SCI-FI/ROMANZE: J, 2009
Regie: KWAK Jae-young
Darsteller: Haruka AYASE,, Keisuke KOIDE, Naoto TAKENAKA
Der schüchterne Student und spätere Lotto-Millionär Jiro bekommt 2008 Besuch von einer attraktiven Cyborg-Dame, die er sich selbst aus der Zukunft geschickt hat. Bei diesem menschgemachten Eingriff in die Zeit will das Universum allerdings auch noch ein Wörtchen mitreden.
KRITIK:Hin und her. Vergangenheit, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit und zukünftige Gegenwart. Da kann es einem schon ganz schön schwindelig werden auf der heimischen Zeitachse. Aber der südkoreanische Regisseur macht bei seiner japanischen Produktion so ziemlich alles richtig um den Zuschauer und die Charaktere sicher und mit genügend Orientierung durch seine SciFiComedyRomanze zu manövrieren.
Ich muss ja gestehen, dass ich kein Insider des asiatischen Kinos bin. Takeshi Kitano, Akira Kurosawa, Ang Lee, Wong Kar Wai oder Park Chan-wook hat man natürlich schon mal gesehen, auch ein paar Bruce Lees oder Independents, aber regelmäßige Filmkost aus dem Reich der Sonne steht bei mir nicht auf der Speisekarte.
Daher schlich sich eine gewisse Skepsis in den ersten Filmminuten bei mir ein. Das Spiel der Darsteller und der japanische Humor schienen mir arg aufgesetzt und übertrieben. Aber dieser Zustand war nur von kurzer Dauer, denn sobald man sich mit Freude auf das Neue und auch an das Ungewöhnte gewöhnt hat, ist man schnell von der erfrischenden Geschichte und Erzählweise gefangen.
Nicht nur der Stil des Films, sondern auch die Inhalte sind japanischster Natur. Deren kultureller Kontrast aus Tradition und HighTech ist allgegenwärtig und sorgt für angenehme Abwechslung und auch Martial Arts kann man erhaschen.
Die primären Phobien des asiatischen Inselvolks kennzeichnen derweil die entscheidenden Turningpoints in der Geschichte: Terroristen, Amokläufer und Erdbeben bringen die Protagonisten und die Story voran. Godzilla und Riesenmotte haben das Nachsehen, werden aber auch nicht vermisst.
Der Sex darf beim Japaner natürlich auch nicht zu kurz kommen, selbst wenn er nicht gezeigt sondern nur gewünscht wird und dies gar mit einer Maschine. Aber das Geheimnis nach der möglichen Paarung zwischen Mensch und Cyborg bleibt ungelöst. Besonders schön zeigt sich das in der Szene als die Maschine hilflos in den Armen des verliebten Jiro liegt, aber nur zu demjenigen Teil mit dem sich das Geheimnis nicht lüften lässt.
Doch statt an schlüpfrige Mangas erinnern die Zeitreisen und anderes dann doch eher an den Film mit dem österreichischen Urvater des Zeitreise-Roboters. Dieser Grundgedanke wird in CYBORG SHE allerdings weiter ge- und versponnen und endet auch wesentlicher romantischer als sein cameronisches Pendant.
Ich kann durchaus sagen, dass mir dieser Film mehr Lust auf japanisches Kino abseits der Festivalgewinner gemacht hat, auch wenn er mich nicht total aus den Hausschuhen gehauen hat, aber dank der gerade erschienenen EDITION ASIEN von RAPYD EYE MOVIES, bei denen auch CYBORG SHE sehr sympathisch und liebevoll auf DVD veröffentlicht wurde, werden mir zukünftige persönliche Neuentdeckungen der asiatischen Filmküche leichter gemacht als gedacht. Die Reise in eine fremde, faszinierende, filmische Vergangenheit kann beginnen.
Der koreanische Regisseur Jae-young Kwak macht einen japanischen Film mit allem was man von Japan sehen möchte, eingepackt in eine innovative und unterhaltsame Story, garniert mit der hübschen und überzeugenden Hauptdarstellerin Haruka Ayase. Ob das Endprodukt kitschig oder romantisch ist darf diskutiert werden, beides wird aber seine Liebhaber finden.