THRILLER/DRAMA: GB, 2000
Regie: Paul Tickell
Darsteller: Nick Moran, Kate Ashfield, Neil Stuke
Christie Malry (Nick Moran) ist leidenschaftlicher Buchhalter. Ein seltsames Hobby, möchte man meinen. Doch für den schüchternen und frustrierten Bankangestellten wird das Prinzip der Buchhaltung zum Überlebensmittel: Jede private Niederlage ist ein Soll-Posten, dem ein Erfolg auf der Habenseite gegenüberstehen muss. Zum Beispiel Carol, eine sexuell höchst kreative Fleischereiangestellte, die sich in Christie verliebt. Doch das aufkeimende Liebesglück kann Christie nicht von seinem Plan abhalten, sich an der Gesellschaft zu rächen. Ein Anschlag aufs Finanzministerium ist nur der Anfang ...
KRITIK:
Christie Malrys blutige Buchführung wurde 2000 gedreht und kann als englische Antwort auf Fight Club (1999) gesehen werden. Allerdings ohne dessen Qualität zu erreichen, was auch niemand ernsthafterweise erwartet haben wird.
Parallelen gibt es in der Tat einige: Da wie dort ist der Protagonist ein jämmerliches,
von Frustration und Selbstzweifeln geplagtes Männlein, das an einer feindseligen Arbeits- und Konsumwelt
zu zerbrechen droht. Beide Filme basieren auf Romanvorlagen, und in beiden Fällen treten schizophrene Züge zutage; die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen zusehends.
Doch während David Finchers Jahrhundertwerk zu Recht als modernen Klassiker gilt, ist sein britisches Pendant in der Versenkung verschwunden.
Erst mit sechsjähriger Verspätung kommt die DVD in die Regale, hoffentlich auch in deine Videothek.
Sehenswert ist Christie Malry's Own Double Entry,
wie der Film im Original heißt, auf alle Fälle. Die schauspielerischen Leistungen sind zwar nicht überwältigend, aber doch akzeptabel. Nämliches gilt für Kameraführung, Regie, Ausstattung und den ganzen Rest. Erfreulich hoch ist der Anteil an sarkastischem Brit-Humor.
Zitat: "Er hatte auch irisches Blut in seinen Adern". - "Ach, davon wusste ich gar nichts." - "Naja, er hat gerne Guinness getrunken ..."
Ärgerlich ist hingegen der unnötige Parallel-Plot um Leonardo da Vinci, der dem Film keineswegs das zusätzliche Maß an Tiefgang verleiht, das sich der Drehbuchautor offenbar erwartet hat. Was die DVD angeht, wird die Freude ein wenig durch das billig wirkende Vollbild-Format, die nicht ganz optimale Bildqualität und die fehlenden deutschen Untertitel getrübt.
Dennoch eine klare Empfehlung für Freunde schwarzhumoriger und subversiver Independent-Filme, auch wenn man sich natürlich keinen zweiten Fight Club erwarten darf.
Kein perfekter, aber auf alle Fälle sehenswerter britischer Independent-Film mit subversiven Untertönen. FIGHT CLUB-Qualität wird zwar nicht erreicht, aber die Richtung stimmt.