Das Hausmädchen | FILMTIPPS.at 

FILMTIPPS.at - Die Fundgrube für außergewöhnliche Filme

www.filmtipps.at
GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Das Hausmädchen

Das Hausmädchen

OT: Hanyo
THRILLERDRAMA: SüDKOREA, 2010
Regie: Im Sang-soo
Darsteller: Jeon Do-youn, Lee Jung-jae, Seo Woo, Ahn Seo-Hyun

STORY:

Die junge und lebenslustige Eun-yi wird Zimmermädchen bei einer reichen koreanischen Familie. Hausherr Hoon, der gewohnt ist alles zu bekommen, was er möchte, verführt und schwängert sie. Als seine Ehefrau und Schwiegermutter davon erfahren gerät Eun-yi in Lebensgefahr ...

KRITIK:

Der südkoreanische Kinohit des letzten Sommers kommt mit einem Jahr Verspätung in unsere Kinos. Besser spät als nie.

"Hanyo" (so der Originaltitel) ist ein Remake des gleichnamigen Klassikers aus dem Jahre 1960, der als Meilenstein der koreanischen Kinokultur gilt. War damals noch eher der Familienvater der Held, der seine Familie (und sein Vermögen) vor der dem aufreizenden Hausmädchen schützen wollte, der Regisseur war eher ein Konservativer wie man sich denken kann, so ist in der modernen Version das Hausmädchen im Mittelpunkt, eine lebenslustige, junge und herzensgute Frau, die eigentlich nichts Böses will, aber "denen da oben im Weg steht", wenn ich jetzt mal jemanden zitieren darf, den ich niemals zitieren wollte und dessen Namen ich daher nicht nennen werde.

Der Film lässt dabei Welten aufeinanderprallen. Auf der einen Seite haben wir die koreanische Unter- und Mittelschicht, die ihr Leben als Teil der Gesellschaft fristet, auf der anderen Seite die Superreichen, die hinter dicken Mauern geschützt, die europäische Lebensart, vor allem wenn man ihre Artefakte betrachtet, kopiert und sich um nichts mehr sorgt, als um ihren Status. Rotwein, Besteck, Beethoven am Klavier und französische Zimmermädchenuniformen sind die Statussymbole, die sie von den anderen abgrenzen mit ihren Metallessstäbchen und auf der Straße zubereiteten Nudeln.

Ist das jetzt nicht alles ein bisschen übertrieben, kann man sich fragen. Ja und nein, würde ich sagen. Solche Familien gibt es, was alleine schon daran bewiesen werden könnte, das sehr viele Menschen gerne so wären, ohne dass sie es sind.

Regisseur Im Sang-soo (The Presidents Last Bang) meinte, er wollte in dem Film das Klassenproblem in Südkorea aufzeigen und wie Menschen sich deren unsichtbaren Normen fügen. Die einzige Person, die sich niemals unterwirft ist das Zimmermädchen, sie bleibt ihren Überzeugungen treu und lässt sich nicht kaufen. Sie ist weder Sklavin noch Prostiuierte, aber bezahlt gerade deshalb einen (vielleicht schon übertrieben) hohen Preis ...

"Das Hausmädchen" ist ein sehr gelungener Film, der mit durchgestylten Bildern und einer Menge Tiefgang soziale Schichten und die merkwürdigen Ideen dahinter miteinander konfrontiert. Der Ton ist ruhig, die Darsteller eindringlich, die Figuren relativ komplex, aber natürlich muss man akzeptieren, dass die Reichen hier "die Bösen" sind, sonst könnte man den Film als zu polemisch empfinden. Aber ich nehme an, das fällt den wenigsten wirklich schwer. ;-)

-------------------------------

P.S.: Unbedingt den Trailer ansehen, der ist toll. Und wer sich für das Original interessiert, kann es ganz legal auf mubi.com streamen.

Das Hausmädchen Bild 1
Das Hausmädchen Bild 2
Das Hausmädchen Bild 3
Das Hausmädchen Bild 4
FAZIT:

'Das Hausmädchen' ist im Grunde ein politisches Drama, verpackt als eleganter Thriller, mit Anleihen bei Alfred Hitchcock und Claude Chabrol, aber gleichzeitig eine Verbeugung vor dem Original und ein Remake im besten Sinne, da versucht wird die Fragen, die der Originalfilm gestellt hat, aus heutiger Sicht zu beantworten und nicht den Stoff einfach auszubeuten. So soll es sein.
Ab ins Kino!

WERTUNG: 8 von 10 Rotweinflaschen
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
Djan | 03.10.2011 19:36
genial...vor allem das ende will ich mal jetzt schon als legendär bezeichnen
>> antworten
Andreas | 08.08.2011 09:19
hmm, der effekt mit dem blut gerinsel im trailer ist von lady vengeance geklaut...
>> antworten
mari | 07.08.2011 18:41
Bin gerade aus Brasilien zurück, habe dort auch das Aufeinanderprellen dieser zwei Welten miterleben müssen. Werd mir den Film sicher anschauen.
>> antworten