VIRENTHRILLER: USA, 2011
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Gwyneth Paltrow, Matt Damon, Laurence Fishburne, Jude Law, Kate Winslet
Eine Frau kehrt mit Kopfschmerzen und Fieber aus Hongkong zurück. Eine harmlose Grippe? Nicht wirklich. Wenige Wochen später sind Millionen Menschen tot ...
Zuerst Lars von Triers Planeten-Kollision. Dann Steven Soderberghs Viren-Apokalypse. Das Kino meint es momentan nicht besonders gut mit der Menschheit. Und am Tag der abermals verschobenen Apokalypse verrotzt und mit Kopfschmerzen über einen Seuchen-Thriller zu schreiben, in dem die Symptome der tödlichen Epidemie mit Rotz und Kopfschmerzen beginnen, hat auch was. Vielleicht werdet ihr diese Kritik ja niemals zu lesen bekommen. Doch der Reihe nach.
Steven Soderbergh ist ja ein Musterschüler. Man könnte auch sagen, ein Streber. Aber als solcher macht er, das haben Streber so an sich, ziemlich viel richtig. Je dramatischer die Ereignisse, so scheint es, desto relaxter und gelassener wird sein Inszenierungs-Stil. Keine hektischen Schnitte, keine enervierenden Wackelkamera-Experimente, keine dröhnende Orchester-Musik, sondern Realismus pur. Ja, so könnte sie sich tatsächlich anfühlen, die globale Katastrophe, die Millionen Tote fordert. Unangenehmer Gedanke. Und die Scherzkekse, die im Kino demonstrativ laut husten - haha, sehr witzig - machen ihn auch nicht erträglicher.
Wer hinter dem von mir rudimentär zusammengefassten Plot einen Verschwörungs-Thriller vermutet, liegt nicht ganz falsch. Aber auch nicht ganz richtig. Es ist nämlich so: Steven Soderbergh ist nicht nur ein filmischer Musterschüler, sondern auch das, was hierzulande gern als "linker Gutmensch" diffamiert wird. Also jemand, der sich Gedanken zum Zustand von Staat und Gesellschaft macht, der Printmedien konsumiert und den Blog-Besserwissern und Apokalypse-Verkündern im Internet ein gesundes Misstrauen entgegenbringt.
Ohne viel spoilern zu wollen: Aber Soderberghs Sympathie liegt eindeutig bei Vater Staat und seinen Institutionen und nicht bei den Verschwörungs-Theoretikern im Netz. Ein sympathischer Zugang, wenn mich wer fragt. Aber offensichtlich kein mehrheitsfähiger, wenn man sich die eher mauen Kritiken im Netz ansieht.
CONTAGION ist ein ungewöhnlicher Katastrophen-Thriller, der, wie es sich für Filme dieser Art gehört, die Stars im Dutzendpack aufbietet: Kate Winslet, Marion Cotillard, Gwyneth Paltrow, Matt Damon, Jude Law und Laurence Fishburne, um nur einige zu nennen. Der Film kommt ohne Alarmismus und ohne reißerische Effekte aus - kleine, nette Ausnahme: Gwyneth Paltrows Skalp-Szene - und erzeugt dennoch eine beträchtliche Spannung und das berühmte Gefühl vom steckenden Kloß im Hals.
Lediglich das moralinsäuerliche Ende, das den Ausbruch der Seuche Hollywood-gerecht erklärt, hätte sich Soderbergh schenken können. Aber so sind sie halt, die "linken Gutmenschen": Manchmal ein bisserl puritanisch und lustfeindlich - aber seht selbst ...
Viren-Apokalypse a la Steven Soderbergh: Inszenatorisch top, mit dem Herz am rechten, also linken Fleck, auf eine subtile Art und Weise spannend und durchaus beklemmend. Nur über das Ende müssen wir noch einmal reden. Deshalb auch nur ...