Männer machen sich in einer Geisterstadt die Beute streitig und liefern sich einen archaischen Kampf auf Leben und Tod. Ein fiebriger, existentialistischer Neo-Western mit dem Sound der Progrock-Legende Can, angerichtet vom ewig unterschätzten deutschen Autorenfilmer Roland Klick. Nicht ganz perfekt, aber sehr erstaunlich.