OT: Dark Star
SCI-FI-PARODIE: USA, 1974
Regie: John Carpenter
Darsteller: Dan OBannon, Cal Kuniholm, Brian Narelle, Joe Saunders, Dre Pahich
Das marode Raumschiff "Dark Star" fliegt schon viele Jahre durch die Leere des Alls um instabile Planeten zu sprengen. Für die vierköpfige Besatzung gibt es an Bord wenig Abwechslung. Mehr oder weniger genervt von einander bestreiten sie den täglichen Kampf gegen den Zerfall der "Dark Star" und erledigen ihre Arbeit, in die nicht mehr Energie als nötig gesteckt wird. Und auch die Fütterung des Exoten, des Bord-Maskottchens, sorgt mehr für Stress als für Erholung. Doch richtig los geht es erst als die intelligente Bombe 20 an Bord der Dark Star detonieren möchte....
KRITIK:John Carpenter der sich in seinen Folgewerken mehr dem Düsteren verschieben hat, brilliert in seinem Regiedebüt mit einer Sci-Fi-Parodie. Doch schon in Dark Star ist seine unverkennbare Handschrift zu erkennen, die die meisten seiner späteren Filme aus der Masse heraus heben.
Mit typischen Carpenter-Effekten, meist selbst komponierten Synthesizerklängen (neben der genial ausgewählten Country-Musik), der Farbe rot, dem Hang zum Morbiden und phantasivoll in jeglicher Hinsicht, kommt Dark Stark im richtigen Carpenter-Stil daher.
Für das Debüt stand ihm nur ein kleines Budget von 60000 Dollar zur Verfügung, was dem Film durchaus anzumerken ist, jedoch in keiner Weise negativ. Ganz im Gegenteil, so gibt sie dem Film eine zusätzliche Ebene und parodiert nicht nur die bis dahin produzierten Sci-Fi-Filme, - insbesondere natürlich "2001 - Odyssee im Weltraum" -, sondern nimmt gleich auch deren Produktion selbst auf den Arm.
Wer aber eine Parodie erwartet, bei der man mit dem Kopf auf die Blödelei gestoßen wird, der wird hier enttäuscht. Anders als in den meisten Parodien werden die Pointen hier subtiler präsentiert, so dass man "Dark Star" als eine Art "ernste Parodie" bezeichnen kann. Dazu aber später mehr.
Wie bei fast allen SciFi-Filmen vor Star Trek, so ist auch bei "Dark Star" das All, wenn überhaupt nur formal als "zu eroberndes Land" thematisiert. So werden in Dark Star zwar instabile Planeten gesprengt, damit die restlichen Planeten des Sonnensystems kolonisiert werden könnte, tatsächlich steht aber immer noch die unterschwellige Angst vor dem Unbekannten und der Einsamkeit im All im Vordergrund.
Symbolisch hierfür steht unter anderem die Nachricht, die am Anfang des Films von der Erde aus zur "Dark Star" gesendet wird, diese aber erst mit einer 10 jährigen Verzögerung von der "Dark Star" empfangen wird. Die Verzögerung zeigt zum einen die völlige Einsamkeit und Hilflosigkeit, aber auch die Sinnlosigkeit des ganzen Unternehmens, denn offenbar ist die Nutzung der nun gesäuberten Sonnensysteme überhaupt noch nicht möglich. Genau das beschreibt für mich auch recht gut die Art der Komik dieses Filmes.
Höchst beeindruckend ist auch die Darstellung der Entzivilisierung, die die Besatzung der "Dark Star" durchlaufen hat. Lethargisch, fast schon handlungsunfähig versuchen sie ihren wenig abwechslungsreichen Alltag zu bestreiten, ohne sich miteinander oder mit sich selbst zu befassen.
Dialoge werden zu Monologen und den eigenen Vornamen hat man im Laufe des Fluges sowieso schon vergessen. Geschlafen wird in einer Abstellkammer, die auch einem Messie zusagen würde, da der Schlafraum ein Leck hat. Die Reparatur wäre zwar möglich, aber die vier Kameraden haben sich eben mit der Situation abgefunden. Der Film hat also durchaus auch sozialkritische Elemente.
Einer der Höhepunkte ist der Kampf zwischen einem Crew-Mitglied und dem "Exoten", der als Maskottchen während der Reise mit an Bord genommen wurde. Die Kreatur erinnert an eine fäulige Tomate in der Größe eines Wasserballs, und... tatsächlich es IST auch ein WASSERBALL, allerdings mit Krallen, und dennoch mit Gas gefüllt, wie ein Besatzungsmitglied erstaunt herausfinden muss.
Schön ist auch dass "der Exot" schon im Anfang des Filmes in einem kurzen Dialog erwähnt wird. Dies ist symptomatisch für den Film. Die Geschichte ist schön erzählt und die Ereignisse, die im Laufe des Filmes geschehen, werden immer wieder aufgegriffen.
Eine völlig neue Bedeutung bekommt der Begriff der "intelligenten Waffen". Carpenters Verständnis des Begriffs lies den Film wohl zum Klassiker werden. So will doch "Bombe 20" an Bord explodieren. Ich will hier allerdings nicht zuviel verraten. Doch soviel sei erwähnt, der Entschärfungsversuch ist mehr als ungewöhnlich.
Sowohl die Hinführung als auch die eigentliche Idee, der Entschärfung ist gleich auf mehreren Ebenen philosophisch und einzigartig. Auch hier kommt John Carpenter ohne jeglichen Wortwitz bezüglich der Symbolik aus, wodurch eine sehr gelungene aber auch skurrile und trocken wirkende Komik entsteht.
Gut umschifft hat Carpenter das Problem der Fachsprache der Astronauten, die quasi auf Zahlenwerte reduziert ist, dadurch auch nach 30 Jahren, nicht billig wirkt.
Dark Star ist mehr als eine Parodie (und angeblich auch eine Hommage an "2001 - Odyssee im Weltraum"). Der "Finstere Stern" ist sehr philosophisch und das nicht nur wegen des Bombendialogs. Es geht, meiner Meinung nach, ums Leben und was man daraus macht ... aber seht selbst!
Ganz klar ein Film den jeder gesehen haben muss, und nicht nur deshalb weil man erfährt weshalb man sein Toilettenpapier an verschiedenen Stellen deponieren sollte.