OT: The Black Hole
SCIENCE-FICTION: USA, 1979
Regie: Gary Nelson
Darsteller: Maximilian Schell, Anthony Perkins, Robert Forster, Yvette Mimieux
Das Forschungsschiff USS Palmino stößt in den unendlichen Weiten des Weltraumes auf ein Schwarzes Loch. Dort, viel zu nahe am Ereignishorizont, liegt das Raumschiff USS Cygnus, welches vor Jahren verschwand. Als man sich das vermeintliche Geisterschiff einmal näher ansieht, erwacht es plötzlich zum Leben. An Bord befindet sich nur noch ein Mensch, der über eine Armee von Robotern herrscht. Der zwischen Genie und Wahnsinn pendelnde Wissenschaftler und Kapitän Dr. Hans Reinhardt (Maximilian Schell).
KRITIK:Im Jahre des Herren 1977 revolutioniert ein gewisser George Lucas das Science Fiction Genre inhaltlich wie formal und erfindet dadurch zum Teil unser modernes Blockbusterkino und löst natürlich einen Boom am Filmmarkt aus. Die Studios werfen nun jährlich im Fahrwasser von Star Wars - A new Hope, der zum Welterfolg wird. Da werden schnell einmal im Jahre 1978 die ersten drei Teile der sündhaft teuren Serie Kampfstern Galactica zu einem Kinofilm zusammengeschustert, der in einigen Ländern sogar erfolgreicher als Star Wars läuft, da wird beim Konkurrenten Star Trek die Idee einer weiteren Fernsehserie verworfen und 1979 "Star Trek - Der Film" (ebenfalls sündhaft teuer) entwickelt, nur um die berühmtesten zu nennen.
Und natürlich möchte sich der Disneykonzern auch nicht lumpen lassen und entwickelt in einer sehr schwierigen Phase (Papa Walt gerade verstorben, die junge Generation weiß noch nicht wie es strategisch weitergehen soll) "Das schwarze Loch" mit beträchtlichem technischen Aufwand (ein eigenes System namens A.C.E.S. -Automated Camera Effects System - wurde entwickelt, mit dem man auch vor Matte-Bildern mit beweglicher Kamera arbeiten konnte und damit Lucas' ILM technisch überlegen war) und einigen zuvor unbeschrittenen Wegen.
Dies wurde der erste Disneyfilm, der eine PG-13 Freigabe bekam, was auch noch aus heutiger Sicht durch die Düsternis und Brutalität an mancher Stelle verständlich ist. Trotzdem wurde auch auf disneytypische Elemente nicht verzichtet. Wie bei Star Wars spielt ein kleiner, klugscheißender Roboter die Hauptrolle und es gibt wohl die dämlichste Filmszene aller Zeiten, einen Roboterpenislängenvergleich am Laserschießstand. Die Frage warum Roboter überhaupt Zielschießen üben wird wohl niemals beantwortet werden.
Andrerseits war das schon wieder so trashig, dass es Spaß gemacht hat.
Nichtsdestotrotz ist "Das Schwarze Loch" ein erstaunlich guter Film geworden (ja, natürlich spricht der Fanboy jetzt aus mir) und war entgegen der weitläufigen Meinungen kein finanzielles Desaster. Im Gegenteil, der Film konnte sogar einen kleinen Profit verbuchen. Und wie ich finde völlig zurecht, denn die erste Hälfte ist brillant und spannend, besticht durch atemberaubende Effekte, die technisch ausgeklügeltsten, die es bis dahin gegeben hatte.
Der Weltraum, das schwarze Loch, die riesige USS Cygnus, der verrückte Professor Dr. Reinhart (großartig Maximilan Schell mit seinem österreichischen Akzent;-), die dunklen Geheimnisse des Schiffes, dazu der edle Score (samt Ouvertüre) von Altmeister John Barry verschmelzen zu einem einzigen Science-Fiction-Traum.
Aber leider verliert der Film in seiner zweiten Hälfte. Auf einmal geht alles schief. Statt sich für die Menschen und ihre Ideen zu interessieren, statt dieses atemberaubende technische Niveau zu halten, spielen plötzlich diese lächerlichen Blechbüchsen die Hauptrolle, fangen die Kulissen zu wackeln an, gibt es ellenlange, völlig unmotiviert abgespulte Actionszenen, werden die menschlichen Charaktere zu leblosen Abziehbildern, sogar der faszinierend-amüsante Dr. Reinhart wandelt sich auf einmal zur Karikatur und der Film sich von der edlen Weltraumoper zum billigen Science-Fiction-Trash.
Aber: "Das schwarze Loch" kratzt am Ende die Kurve. Dieser verrückte Disneykonzern hatte doch tatsächlich Ambitionen mit diesem Film. "Mehr Licht", röchelt da ein sterbender Maximilan Schell, der finale Flug durch das schwarze Loch wird zum psychedelischen Trip ins Unterbewusste, wo sich Himmel und Hölle, Wissenschaft und Unvernunft treffen, wo der Geist in der Maschine (Maximilian in seiner "Shell";-), der Geist und die Maschine zusammenwachsen und ein neues Bewusstsein bilden. Wow, eine Einstein-Rosenbrücke ins Herz der Finsternis. Habe mich schon deutlich schlechter unterhalten gefühlt. Umso mehr freut es mich, dass Disney gerade eine Neuverfilmung angekündigt hat. Regisseur Joseph Kosinski, der gerade am Tron-Remake werkelt, wird als Kreativkopf treibende Kraft hinter dem Projekt sein. Das kann man sich mit Sicherheit schon auf ein Meisterwerk der Sinne freuen. Hoffen wir, dass er nicht auf die Charaktere vergisst.
"Das schwarze Loch" ist ein teilweise atemberaubend guter, teilweise atemberaubend schlechter Science-Fiction-Klassiker, der als "Star Trek"-Klon stark beginnt, als Möchtegern-"Star Wars" in seiner zweiten Hälfte deutlich verliert, aber als "2001- Odysee im Weltraum"-Klon am Ende zu überraschen vermag und daher für jeden etwas aufgeschlosseneren Science-Fiction Fan ein wahres Fest sein sollte.