DOKUMENTATION: A, 2004
Regie: Hubert Sauper
Darsteller: -
Aus zwei guten Gründen ist dieser Film sehenswert: Zum Ersten für Kino-Interessierte: Wer nach zuletzt ANTARES einen weiteren Film aus
Österreich sehen will, der viele Preise gewonnen hat, bitteschön, hier
ist er! Eine kurze Auswahl: Europäischer Filmpreis für den
besten Dokumentarfilm; "Label Europa Cinema"-Preis, Venedig 2004, Wiener
Filmpreis, Viennale 2004; Grand Prix, Festival de Film d'Environnement,
Paris 2004; etc.
Und zum zweiten sollten den Film unbedingt jene sehen, die schon immer
gewusst haben, dass diese unsere Weltordnung verlogen und beschissen
ist, aber die vielleicht die konkreten Beispiele nicht immer griffbereit
haben. Seid euch sicher, dieser Film liefert euch ein
hervorragendes Beispiel!
Schauplatz der Dokumentation ist der Victoria-See in Tansania, Ostafrika.
In den 1960/70er Jahren wurde im Rahmen eines "Versuches" der Nil-Barsch dort ausgesetzt, der aber im Gegensatz zu den anderen Fischen im See ein Raubfisch ist. Die Folge: Der Raubfisch hat beinahe alle anderen Lebewesen im See ausgerottet.
Was wird mit diesem ökologischen Unfall gemacht? - Richtig: Geschäfte!
Rund um den See haben sich - mit EU-Geldern gefördert -
Fischfabriken angesiedelt. 50 Tonnen Fisch werden täglich
herausgefischt, in den Fabriken werden die Filets herausgeschnitten, in
Styropor-Schachteln verpackt und via Cargo-Flugzeugen Richtung Europa
geflogen. So weit, so gut. Für die Wirtschaft.
Was passiert sonst rundherum? In Tansania gibt es eine große Hungersnot, doch
keiner von den Fischfabrikanten denkt daran, hier auch nur ein klein wenig
zu helfen.
Straßenkinder schmelzen die Styropor-Schachteln ein und schnüffeln die Dämpfe - damit verspüren sie keinen Hunger und können besser auf der Straße und ohne Angst schlafen.
Die Piloten der europäischen Maschinen halten sich am See
minderjährige Prostituierte - eine wird im Laufe des Films sogar
ermordet. Die Fisch-Abfälle (Gräten, etc.) werden - nein, nicht etwa an die Leute dort verschenkt, nein, sie werden verkauft(!).
Und die Fisch-Filets - die landen z.B. als die Spezialität
"Victoria-Barsch" am Wiener Naschmarkt, oder als einer der größten
Abnehmer, in den Fisch-Burgern von McDonalds.
Alles in allem also ein Film, der zeigt, dass es mit der Werbebotschaft
der Wirtschaftskammer "Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut"
doch nicht ganz so stimmen kann. Denn obwohl EU-Beamte im Film die tolle
Wirtschaftsentwicklung loben, krepieren die Menschen rund herum. Und das
'beste' ist, es geht bei den Geschäften nur vordergründig um Fische, in Wirklichkeit jedoch um etwas ganz anderes, grausliches, schockierendes. Was, wird hier nicht verraten.
Seht Euch den Film selbst an.
Obwohl oder gerade weil der Film alles andere als gut verdaulich ist, wirklich jedem und jeder schwerstens zu empfehlen - auf Haralds Skala mind. 8 von 10!! Ich habe manche, eigentlich viele Dinge danach (wieder) anders gesehen, meine erste Reaktion war: "Wo ist die nächste Revolution, ich mache mit!!"