DRAMA: Deutschland, 2005
Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
Darsteller: Martina Gedeck, Ulrich Mühe, Sebastian Koch, Ulrich Tukur
Ostberlin 1984: Der Staat hört alles, sieht alles und weiß alles. Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) ist ein kleines Rädchen im riesigen Überwachungsapparat der DDR. Sein neuester Auftrag führt ihn in die Kunstszene, er soll den erfolgreichen Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) überwachen und belastendes Material gegen ihn finden. Ein Auftrag mit höchster Brisanz, denn ein ranghoher Politiker (Thomas Thieme) ist persönlich an der Beseitigung Dreymans interessiert. Die Welt der Künstler, die Wiesler still und heimlich vom Dachboden aus belauscht, übt eine ungeheure Faszination auf den kalten, grauen Stasi-Mann aus, eine Faszination der er sich nicht länger entziehen kann. Als Dreyman beginnt, sich politisch zu engagieren gerät Wiesler zusehends unter Druck ....
KRITIK:Nach unzähligen Auszeichnungen, vom Deutschen über den Europäischen Filmpreis bis
hin zum Oscar, wird es Zeit, einen bei uns eher wenig beachteten Film genauer unter
die Lupe zu nehmen. Wie so viele der neueren deutschen Filme setzt sich auch das
Werk von Florian Henckel von Donnersmarck mit der jüngeren deutschen Geschichte
auseinander, mit der DDR um genau zu sein.
Während Filme wie Good Bye, Lenin oder Sonnenallee aus dem Stoff Komödien machten und eine
regelrechte Ostalgiewelle auslösten, geht das Langfilmdebüt des deutschen
Nachwuchsregisseurs einen anderen Weg, das Drama beleuchtet die dunklen Seiten der
DDR.
Florian Henckel von Donnersmarck legt mit seinem ersten langen Spielfilm ein
beachtliches Debüt hin. Obwohl der Film mit einem vergleichsweise geringen Budget
realisiert worden ist, wirkt er niemals plump oder gar billig. Dafür sorgt nicht
zuletzt das ausgezeichnete Schauspielensemble um Ulrich Mühe. Henckel von
Donnersmarck liefert einen soliden Film der alten Schule ab. Mit ruhigen,
eindringlichen Bildern erzählt er eine komplexe Geschichte über Macht, Politik,
Widerstand, Meinungsfreiheit und einem guten Menschen.
In der Geschichte gibt es einen mit Arbeitsverbot belegten Regisseur, plumpe
Stasi-Männer und machthungrige Politiker. Dass eine sensible Schauspielerin
tablettenabhängig ist, versteht sich dann quasi von selbst. Neben all diesen
Figuren gibt es noch Wiesler, den Stasi-Mann, der sich zum guten Menschen mausert.
Henckel von Donnersmarck wollte wohl ein realistisches, ernsthaftes Bild über dem
Alltag im Überwachungsstaat zeigen, in einigen Szenen gelang ihn dies sogar, doch
letzten Endes kam doch nur eine fiktionale Geschichte zustande, es ist schließlich
nur ein Film und nicht die Wirklichkeit. Der mit Liebe zum Detail inszenierte Film,
der bei der Berlinale übrigens abgelehnt worden ist, stellt eine Mischung aus
Drama, Thriller und Liebesgeschichte dar, die Figuren sind großteils glaubwürdig
und es gibt einige Bilder, die hängen bleiben. Es sind vor allem kleine Szenen,
kurze Begegnungen, die sich ins Gedächtnis einprägen. Alltagsszenen, in denen sich
für einen kurzen Moment der Schrecken des Überwachungsstaates erahnen lässt.
Dennoch hat man am Ende das Gefühl, dass irgendetwas fehlt. Sicher, die
Schauspieler sind gut, die Geschichte ist spannend (teilweise aber auch langatmig),
einige Bilder bleiben hängen, doch irgendwie bleibt ein fahler Beigeschmack, der
Film kommt teilweise einfach zu glatt daher, wurde beinahe zu lehrbuchgetreu
umgesetzt.
Dafür entschädigen jedoch die atmosphärische Dichte des Films und die durchwegs
herausragenden Darsteller. Vor allem Ulrichs Mühes Darstellung des Stasi-Mannes
bleibt in Erinnerung.
Einige Kritiker warfen dem Film vor, dass es so etwas wie einen Stasi-Mann, der unter Lebensgefahr einen Dissidenten rettet, nicht gab und vor allem auch nicht geben konnte. Tatsächlich erzählt der Film eine fiktive Geschichte, wer erwartet zu
Erfahren wie die DDR wirklich war, wird enttäuscht werden und sollte es vielleicht
mit einer Dokumentation versuchen. Das Leben der Anderen ist nun mal ein
Kinofilm, der (auch) unterhalten möchte und dem Publikum den einen oder anderen Denkanstoss mit auf den Weg gibt.
Ein fiktiver, mit Detailliebe und guter Besetzung inszenierter Film über die Schattenseiten der DDR.