MOCKUMENTARY: Österreich, 1992
Regie: Walter Wippersberg
Darsteller: Frank Oladeinde
Ein schwarzafrikanischer Forscher und Dokumentarfilmer untersucht außerafrikanische ethnologisch interessante Orte, um sie für die Nachwelt zu dokumentieren. Dieses Mal: eine Reise ins dunkle Herz Europas, nach Oberösterreich.
In den frühen 1990ern erlebte das österreichische Fernsehen (damals noch schlicht ORF) einen veritablen Quotenhit (die damals noch nicht gemessen wurden), als es eine Doku des All African TV aus der Serie: "Fremde Länder, fremde Sitten. Kayonga Kagame zeigt uns die Welt." ausstrahlte. Schnell wurde der knapp vierzig Minuten dauernde Film EINE REISE INS UNBERÜHRTE UND RÄTSELHAFTE OBERÖSTERREICH um 15 Minuten aufgepimpt und kam zu einer kurzen und erfolgreichen Kinoauswertung bzw. zum Dauerbrenner im TV, wenn mal irgendwo eine Stunde Sendeplatzlücke herrschte, diesmal allerdings unter dem Titel DAS FEST DES HUHNES.
Heute, zwanzig Jahre danach, hat diese reinrassige Mockumentary wohl schon etwas Patina angesetzt, ist aber nach wie vor ein irgendwie originelles, sehenswertes Stück Fernsehgeschichte, die seit 2011 als Nr. 195 der DVD-Edition: Der Österreichische Film am Markt ist.
Schuld an diesem seltsamen Film hatten der Kinder- und Drehbuchautor Walter Wippersberg und der spätere Direktor der VIENNALE Wolfgang Ainberger. Die Grundidee war, den Österreichern einen Spiegel vorzuhalten und auf charmante und ironische Weise Verhaltensweisen der durchschnittlichen Mitteleuropäer aufzuzeigen, denn umgekehrt machen Dokumentarfilmer das ja auch mit allem, was als exotisch gilt.
So lernt man einiges über leerstehende steinerne Kultgebäude (Kirchen) oder über rudimentär vorhandenes Nomadentum, dessen Sinn man beraubt ist (z.B. endlose Autoschlangen im Juli und August oder auch Fahrradtouren nur um des Fahrradfahrens willen), sowie die xenophobische Grundveranlagung, sich mittels Zäunen von Nachbarn abzugrenzen und natürlich von dem dunklen Kult um das Huhn, welcher in nur für kurze Zeit aufgestellten Zelten mit seltsamen Tänzen (beim Anschauen, liebe Zeitgenossen, bitte schämen) und bitteren Getränken begangen wird.
Exotische Schauplätze sind näher als man denkt, was bei genauem Nachdenken eigentlich beängstigend ist. Wer jedem neuen Teil der MONDO- und ähnlicher Reihen entgegengefiebert hat, wird in dieser legendären österreichischen Mockumentary zwar keine Freude, aber genug anderen Grund zum Ekeln finden. Ein Stück heimische Fernsehgeschichte, für die Nachwelt konserviert in der DVD-Edition: Der Österreichische Film.