KOMÖDIE: A, 2009
Regie: Michael Glawogger
Darsteller: Michael Ostrowski, Raimund Wallisch, Pia Herzegger, Georg Friedrich, Detlev Buck, Hilde Dalik
Der mysteriöse polnische Gangsterboss Woytila (sic!) hat eine wertvolle Tasche verloren. Der Kleinkriminelle Schorsch soll sie wieder beschaffen. Die Würstelstand-Besitzer Hans Wurst und Max Durst nehmen die falschen Drogen, die falschen Züge und die falschen Taschen. Und alle stranden in einem polnischen Dorf namens Drogomysel, wo es Schwertfische regnet und Raum und Zeit kollabieren...
KRITIK:Michael Glawogger did it again. Zugegeben, seine leicht pubertäre Sexkomödie NACKTSCHNECKEN hat mich seinerzeit nicht wirklich - ähm - erregt. Aber CONTACT HIGH, Glawoggers zweite Zusammenarbeit mit dem Grazer THEATER IM BAHNHOF, fährt ordentlich. So man das Genre mag. Kiffer-Komödien werden ja, je nach Humorlosigkeit des damit konfrontierten Filmkritikers, im besten Fall milde belächelt, meist aber nicht einmal ignoriert.
Dabei handelt es sich ein durchaus subversives Genre, das keine Regeln kennt. In dem man fast nichts falsch machen kann, weil nahezu alles erlaubt ist:
Die Handlung ist schon mal völlig wurscht; weder die Protagonisten noch die Zuseher können ihr wirklich folgen. Als die steirische Antwort auf Cheech und Chong stolpern Michael Ostrowski und Raimund Wallisch durch zu kleine polnische Hotelzimmer, verwechseln vier Taschen, obwohl sie sich überhaupt nicht ähneln, überleben ein Massaker in einem Hühnerstall und eine Verfolgungsjagd mit einem Polski-Fiat.
Dazwischen werden Würste gegessen, Zimt geraucht, bunte Fliegenpilz-Zaubertränke gekocht - von Kinderhand(!), Herzen gebrochen und Leben gerettet. Und dass Polizisten in Polen Schweinerüssel tragen wie in FRITZ THE CAT, wundert dann auch niemanden mehr.
Das ist alles ziemlich lustig und sorgt für Lacher in hohen Dosen - so man sich auf den sich sukzessive entfesselnden Wahnsinn einlässt.
Versuch einer Einordnung: CONTACT HIGH ist zwar kein neuer FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS (dafür fehlen die dramatischen Untertöne), aber die jüngere US-Konkurrenz wie HAROLD AND KUMAR oder SMILEY FACE und sogar den lustigen LAMMBOCK, bislang die Referenz in Sachen deutschsprachige Kiffer-Komödie, steckt er locker in den Sack.
Warum? Weil Glawogger bei aller Freude am bisweilen herrlich hirnrissigen Schmäh im Herzen ein Kunstfilmer ist, der seinen Background nicht ablegen kann. Und will. Was ja völlig OK ist. Solange das Ergebnis aussieht wie dieser Film:
CONTACT HIGH ist eine knallbunte, anarchische Kifferkomödie, irgendwo zwischen Jerry Lewis, Cheech und Chong und Alice in Wunderland. Das muss erst mal jemand nachmachen!
Michael Glawogger macht seinen Ruf als kreativer Scheiss-mich-nix des heimischen Kinos erneut alle Ehre und überrascht mit der ersten Drogenkomödie made in Austria. Was gewaltig in die Hosen hätte gehen können, erweist sich als farbenfroher, anarchischer Wahnsinn, der wirklich Spaß macht. Guter (und ziemlich lustiger) Stoff, preisgünstig und ohne böse Nebenwirkungen. Ansehen!