DRAMA: USA, 2006
Regie: Julia Loktev
Darsteller: Luisa Williams, Josh Weinstein, Gareth Saxe
Ein hageres 19jähriges Mädchen mit einer Bombe im Rucksack spaziert durch die kleine Welt "New York".
KRITIK:Ein zutiefst verstörender Film. Was uns hier geboten wird, ist hyperrealistisch. Die namenlose "Titelheldin" des Films; ein schmächtiges Mädchen arabischer Herkunft mit tiefschwarzen Augenringen. Ihre Mission: Zerstörung. Ihre Waffe: Eine Bombe und Tausende Nägel in einem Rucksack. Der Ort ist New York- Timesquare. Die Opfer: Hunderte unschuldige Menschen.
Zugute kommt dem Film seine "unpolitische" Qualität. Gezeigt werden keine Monster, die infernale Pläne schmieden oder Systeme verteufeln. Kein Wort fällt zu Beweggründen, es gibt keine Hasstiraden, man könnte dem Film sogar mutlose, gefährliche Eindimensionalität vorwerfen und eine verharmlosende Einstellung zu einem brutalen Thema, das unseren Alltag seit 9/11 stärker prägt, als uns vielleicht bewusst ist.
Der Film handelt von einer fehlgeschlagenen Ausführung und einem Menschen, der für seine leere Überzeugung seine Identität einbüßen muss
Das letzte Drittel des Filmes ist dann kaum noch zu ertragen.
Und die offensichtliche Schwäche des Filmes, unwichtiges, nämlich die Intimität der Attentäterin zu zeigen, stellt für mich die große Qualität des Filmes dar, der Kontrast, der schließlich das Ende erst recht physisch spürbar und erfahrbar macht.
Luisa Williams "spielt" die hagere, zerbrechliche Unglücksgestalt ohne Identität. Wirksam und ungeschönt. Sie allein trägt den Film, ist stets der Mittelpunkt, der Kern des Filmes. Mitleid stellt sich am Ende ein. Eine bizarre Wirkung!
Hyperrealismus mit viel Feingefühl! Regisseurin Julia Loktev liefert dem Zuschauer 90 Minuten distanzlos ein zutiefst menschliches "Monster" von Film. Brennt sich ins Gedächtnis! Geheimtipp!