DRAMA: USA, 2009
Regie: Scott Cooper
Darsteller: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Colin Farrell, Robert Duvall, Ryan Bingham
Der abgehalfterte Country-Star Bad Blake (Jeff Bridges) steht schon lange nicht mehr auf der großen Bühne. Er hält sich gerade so über Wasser, indem er durch heruntergekommene Bars tourt. Vom Leben erhofft er sich nicht mehr viel. Dem Alkohol ist er schon längst verfallen. Bei einem seiner Auftritte trifft er die Journalistin Jean (Maggie Gyllenhaal) und verliebt sich in sie.
Der fertige Kerl: Eine Paraderolle für Jeff Bridges, so wie er ihn schon unvergessen als Dude in The Big Lebowski verkörpert hat. Doch was uns in The Big Lebowski äußerst amüsant serviert wurde, zeigt in Crazy Heart seine Kehrseite. Der Dude als gescheiterte Persönlichkeit. Ok, machen wir uns nichts vor, als Dude ist er auch nicht gerade das schillernde Leben, aber zufrieden damit und glücklich. Ganz anders in Crazy Heart.
Die besten Jahre hat Bad Blake hinter sich, längst ist er nicht mehr der gefeierte Star im Rampenlicht, sondern muss sich vor seinen Auftritten in schäbigen Bars und Bowlingcentern (sehr schöne Anspielung auf The Big Lebowski) erst einmal voll laufen lassen, bevor er sein Standardprogramm herunterspielt. (Weiterer schöner Querverweis auf den Dude: Blake rennt bei einem seiner Auftritte in einem Bowlingcenter von der Bühne, weil er sich übergeben muss. Hinter dem Center kotzt er in eine Mülltonne, dabei fällt ihm seine Brille in den Eimer, die er dann wieder heraus fischt. Ähnlich wie in The Big Lebowski, als er seine Sonnenbrille aus dem Klo zieht). Sein ehemaliger Schützling Tommy Sweet (Colin Farrell) hat ihn längst überholt und ist nun der gefeierte Country-Star.
Soweit so gut. Bis dahin alles ok. Doch als Bad dann auf Jean trifft, war der Film für mich gelaufen. Diese völlig überflüssige Liebesgeschichte hätte es meiner Meinung nach einfach nicht gebraucht. Außerdem finde ich es reichlich unrealistisch, dass sich eine junge attraktive Mutter eines vierjährigen Sohns in einen total fertigen Alkoholiker verliebt. Allerdings natürlich nicht ausgeschlossen. Generell werden für meinen Geschmack inflationär Liebesgeschichten in Filme eingebunden, die keinen Mehrwert bringen, oftmals ganz im Gegenteil und die mir tendenziell fast immer auf den Nerv gehen.
Der Film lebt nämlich von Jeff Bridges allein. Die Momente in denen er als Country-Sänger Bad Blake performt sind großartig. Bridges singt alle Songs im Film selbst und das mit einer solchen Hingabe, dass es einfach überwältigend ist zu zusehen. Das sind die wirklich starken Augenblicke des Films. Ein Blick in die Seele des Protagonisten und oftmals hat man das Gefühl auch ein Blick in die Seele Jeff Bridges selbst.
Was im weiterem Filmverlauf passiert ist wohl wichtig, damit überhaupt etwas passiert, um die Geschichte irgendwie voran zu treiben, aber alles recht vorhersehbar und überflüssig. Denn wie schon erwähnt hätte es das gar nicht gebraucht. Jeff Bridges allein, als Bad Blake, ist großartig. Ich für meinen Geschmack hätte ihm ohne weiteres zwei Stunden nur beim performen zusehen können, ohne die anderen Protagonisten des Films. Denn sowohl Gyllenhaal, als auch Farrell werden von Bridges dermaßen an die Wand gespielt. Neben diesem fantastischen Charakterdarsteller, der ohne große Gesten und Worte, allein mit seiner Mimik, so viel Gefühl ausdrückt, haben sie keine Chance zu glänzen. Gerade Farrell wirkt extrem unauthentisch und die meiste Zeit sogar lächerlich in seiner Rolle, dass an einigen Stellen des Films Fremdschämen angesagt ist.
Dennoch hat der Film Seele, was ganz und gar Jeff Bridges zu verdanken ist. Ich hätte mir mehr davon gewünscht! Dann hätte Crazy Heart nämlich wirklich ein Meisterwerk werden können, so ist er, in meinen Augen, nur ein durchschnittlicher Hollywood-Film, der ganz allein dadurch glänzt, dass er mit einem fantastischen Hauptdarsteller besetzt wurde.
Eigentlich von meiner Seite nur 6 Punkte, der 7 Punkt geht ganz allein an Jeff Bridges.
Eigentlich ein durchschnittlicher Hollywood-Film, wie wir es gewohnt sind, inklusive vorhersehbarer Spannungskurve, ABER mit einem grossartigen Jeff Bridges besetzt, der in seiner Rolle brilliert und die anderen Darsteller an die Wand spielt. Ein sehenswerter Film, weil Bridges Blake Seele verleiht und es wunderbar ist ihm beim interpretieren der Songs zu zusehen.