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Chronicle - Wozu bist du fähig?

Chronicle - Wozu bist du fähig?

OT: Chronicle
DRAMA/SCI-FI: UK/USA, 2012
Regie: Josh Trank
Darsteller: Dane DeHaan, Alex Russell, Michael B. Jordan, Michael Kelly, Ashley Hinshaw

STORY:

Der introvertierte Teenager Andrew kauft sich eine Kamera um sein Leben festzuhalten. Da er die Kamera ständig mit sich rumschleppt, wird er mehr als zuvor als "Freak" abgestempelt. Bis ein paar Jungs aus einer Höhle im Wald mysteriöse Geräusche hören. Um der Sache auf den Grund zu gehen, nötigen sie Andrew gemeinsam mit ihnen in die Höhle zu steigen und dabei zu filmen. Sie finden ein merkwürdiges, leuchtendes Gebilde, das zudem lebendig zu sein scheint. Dann bricht die Aufnahme ab.
Einige Zeit später: Andrew und seine Mitstreiter haben sich seit dem Erlebnis in der Höhle verändert. Sie haben häufig Nasenbluten. Und verfügen über  anfangs noch schwache telekinetische Fähigkeiten. Unbefangen üben sie sich in ihren neuen Talenten. Doch eines Tages passiert ein Unfall und die drei müssen erkennen, dass ihre Fähigkeiten auch eine ungeahnte Macht in sich bergen. Doch nicht alle ziehen die richtigen Schlüsse daraus ...

KRITIK:

Wie ändern sich nur die Zeiten. War die Photographie früher fast eine eigene Wissenschaft, die nur wenigen zugänglich war, kann heute schon ein 7-Jährige mit seiner Handykamera Bilder knipsen. Und auch die Zeiten, in denen Videokameras für den Privatgebrauch noch eine Seltenheit waren, sind schon längst passe.

Dadurch, dass theoretisch so gut wie jeder sein Leben in Bildern und Videos festhalten kann, haben sich auch die Sehgewohnheiten geändert. Der Stil von Homevideos und selbstgeknipsten Bildern nahm Einfluss auf unsere postmoderne Welt. Filme wirken manchmal wie mit einem Instagram-Filter versehen und Werbespots und Musikvideos kommen mit einem gewissen Retrochick daher.

Insofern ist es nur konsequent, auch komplette Spielfilme so aussehen zu lassen, als wären sie mit einer semiprofessionellen Handkamera gedreht worden. Das Konzept ist zwar nicht sonderlich neu, veranlasste aber einige Kritiker schon zu Vergleichen mit Facebook (?), was vor allem daran liegt, dass Chronicle zu Beginn vor allem Selbstdarstellungsaufnahmen zeigt.

Andrew filmt sich beim Mittagessen in der Schule, filmt seinen Cousin beim Singen und dergleichen. Material, wie man es auch auf YouTube haufenweise findet. Ein interessanter Ansatz, der allerdings dazu führt, dass man auf der großen Leinwand auch mal nicht so schöne Bilder verschmerzen muss. Vor allem Anfangs ist der Look von Chronicle schon etwas gewöhnungsbedürftig.

Allerdings kann man den Machern nicht vorwerfen, sie hätten ihr Konzept nicht durchdacht oder würden versuchen, billige Bilder als "schick" zu verkaufen. Im Gegenteil. Wenn Andrew beispielsweise mithilfe seiner Fähigkeiten in der Lage ist, die Kamera nur mit seinen Gedanken zu steuern, erwarten den Zuseher durchaus spektakuläre Aufnahmen. Und auch die Integration der Kamera als Bestandteil des Films ist gut gelungen.

Erfrischend ist auch der Ansatz, mit denen Chronicle an seine "Superhelden"-Story geht. Drei Jungs erkennen, dass sie plötzlich über besondere Fähigkeiten verfügen. Und was machen sie damit? Sie bauen Mist, spielen ihrer Umwelt Streiche und versuchen sich in Legobauen (ohne diese mit den Händen zu berühren) zu schlagen. So weit, so normal möchte man fast sagen. Dank einiger innovativer Ideen und tollen Effekten ist das Ganze auch recht lustig mitanzusehen.

Solange, bis aus dem "Spiel" plötzlich ernst wird, da Andrew seine "Macht" zusehends zu seinem eigenen Vorteil einzusetzen beginnt. Klar, die übliche Gut-gegen-Böse-Geschichte darf auch hier nicht fehlen, allerdings leidet Chronicle unter einem Mangel an Charakterisierung seiner Figuren. Somit bleibt der Wandel von Andrew lediglich eine, nicht ganz klischeefreie, Behauptung. Natürlich kann man gegenhalten, dass es bei einem Art Videotagebuch-Film wohl so sein muss. In einem YouTube-Video erfährt man schließlich meistens auch nicht wirklich etwas über den Charakter des Machers. Außerdem sind solche Videos ja manipulativ. Man sieht Andrew so wie er sich und seine Umwelt in Szene setzt. Insofern kann man das ja auch durchaus als konsequent betrachten, das ändert allerdings leider wenig daran, dass man sich als Zuseher durch solche Kniffe relativ schwer mit den Figuren identifiziert. Und das obwohl die Figuren doch um einiges realistischer sind, als irgendwelche "Helden" die ihre neu gewonnenen Superkräfte zum Wohle der Menschheit einsetzen.

Ansonsten hat Chronicle noch einige spektakuläre Effekte zu bieten. Diese werden teilweise mit einem Augenzwinkern präsentiert und sind auch nicht übertrieben, bleiben somit in Erinnerung und verkommen nicht zur reinen Materialschlacht.

Alles in allem wirkt Chronicle dennoch etwas unausgegoren. Die Idee ist zwar gut und die Umsetzung strotzt nur so vor kreativen Einfällen, die zudem auch Spaß machen, allerdings schafft es der Film durch den Heimkamera-Ansatz leider nur bedingt, wirkliche Identifikation mit den Figuren aufzubauen, was vor allem gegen Schluss schnell zu Langeweile führen kann. Und das, obwohl es dem Film sogar gelingt, zumindest am Anfang, auch im Coming-of-age Bereich ein wenig zu punkten. Die mit dem Aufwachsen verbundene Unsicherheit, ein paar Peinlichkeiten und dergleichen werden teilweise recht glaubhaft in Szene gesetzt, allerdings macht es sich der Film gegen Ende halt dann doch zu leicht.

Chronicle - Wozu bist du fähig? Bild 1
Chronicle - Wozu bist du fähig? Bild 2
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Chronicle - Wozu bist du fähig? Bild 4
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Chronicle - Wozu bist du fähig? Bild 8
Chronicle - Wozu bist du fähig? Bild 9
FAZIT:

Schon mal überlegt, wie es wäre, plötzlich über telekinetische Fähigkeiten zu verfügen? Wie es ist fliegen zu können? Was würde man alles tun können? Und was tatsächlich machen? "Chronicle" setzt sich mit solchen und ähnlichen Fragen auseinander und beleuchtet was rauskommen könnte, wenn ganz gewöhnliche Teenager plötzlich Superkräfte hätten.
Heldengeschichten sehen anders aus, worin in gewisser Weise auch der Reiz von Chronicle liegt. Der Film mischt eine klassische Coming-Of-Age-Story mit einem Hauch von Mystery und viel Action, streut hier und da sogar etwas Schopenhauer ein und macht vor allem in der ersten Hälfte richtig Spaß. Gegen Ende wird es ein wenig flach, da die konsequente Fokussierung auf Found-Footage nur wenig Platz für tiefgreifende Charakterisierungen zulässt.

 

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TEXT © Gerti
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