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Das Gasthaus an der Themse

Das Gasthaus an der Themse

KRIMI: Deutschland, 1962
Regie: Alfred Vohrer
Darsteller: Joachim Fuchsberger, Brigitte Grothum, Elisabeth Flickenschildt, Klaus Kinski

STORY:

Rund um die an der Themse gelegene Hafenkneipe "Mekka" nimmt das Verbrechen überhand. Es wird geschmuggelt, gekuppelt, gehehlt. Und außerdem geht ein Killer-Taucher mit Harpune um, der schnell wie ein Phantom mordet und danach wie ein Geist im dunklen Flußwasser verschwindet. Auf Inspector Wade von der Wasserschutzpolizei wartet Schwerstarbeit und mehr als nur eine zwielichtige Gestalt...

KRITIK:

Schwarz-weißes London. Die Themse um Mitternacht. Ein Mann schippert einsam in einem kleinen Ruderboot über das dunkle Wasser. Ein aus einer Harpune abgeschossener Pfeil setzt seinem Leben ein jähes Ende. Der mysteriöse wie gewissenlose Verbrecher, der sich "der Hai" nennt, hat ein weiteres Opfer gefunden. Und aus der Ferne erklingt Musik. Die Leuchtschriftreklame der Hafenkaschemme "Mekka" entsendet ihr flackerndes Licht über die nächtliche Themse.

Derart stimmungsvoll beginnt DAS GASTHAUS AN DER THEMSE, einer der ganz großen Edgar-Wallace-Filme aus dem Hause Rialto. Dass die Themse dabei von der Elbe gedoubelt wird - und London von Hamburg - fällt kaum ins Gewicht. Die Themse, die düstere Spelunke "Mekka" und ein Schmugglerschiff bilden ein Bermuda-Dreieck des Verbrechens. Und mithilfe Karl Löbs superber, düsterer Fotografie erwacht vor unseren Augen die Unterwelt an den Ufern der Themse zu unseligem Leben.

Der Mittelpunkt dieser Halbwelt ist das bereits erwähnte "Mekka". Amüsierschuppen und Schmugglernest in einem. Nach Einbruch der Dunkelheit geben sich dort Matrosen, leichte Mädchen und allerhand lichtscheues Gesindel ihr Stelldichein. Klaus Kinski ist dort. Rudolf Fenner auch. Und der alte, markante STAHLNETZ-Kommissar Heinz Engelmann; diesmal auf der anderen Seite des Gesetzes.

Doch allen die Show stiehlt Elisabeth Flickenschildt. Ihr gehört das "Mekka". Eine Grand Dame des Zwielichtigen. Barbesitzerin, Hehlerin, Kupplerin. Tagsüber schikaniert sie ihre unschuldige (von Brigitte Grothum gespielte) Nichte, deren Vormund sie ist. Abends gibt sie eine denkwürdige Vorstellung und singt "Besonders in der Nacht" für ihr halbseidenes Publikum.

DAS GASTHAUS AN DER THEMSE ist nicht nur ein packender, verschachtelter Krimi, der mit einigen Überraschungen und noch mehr Leichen aufwartet, sondern in erster Linie ein atmosphärisches Glanzstück. Fast riecht man das brackige Flusswasser. Oder das billige Parfüm und den Zigarettenrauch im "Mekka". Selbst die wie immer etwas gewöhnungsbedürftigen und mit dem Holzhammer in die Handlung gehauenen komischen Einlagen von Eddi Arent und Siegfried Schürenberg finden irgendwie ihren Platz in der ansonsten ausgesucht düsteren Welt um DAS GASTHAUS AN DER THEMSE.

Und dann ist da der "Hai". Gefürchtet bei der Polizei und bei der Unterwelt. Ein gnadenloser Killer in Taucheranzug, ein Meister im Umgang mit der Harpune. Ganz eindeutig die Gestalt, die Dick Maas 1988 zu VERFLUCHTES AMSTERDAM inspiriert hat.

Gegen Ende gibt es noch zwei denkwürdige Szenen konzentrierter Agonie. Eine spielt unter Wasser, die andere nimmt -mit Blut am Mundwinkel- auf einem Bürostuhl Platz.

DAS GASTHAUS AN DER THEMSE. Mein persönlicher Lieblings-Wallace.

Das Gasthaus an der Themse Bild 1
Das Gasthaus an der Themse Bild 2
Das Gasthaus an der Themse Bild 3
Das Gasthaus an der Themse Bild 4
Das Gasthaus an der Themse Bild 5
Das Gasthaus an der Themse Bild 6
FAZIT:

Hafenspelunken, Schmugglernester und Harpunen...- Die Themse als Bermuda-Dreieck des Verbrechens im vielleicht besten und atmosphärischsten aller Edgar Wallace-Filme.

WERTUNG: 9 von 10 Kampftauchergräbern
TEXT © Christian Ade
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