THRILLER/HORROR: F, 1999
Regie: François Ozon
Darsteller: Natacha Régnier, Jérémie Renier, Miki Manojlovic
Es war einmal in einem französischen Vorort, da lebte ein Teenager namens Alice. Sie war ein hübsches Mädchen, das gerne Spiele spielte. Verführerische und gewalttätige Spiele... Als sie sich zwischen zwei Männern nicht entscheiden kann, beschließt sie einen ihrer Verehrer kaltblütig umzubringen. Alice überredet ihren naiven Freund Luc ihr als Liebesbeweis bei dem Verbrechen zu helfen. Doch obwohl alles sorgfältig vorbereitet ist, verläuft der Mord blutiger als geplant. Nach der Tat und einem Überfall auf ein Juweliergeschäft beseitigen sie die Leiche und verlaufen sich dabei im Wald. Nun wird aus ihrem Spiel blutiger Ernst... (DVD-Covertext)
KRITIK:"Natural Born Killers auf französisch!" steht in roten Buchstaben auf dem DVD-Cover. Dieser Vergleich ist genau so albern wie unzutreffend. Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich hier anzubringen hätte.
Das kleine, aber feine DVD-Label Alamode hat endlich François Ozons lustigen zweiten Spielfilm dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht. Und zwar unzensiert.
Bevor das französische Wunderkind die Cineastengemeinde mit kunstvollen, alles andere als unterschwellig erotisch aufgeladenen Arthouse-Filmen wie 8 Frauen oder Swimming Pool
betörte, hat sich Ozon nämlich in weitaus trashigeren Gefilden ausgetobt.
Sein Erstling Sitcom (1998) ist eine überdrehte schwarze Familienkomödie, in der am Ende in bester B-Movie-Manier eine Riesenratte auftaucht, um ihren Hunger an den Hauptdarstellern zu stillen.
Criminal Lovers (1999), oder Les Amants criminels,
wie der Film im Original heißt, schaffte es gar nicht erst in die deutschsprachigen Kinos.
Man kann ohne Übertreibung behaupten, dass dieser Film ein komplettes Unikum darstellt.
Hilfloser Versuch einer Kategorisierung: Criminal Lovers
ist eine märchenhaft-surrealistische Mischung aus Backwood-Horror und Lovestory unter Miteinbezug
von Mord, (homo)-sexuellen Begegnungen und Kannibalismus in malerischer Naturkulisse.
Kann man sich vermutlich wenig drunter vorstellen. Aber mehr zu verraten hieße, dem Film seine Spannung zu nehmen.
Darum nur so viel: Am besten, man bringt einen starken Magen, Sinn für kranken Humor und ein gerüttelt Maß an Aufgeschlossenheit für kunstvoll inszenierte Filme abseits ausgetrampelter Mainstream-Pfade mit.
Wer den artverwandten belgischen Psycho-Schocker Calvaire mochte und immer schon wissen wollte, was Frankreichs Cineasten-Darling François Ozon in seiner wilden Jugend getrieben hat, sollte sich diesen kleinen, subversiven, leicht perversen Kult-Thriller sofort ins Regal stellen.