OT: Zhong Guo Tui Xiao Yuan
MOBILFUNKACTION: CN, 2017
Regie: Tan Bing
Darsteller: Steven Seagal, Mike Tyson, Janicke Askevold, Li Ai
Zwei Mitarbeiter eines chinesischen Mobilfunkkonzerns wollen einen neuen Mobilfunkstandard etablieren und ihre Firma damit ganz nach vorne bringen. Das führt irgendwie zu Schießereien und Steven Seagal der von Mike Tyson was auf die Mütze bekommt.
Ein Film über die Einführung des 3G-Mobilfunkstandards, inszeniert als knallharter Action-Thriller und patriotischer Hurra-Fahnenschwenkfilm – sowas kann eigentlich nur aus China kommen. So wie Filme über schlüpferlüpfende Mangamädchen und vergewaltigende Untote praktisch nur in Japan entstehen können. Das Problem mit letzterer Art Filmen ist, dass sie moralisch höchst verwerflich sind. Das Problem mit ersterer Art Filmen ist, dass sie stinkend langweilig sind. Sogar wenn Steven Seagal und Mike Tyson mitspielen. Und nein, sie sind nicht doof wegen WEGEN Steven Seagal, sondern trotzdem.
Denn auch wenn CHINA SALESMAN natürlich kein Seagal-Film ist, sondern lediglich ein Film in dem Seagal mal kurz seine Plautze durchs Bild schiebt, ist sein Auftritt hier gar nicht mal so umspannend. Zum einen gibt es da eine absolut seagalesque Szene, in der er sich von seiner viel, viel zu jungen Mitarbeiterin einen Tee bringen lässt, und ihr dafür ganz großväterlich besorgt an den Hintern tatscht. Zum anderen kämpft er gegen Mike Tyson, der ein nicht minder großes Ego sein Eigen nennt, und verliert. Ihr habt richtig gelesen - Steven Seagal verliert einen Kampf.
Daran kann man ablesen wie scheißegal ihm seine Karriere, bzw. seine Filme, inzwischen geworden sind. Es gibt nicht mal eine Revanche gegen Tyson, durch die Seagal seine Ehre wiederherstellen könnte – es sei denn es gibt eine Revanche und sie kam in den ca. 10 Minuten vor während denen ich eingepennt war und keine Lust hatte noch mal zurückzuspulen.
Davon abgesehen, dass Seagal den Kampf verliert ist er jedoch durchaus recht unterhaltsam. Wie sich Seagal und Tyson da durch eine schäbige Kneipe kloppen, mit ihren wuchtigen, kaum mehr beweglichen Körpern, hat groteske Ähnlichkeit mit den Monsterkloppereien aus den alten GODZILLA-Filmen. Aikido wird allerdings wenig geboten und auch sonstige seagal'sche Kampftaktiken sind eher rar. Alles in allem aber, ist dieser kurze Kampf das Sehenswerteste an CHINA SALESMAN.
Den Rest des Films kann sich sowohl der geneigte Seagal- als auch der normale Filmfan eher schenken. Es ist wenig Spannendes an der Einführung eines Mobilfunkstandards – es sei denn natürlich, man steht auf Mobilfunkstandards – und die zwar recht routinierte, aber unspektakuläre Action lockt niemanden hinterm Sofa hervor. Der mal mehr, mal weniger offensichtliche chinesische Patriotismus sei den Chinesen gegönnt, die Amis machen das in ihren Filmen ja auch nicht anders. Langweilig ist er allerdings schon, da er nicht mal ansatzweise so lässig-pathetisch daherkommt wie in ähnlichen US-amerikanischen Produktionen.
In diesem Sinne: "I suggest we change the standard to 3G!"
Machen wir's kurz und knapp – CHINA SALESMAN taugt weder als Film mit Seagal, noch als für sich stehender Videothekenactioner. Klar, die Chinesen haben sich den Spaß offensichtlich was kosten lassen, aber interessant wird's dadurch noch lange nicht. Die zwei, drei Szenen mit Seagal sind ganz unterhaltsam, aber sich dafür den ganzen Film reinziehen? Das lohnt nicht. Alles in allem ist CHINA SALESMAN damit mal wieder höchstens was für Seagal-Komplettisten oder Mobilfunkstandardfans.