OT: The A-Team
ACTION: USA, 2010
Regie: Joe Carnahan
Darsteller: Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel, Quinton Jackson, Sharlto Copley
Ein Team - das wohl das A-Team darstellen soll - erfüllt Regierungsaufträge. Dann wird es reingelegt, vom Militärgericht verurteilt, eingesperrt und flieht. Anschließend kämpft es für sich selbst, um seine Ehre und Freiheit.
Und irgendwo in dem ganzen Chaos bekommt man als Zuschauer das Gefühl so schnell wie möglich die DVDs der Serie einlegen zu wollen ...
Aaah, Kindheitserinnerungen. Sie zählen mitunter zu den schönsten Erinnerungen von allen. Erinnerungen an ganze Samstag- und/oder Sonntagnachmittage - dank, wechselnder Sendeplätze - die man vor dem Fernseher verbrachte, um den größten Helden ihrer Zeit bei ihren Abenteuern beizustehen. Mitzufiebern, mitzukämpfen - sicher, all diese Abenteuer mussten natürlich spätestens am Ende einer jeden Ausstrahlung im kinderlichen Kinderzimmer nachgespielt werden -, mitzuzittern - schlichtweg einfach eine gute Zeit zu haben.
Hannibal Smith, Faceman, B. A. Barracus und "Howling Mad" Murdock. Zusammen repräsentieren sie nicht nur das ultimativ Gute, sondern sind ebenso ein Querschnitt durch all jene Eigenschaften, die man mitbringen sollte um erfolgreich zu sein, und das nicht nur im postmodernen Vigilantentum, nein, das A-TEAM ist auch eine Parabel auf das alltägliche Leben - TV-Serie gewordenes Lebenstraining in Unterhaltungsform, also.
Sie sind wichtig für Erfolg, dafür, einer der Guten zu sein, all jene Eigenschaften die dieses Team ausmachen. Grips, Ausstrahlung, Stärke und der kleine Schuss Verrücktheit.
Genauso wie diese vier Charaktere eng verbunden sind mit der Kindheit und dem Erwachsenwerden mehr als einer Generation, so gewieft und gerissen sie sind, so wichtig diese Jungs für die moderne Popkultur sind - Wer kennt ihn schließlich nicht, den berühmten Satz mit dem Plan? ... Der Spruch fällt jedes Jahr zu Silvester mit der Fat Lady im Mundwinkel, ertönt beim Herunterfahren meines Computers und, helas, sogar meine Mutter kennt diesen Spruch! -, so eng sind die Charaktere auch mit den Schauspielern verbunden die ihnen einst ihre Gesichter gaben.
George Peppard ist Hannibal Smith und umgekehrt. In etwas über vier Jahren und knapp 100 Folgen manifestierte sich eben jener Grundsatz, jene Identifikation zwischen Charakter und Darsteller. Ebenso wie mit Peppard/Hannibal verhält es sich auch mit den anderen Mitgliedern dieser Spezialeinheit. Nur Mr T. "pitties the fool" und die braune Fliegerjacke etwa, passt nur einem: "Howling Mad" Dwight D. Schultz.
Sicher mag nicht alles Eitel-Sonnenschein gewesen sein, hinter der Kamera. So herrschte zum Beispiel ein ständiger Konkurrenzkampf um die Beliebtheit beim Publikum zwischen Peppard und T. - Mr T., that is, fool! -, der mitunter gar bizarre Formen annahm. Einige Zeit lang sollen die Beiden sogar gar nicht mit einander gesprochen haben. Auslöser war die größere Beliebtheit Mr Ts obwohl Peppard ja offiziell die Hauptrolle innehatte.
Schon vor knapp 20 Jahren, Anfang der 90er - hossa, wie die Zeit vergeht -, gab es erste Gerüchte und Überlegungen zu einer Leinwandadaption des Serienformats. Für mich ist diese Idee, der Gedanke das A-TEAM auf die große Leinwand zu bringen jedoch bereits 1994 mit George Peppard gestorben - selbst eine Kinoproduktion mit den restlichen Darstellern und ohne Peppard wäre in meinen Augen ein großes Sakrileg gewesen.
Doch Geld übt vor allem auf Produzenten eine ungeheure Anziehungskraft aus. So auch auf Stephen J. Cannell, seinerseits erfolgreicher Drehbuchautor und Produzent zahlreicher Fernsehserien wie zum Beispiel 21 JUMP STREET und EIN TRIO MIT VIER FÄUSTEN - und in Folge dessen auch Erschaffer und Großmeister des A-TEAMS.
Zahlreiche Jahre hing das Kinoprojekt des ALPHA TEAMS in Schwebe - angeblich - wurden Drehbücher immer wieder neu- und umgeschrieben, um bestmögliche Qualität zu bieten. Meine Theorie? Die Zeit ward endlich gekommen, dass sich der wohl größtmögliche Profit aus dem Franchise schlagen ließ.
Die Zeiten sind günstig für Remakes - überteuerte Hollywoodproduktionen von Bonzen die für einen Film mehr Geld verpulvern als Jess Franco womöglich für seine gesamte Filmographie benötigte inklusive aller Einnahmen.
Eine neue Generation ist herangewachsen, geistig verödet, filmisch erzogen mit künstlerisch sowie charakterlich völlig wertfreiem Schwurbel à la Hostel, 3D-Geblödel - ich halte es da ganz wie Kevin Smith und bleibe bei der alten, ach so langweiligen zweiten Dimension - und selten-dämlicher Remakes aus dem Hause Bay. Diese neue Generation kennt all das gute alte Zeugs schon längst nicht mehr. FREITAG DER 13., zum Beispiel, - "Wie da gibts mehr als einen Teil?" - oder SASORI - "Klar, kenn ich, die macht Wire-Fu!" - oder gar das A-TEAM - "George wer? Hä?!". Umso trauriger stimmt es daher, dass viele, viele Kinder und Jugendliche nun nicht mit dem A-TEAM aufwachsen werden, sondern mit einem Team, eben jenem aus diesem Film.
Klar, die Fernsehserie war naiv, Gewalt indirekt dadurch verharmlost, als dass sie nie Auswirkung auf menschliche Organsimen hatte. Es mag veraltet und verstaubt wirken, dass niemals jemand in den unzähligen Schießereien sein Leben lassen musste. Klar, die Zeiten haben sich nun mal geändert, doch rechtfertigt das noch lange keine Gewaltorgien. Das A-TEAM tötet in diesem Film doch tatsächlich Menschen - verdammt, was soll das?!
Natürlich kann man mir nun ewiggestriges Denken unterstellen - wie gesagt, die Zeiten ändern sich, das weiß auch ich -, aber es ist einfach einer der Grundsteine des A-TEAMs, das was die Serie popkulturell besonders und gleichzeitig erfrischend macht - es stirbt niemand. Und schon gar nicht hinterlassen Schläge Spuren irgendwelcher Art am Opfer. Ich gebe ja gerne zu, dass es durchaus schwierig ist, diese Konzept auf einen - gar neuzeitlichen - Kinofilm zu übertragen, doch wäre dies schon ein wunderbarer Ansporn dafür gewesen, es am besten gleich bleiben zu lassen.
Die Handlung indes, die Hintergrundgeschichte - in abgewandelter, angepasster aber auch verfälschter Form - und heurigen Auftrag bunt zusammengemischt, ist eine eher zwielichtige Angelegenheit. Rein prinzipiell würde sie funktionieren, in einem eigenen Universum, als das was sie ist - der drölfzigste Aufguss des immer gleichen Sujets billiger Team-Actioner. Klar, es gibt durchaus einige interessante Momente, gar rar gesäte witzige, so dass die ganze Chose in anderem Kontext sogar hätte Spaß machen können. Gar nicht funktioniert sie allerdings im A-TEAM-Universum. Alles wirkt zu unausgegoren, nicht passend - und schon gar völlig out-of-Character und konstruiert.
Darüber hinaus - aufpassen , ich habe mal wieder geschickt übergeleitet - ist THE A-TEAM das reinste Sammelsurium desaströser Fehlbesetzungen. Einzig Bradley Cooper - der in ALIAS- DIE AGENTIN herrlich erfrischend Will Tippin zum Besten gab - als Faceman vermag es zu überzeugen. Vom Aussehen bis zu Ausstrahlung ist er einfach ein würdiger Vertreter für Dirk Benedict in der Rolle des charmanten Kopfverdrehers.
Liam Neeson hingegen als Hannibal Smith? Nun, die beste Wahl aus dem überschwappenden Pott aus Hollywood-Dummstellern die sich für die Rolle eignen würden ist er auf jeden Fall - und ich gebe es gerne zu, ich finde den Mann auch äußerst sympathisch. Seine Rolle als CIA-Vater-Frauenhändler-Killer in 96 HOURS spielte er - meiner Meinung - äußerst überzeugend und spaßig. Auch als Smith macht er eigentlich keine schlechte Figur, so richtig passen tut das allerdings auch nicht - wobei ich natürlich zugeben muss, dass ich arg befangen bin und wahrscheinlich niemand meine Erwartungen an diese Rolle vollends erfüllen könnte.
Anders hingegen Quinton Jackson und Sharlto Copley in den Rollen des Mr T und Howling Mad Murdocks. Selbst objektiv betrachtet, sind die Leistungen der beiden eher unterdurchschnittlich und alles andere als angemessen. Dass Leute, die sich in einem Ring behaupten können, nicht unbedingt gute Schauspieler sind, haben ja bereits zahlreiche WWE-Stars bewiesen - THE ROCK mal ausgenommen, der rockt.
Was Jessica Biel betrifft, will ich gar nicht viele Worte verlieren. Als Pfarrerstocher - die fast mit ihrem Bruder rumgemacht hätte - mag sie ja noch halbwegs überzeugt haben - die Betonung liegt auf halbwegs, newa -, doch schauspielerisches Talent oder wenigstens Können oder sei es bloß Ausstrahlung habe ich bei jeder ihrer bisherigen Koproduktionen jedoch vergeblich gesucht.
Alles andere als mies ist hingegen die Inszenierung. Klar, die Bildsprache ist nicht dieselbe wie bei unserem allseits geliebten A-TEAM, doch die Adaption einer Fernsehserie auf die große Leinwand benötigt immer einige Anpassungen - da drücke ich sogar das ein oder andere Auge zu, Fernsehästhetik wirkt im Kino nämlich alles andere als ansehnlich.
Und dafür gibt es denn auch einige nette Ideen zu bestaunen - nicht, dass diese unglaublich innovativ wären, aber sie sind zumindest durchaus interessant und erfrischend. Ebenso entschied man sich glücklicherweise dafür auf widerliches Stakkato-Gewitter zu verzichten - das mir persönlich bereits das Bourne Ultimatum ordentlich vermieste.
Mies ist auch hier das Zauberwort. Es ist nicht alles mies, aber besser als schlecht ist eben - wie bereits in der Kritik zu SS HELL CAMP erwähnt -, nicht zwangsläufig gut.
In diesem Sinne: "I blame you Hannibal!"
THE A-TEAM ist schlecht. Nicht das Konzept, nicht die Charaktere. Die Serie war verdammt gut, naiv zwar, unrealistisch und verharmlosend in Bezug auf Gewaltdarstellungen, aber unterhaltsam und verdammt spaßig. Gemeint ist die Adaption des Stoffes für die große Leinwand, der A-TEAM-Kinofilm auf den so viele Fans so lange warten mussten. Man darf allerdings nicht all zu hart mit dem Ganzen ins Gericht gehen, mit den Jungs vom Alpha Team. Der Film mag schlecht sein, aber ist bei weitem nicht so schlecht wie erwartet. Er kann nämlich durchaus mit ein paar wenigen guten Szenen aufwarten, ein paar wenige Ideen anbringen und hier und da macht er sogar ein wenig Spaß. Könne man alles so stehen lassen, wenn es keine Kino-Adaption des A-TEAMs wäre. Also eigenständiger Film in einem eigenständigen Universum könnte er als kurzweilige B-Action-Reißer durchaus funktionieren. So aber haben wir es mit einer Verschandelung eines tollen Franchises zu tun, wichtig für Popkultur und Kindheitserinnerungen gleichermaßen. Einmal mehr wurde etwas Gutes von den korrumpierten Geldknechten des hollywoodschen kunstfreien Reichs - oder Reiks, wie sie sagen würden - in eine Actionshow ohne Stil, Sinn oder Verstand verwandelt, ans unwissende, popkulturell ungeschulte Publikum gebracht - das sich höchstwahrscheinlich dumm und dämlich freut -, dem Fan der Serie damit jedoch mal wieder grausamste Schmerzen zufügt.
Wann, ja wann, frage ich euch, hört es endlich auf, dieses grausame, sinnlose Schlachten und Ausbeuten guter Filme im Namen des großen, grünen Gottes - des Dollars.
Ich warte nur auf die erste 3D-Remake-Verfilmung. Dann ists eh ganz vorbei.