DOKUMENTARFILM: Deu., Ö., Schw., 2010
Regie: David Sieveking
Darsteller: David Sieveking, David Lynch, Maharishi Mahesh Yogi, Marie Pohl uvm.
David Sieveking hat ein Idol: David Lynch. Ob Lynch ihn auch dazu inspiriert hat an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin zu studieren, weiß ich nicht. Allerdings hängt David etwas in der Luft, er sucht nach Inspiration. Das Studium ist vorbei und noch kein interessanter Filmstoff in Aussicht. Also macht er sich auf die Suche nach Inspiration. Lynch findet diese wohl in der Transzendentalen Meditation. Also begibt sich David auf die Spuren seines Idols.
David Lynch ist auch mein großes Idol. Wenn das Wort Idol hier überhaupt das richtige ist. Ich verehre schlichtweg seine Filme. So dürfte es wohl auf Sieveking gehen. Umso bitterer ist es, wenn wir dann an unserem Idol etwas finden, was uns so gar nicht schmecken mag.
Umso mutiger von Sieveking genau dem auf die Spur zu gehen. Dies tut er auch recht unvoreingenommen. Mit seinem Dokumentarfilm David Wants to Fly beweist er einen klaren, ungeschönten und neutralen Blick auf das was ebenso zu David Lynch gehört, wie seine großartigen Filme: die Transzendentale Meditation.
Man neigt ja leicht dazu sich etwas schönzureden, wenn man von jemandem begeistert ist. Oder man wählt einen anderen Ansatz und verteufelt es im Vorhinein. Sieveking tut beides nicht. Er begibt sich einfach auf Spuren- und Sinnsuche.
Gerade zu Beginn des Dokumentarfilms wirkt dies doch recht unbeholfen und naiv. Und was mich am meisten gestört hat, waren die offensichtlich gestellten Szenen, was es schwierig macht glaubwürdig zu bleiben und das Vertrauen des Zusehers zu gewinnen. Denn von einem Dokumentarfilm erwarte ich schon, dass er authentisch ist. Sicherlich hat der Regisseur es immer in der Hand das Thema in eine Richtung zu lenken, die ihm mehr zusagt, ohne dabei die Wahrheit zu verdrehen, diese aber sehr wohl zu beschönigen oder ins Negative zu lenken. Allerdings schätze ich die Dokumentarfilme am meisten, die neutral einen Blick auf die Dinge werfen, egal ob diese Dinge einem nun gefallen oder nicht.
Also was ich nun anfänglich als sehr naiv empfand, war es wohl auch. Aber das macht ja nichts, denn so wie Sieveking mit seinem Film wächst, so wächst auch der Zuseher beim Betrachten. Der Regisseur dringt immer tiefer ein in die Transzendentale Meditation und in deren organisatorische Strukturen.
Genau diese Naivität von Sieveking bringt uns so nah ran an das Thema. Denn wir denken zwar immer wir sind so schlau und abgebrüht, aber in Wirklichkeit hätte ich auch nicht so genau gewusst wo ich bei diesem Thema anfangen soll, ohne irgendwas gleich zu Beginn zu verfälschen. Also macht man das Naheliegende und probiert es einfach mal aus mit dem Meditieren.
So auch Sieveking, der dafür allerdings einen erheblichen Betrag auf den Tisch legen muss, nur um das Meditieren zu erlernen und ein persönliches Mantra zu bekommen. Aber noch unkritisch steht er dem offen gegenüber und fängt damit an und zieht das auch über ein Jahr durch.
Weiter trifft er sich mit Mitgliedern von TM und auch mit Lynch. Leider werfen sich für ihn immer mehr Fragen auf, als dass er diese so einfach weg meditieren könnte. Er recherchiert und so wird im leider doch immer klarer, das TM sehr viele Strukturen einer Sekte aufweist.
Je tiefer er eindringt und je kritischer die Fragen werden, desto mehr bekommt er auch Gegenwind von TM, sie wollen sogar den Film verbieten. Doch Sieveking bleibt dran, um seine eigene Wahrheit zu finden.
Und gerade das macht den Film auch sehenswert. Sehr erfrischend ist Sievekings Unvoreingenommenheit und gerade sein naives Herangehen an den Stoff. Dadurch wirkt es unglaublich authentisch, trotz der Szenen die ich anfangs bemängelte. Der Regisseur stellt seine eigene Sinnsuche in den Mittelpunkt des Films und spinnt herum die Transzendentale Meditation.
Sievekings naive Herangehensweise an die Transzendentale Meditation, macht David Wants to Fly zu einem sehenswerten Film. Erfrischend unaufgeregt und unvoreingenommen nähert er sich TM und Lynch an und versucht herauszufinden was sein Idol daran findet. Er hofft auf Erleuchtung und findet einen interessanten Filmstoff. Da hilft alles meditieren nichts und so stellt Sieveking die richtigen Fragen zur richtigen Zeit. Somit nähert er sich kritisch, aber immer neutral, der Transzendentalen Meditation und deren sektenähnlichen Strukturen.