SCI-FI, NOIR: USA, Australien, 1998
Regie: Alex Proyas
Darsteller: Rufus Sewell, Kiefer Sutherland, Jennifer Connelly, William Hurt
John Murdoch (Rufus Sewell) erwacht erinnerungslos im Badezimmer eines Hotels. Im Schlafzimmer liegt eine nackte und tote Frau, in deren Haut Spiralen geritzt sind. John ist natürlich der Hauptverdächtige, er kann aber noch in der dystopischen Metropole untertauchen, bevor ihn die Polizei zu fassen bekommt. Doch nicht nur die Polizei ist auf Murdochs Kopf aus, auch groß gewachsene, bleiche Männer in Schwarz sind hinter ihm her und zudem muss er feststellen, dass mit dieser Stadt irgendetwas ganz und gar nicht stimmt.
Ein Film, dem man vorwerfen könnte, das er auf der Erfolgswelle von Matrix mit schwimmen wolle, wäre er nicht gerade ein Jahr früher erschienen: Ein Protagonist, der mehr sieht als der Rest, die künstliche Welt erkennt, welche geschaffen wurde, um das Weiterleben der versklavenden Macht zu sichern, der irgendwie besonders, also auserwählt ist und von anonymen Männern in Schwarz verfolgt wird. In Matrix sind diese Männer die unzähligen brokerähnlichen Agent Smiths, die sich "Mr. Anderson"-sagend Neo nähern und in Dark City sind es die unzähligen cenobitenähnlichen Fremden, die sich "Mr. Murdoch"-sagend John nähern.
Auch die Atmosphäre ist ähnlich düster gehalten, so trifft die dreckig düstere Stadt aus Brazil auf die Optik und die Charaktere eines Neo-Noir, deren einzige Schwäche die hin und wieder klischeehaften Zeilen im Drehbuch sind. Ähnlich verläuft es bei den Effekten, die Großteils zwar solide wirken, manchmal aber für ihr geringes Budget zu dick aufgetragen wurden und dadurch für kurze Momente die düstere Atmosphäre etwas ins Lächerliche ziehen. Dieser Effekt wird natürlich nochmals dadurch verstärkt, dass wir heute mit Filmen wie Inception (der übrigens auch von diesem Film hier inspiriert worden zu sein scheint) an andere Standards gewohnt sind, doch auch schon in Matrix sah die CGI bei Weitem besser aus.
Aber abseits von diesen Momenten entspinnt sich eine düstere Geschichte über eine identitätslose Menschheit mit philosophischen Ansätzen, ohne damit zu übertreiben, damit ja noch genug Platz für Action da ist. Kurz gesagt: intelligentes Unterhaltungskino. Dazu noch ein Cast, der es schafft seine Charaktere, außer in den vorhin genannten kurzen Schwächemomenten, so zu spielen, wie es sich gehört: Rufus Sewell als amnesischer Auserwählter, Jennifer Connelly als Murdochs hübsche Frau seiner Träume und William Hurt als passionierter Inspector. Besonders erwähnenswert ist Kiefer Sutherland als rundlicher, asthmatischer Psychologe Dr. Schreber mit schütterem Haar, der den Fremden hilft ihre Experimente durchzuführen.
Diese Fremden, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einem nagellosen Pinhead besitzen, wirken glücklicherweise zumeist auch bedrohlich, es sei denn sie stehen alle in ihrer Versammlungshalle und machen beim "tunen" (das Anwenden ihrer übermenschlichen Fähigkeiten) ein Geräusch, das unbeschreiblich deplatziert wirkt. Doch auch in diesem Moment können die Bilder noch viel der Noir-Atmosphäre retten. Insgesamt sind hier schöne bewegte Bilder auf Zelluloid gebannt worden, besonders in am Beginn, wenn man das erinnerungswürdigste Badezimmer nach Saw präsentiert bekommt.
Düsterer und dystopischer Sci-Fi-Noir in atmosphärischen Bildern, doch leider mit einigen (wenn sie sich auch in Grenzen halten) Budgetschwächen. Dieses Filmchen muss den Vergleich mit Matrix nicht scheuen.