KOMÖDIE: E, 2003
Regie: Javier Fesser
Darsteller: Benito Pocino, Pepe Viyuela, Dominique Pinon
Der begnadete Wissenschaftler Dr. Bakterius hat mal wieder eine bahnbrechende Superwaffe erfunden:
Den DDT ("Demoralisierer der Truppen"), der, wie der Name vermuten läßt, massiv die soldatische
Moral untergräbt, indem
er selbst den schießwütigsten Rambo in Mahatma Gandhi verwandelt.
Eine Erfindung also, die der Welt Frieden, Freude und Eierkuchen bringen könnte.
Doch leider gerät der DDT in die Hände von Calimero, den grausamen Diktator von Tirania,
der gerade Pläne für den Vierten Weltkrieg schmiedet.
Nein, bloß den Dritten. Wie auch immer.
Jedenfalls liegt das Schicksal der Welt in den Händen der Geheimagenten Clever und Smart.
Wer in den 80er Jahren jung war, wird sich sicher noch erinnern: An
urplötzlich losprustende,
schallende, nicht enden wollende Lachkrämpfe, die damalige Autoritäten wie
Eltern, Lehrer oder Zug-Schaffner zur Verzweiflung bringen konnten: Quell
der Heiterkeit war stets ein unscheinbares Comic-Heft namens 'Clever &
Smart', das natürlich auch vom Autor dieser Zeilen leidenschaftlich
verschlungen wurde.
Und sein Humorverständnis bis heute geprägt hat.
Die "weltbekannten Geheimagenten" Fred Clever und Jeff Smart waren die
chaotische Slapstick-Variante von James Bond: Überdreht und bisweilen absurd
gewalttätig. Ein Bekannter hat mal versucht, die Anzahl an heraushängenden
Zungen, ausgeschlagenen Zähnen und wuchernden Beulen in einem Heft zu
zählen. Nach drei Seiten hat er aufgegeben :-).
Aber vor allem waren sie eines: Sagenhaft lustig. Wobei der wahnwitzige Humor stets
auch die allgegenwärtigen Ängste der Achtziger widerspiegelte: Schlagt nach unter
Ronald Reagan, Rüstungswahnsinn, Kalter Krieg. Ja, diese Zeit hat einiges
hergegeben, rein satire-technisch.
Eigentlich hab ich Clever & Smart ja für unverfilmbar gehalten. Doch das hat
man sich beim "Herr der Ringe" auch gedacht.
Mit liebevoller Ausstattung und bemerkenswerten Spezialeffekten wurde versucht,
dem Look der Comics gerecht zu werden. Mit Erfolg. Erstaunlich auch, wie sehr die Darsteller den
Comic-Figuren ähnlich sehen (bis auf die kleine Abweichung, dass Jeff Smart zu viele Haare hat. Im
Comic sind's ja bloß zwei :-)
Interessanterweise hat diese spanische Produktion auch den grotesken Gewalt-Level der Schundheftln -
pardon: Comicvorlage übernommen.
Ständig werden Menschen überfahren, erschlagen, Gliedmaßen verdreht, und geradezu surreale
Foltermethoden angewandt.
Knallbunter, überdrehter und reichlich lustiger Wahnsinn ist das. Eine Art "Tom & Jerry meets Nackte
Kanone" auf Speed.
Gutbürgerlichen Cineasten und Anhängern des sogenannten feinsinnigen Dialogwitzes dürfte es
angesichts dieser Überdosis an krankem Gaga-Humors wahrscheinlich die Haare aufstellen.
Aber gutbürgerliche Cineasten wissen ja auch nicht, was lustig ist.
Noch ein wichtiger Hinweis: Diese Rezension basiert auf der spanisch-sprachigen DVD
mit Untertiteln, die ich mir in einem Anfall von Fanatismus und
Nicht-warten-können bestellt habe. Trotz sehr rudimentärer Spanisch-Kenntnisse hab ich mich herrlich
amüsiert.
Wie viel die deutsche Synchronisation mit
den Stimmen der unsäglichen Unterschicht-Komödianten Erkan und Stefan (warum nur, warum?) kaputt
macht, möchte ich lieber gar nicht wissen.
Vielleicht sollte man sich unter diesen Umständen den Kinobesuch überlegen
und auf die reguläre DVD-Veröffentlichung mit - hoffentlich - Original-Tonspur warten.
Überdrehte und äußerst spaßige Verfilmung eines Cult-Comics.