OT: Deadfall
ACTIONTHRILLER: USA, 2012
Regie: Stefan Ruzowitzky
Darsteller: Eric Bana. Kris Kristofferson, Sissy Spacek, Olivia Wilde
Es war ihr erster großer Coup: Mit einem Koffer voll Geld flüchten Allison (Eric Bana) und seine kleine Schwester Liza (Olivia Wild) Richtung Norden. Die Stimmung ist ausgelassen - bis Allison eine Sekunde nicht auf die Straße achtet und sich der Wagen überschlägt. Totalschaden. Komplize tot. Aber das Geld ist noch da. Die Geschwister trennen sich. Liza wird von Jay aufgelesen, der ebenfalls auf der Flucht ist. Und der zunehmend psychopathischer agierende Allison schlägt sich zu Fuß durch die eiskalte Schneelandschaft. Leichen pflastern seinen Weg ...
Irgendwie ist er ja ein Pechvogel, der Stefan "Wir sind Oscar" Ruzowitzky. Da bekommt er zehn Jahre nach seinem grotesken Flop ALL THE QUEEN'S MEN (2001) eine zweite Chance in Hollywood. Dass der Film hierzulande ausgerechnet am Wochenende des TWILIGHT-Finales startet, ist vielleicht ein blöder Zufall. Weitaus schlimmer wiegt, dass COLD BLOOD Wochen vor dem internationalen Kinostart auf einer dieser elenden russischen Saug-Plattformen gelandet ist. Die saugende Nerdbuben-Mafia, die nie gelernt hat, einen Film zu sehen, der Bildqualität und Inhalt im Grunde wurscht ist, Hauptsache es kostet nichts und sie sind die Ersten, freut sich natürlich.
Ob die Produktionsfirma die für Hollywood-Verhältnisse eh schon lächerlichen 12 Millionen Dollar jemals wiedersieht, ist diesen Leuten natürlich herzlich wurscht. Ob Ruzowitzky unter diesen Umständen noch einmal im Amiland drehen wird - keine Ahnung. Aber auch das ist den saugenden Geizkrägen vor ihren Laptops wurscht. Gibt ja noch genug andere Filme, die man klauen kann.
COLD BLOOD - im Original: DEADFALL - und jetzt kommen wir endlich zur Filmbesprechung - ist ein verdammt guter Thriller. Er ist souverän inszeniert, vor allem in den Actionszenen und Verfolgungsjagden. Er ist richtig spannend. Er hat ein cleveres Drehbuch. Er ist frei von falscher Ironie und nervendem postmoderndem Meta-Humor. Er spielt in der klirrend kältesten, Gänsehaut erzeugend schönsten Schneelandschaft seit - ich weiß nicht - Fargo.
COLD BLOOD ist ein ur-amerikanischer Film, der Versatzstücke aus Film Noir, Western und Charakterdrama zu einem sehr originellen und eigenständigen Ganzen mischt. Er nimmt seine Figuren ernst und stattet sie mit Motivation, Biographie und charakterlicher Tiefenschärfe aus. Und bitte, die Schauspieler: Eric Bana. Kris Kristofferson, Sissy Spacek.
Und trotzdem hat man das Gefühl, dass irgendwas nicht 100% stimmig ist. Nicht, dass man dem Film sein Sparpaket-Budget ansehen würde. Nicht, dass der leichte B-Movie-Touch, der sich in manchen Szenen offenbart, irgendwie stören würde, ganz im Gegenteil.
Ja, ich hab's: Die deutsche Synchronisation ist echt Scheiße. Aber gut, das ist mein Problem. Es soll ja auch Originalsprachen-Kinos geben. Auch wenn Eric Banas Dialekt für Nicht-Native-Speaker echt heftig sein soll.
Stefan Ruzowitzky hat sein Glück in Hollywood versucht. Wie das Abenteuer finanziell ausgehen wird, ist noch nicht abschätzbar. Sollte der Film floppen, liegt's sicher nicht an mangelnder Qualität: Der preisgünstig produzierte, im besten Sinne B-Moviehafte Actionthriller will in erster Linie spannend und rasant unterhalten, ohne das Publikum für blöd zu verkaufen.
Sollte man bitte im Kino ansehen!