OT: China Girl
DRAMA: USA, 1987
Regie: Abel Ferrara
Darsteller: James Russo, David Caruso, Sari Chang, Russell Wong
Der Italiener Tony verliebt sich in die Chinesin Tyan. Keine gute Idee, denn: Tony lebt in Little Italy und Tyan in Chinatown. Die chinesische Mafia macht sich im Revier der Italiener breit. Der schwelende Konflikt um Macht und Einfluss eskaliert. Und bald wird das Versprechen des deutschen Filmtitels eingelöst: Es herrscht Krieg in Chinatown
KRITIK:"Ein Meisterwerk des Neon-Realismus." Schade, dass nicht mir dieses schöne Wortspiel eingefallen ist. Sondern den Kollegen von filmzentrale.com.
Abel Ferrara, Ende der Achtziger bis Mitte der Neunziger einer der bedeutendsten zeitgenössischen amerikanischen Filmemacher (Bad Lieutenant), inszenierte diese moderne Romeo und Julia-Variante - natürlich mit Schauplatz New York City.
Seiner Entstehungszeit entsprechend atmet der Film natürlich den Geist der Achtziger: Eindrucksvolle Schmalzlocken auf Köpfen beiderlei Geschlechts, farblich gewagte Sakkos, hochgekrempelte Ärmel und überhaupt: Modische Verwirrungen wohin man blickt. Ist man(n) damals wirklich im weißen Herren-Unterhemd (!) in Discos gegangen? Zeitzeugen, bitte melden!
Achtziger Jahre in New York, das bedeutet aber auch: Clubatmosphäre. Buntes Neonlicht, das sich auf regennassen Straßen spiegelt. Fotogene Gewalt. Da ist Abel Ferrara ganz in seinem Element. Die verfeindeten Clans liefern sich Kleinkrieg, der sich sukzessive zuspitzt. Für knapp 80 Minuten Laufzeit passiert fast schon zu viel, eine Wendung jagt die nächste, ein Blutbad das andere.
Der Liebesgeschichte schenkt Ferrara naturgemäß weniger Beachtung; CHINA GIRL hat zwar ein Mädchen im Titel, ist aber ein lupenreiner Männerfilm. Der aber kein gutes Haar an der Männerwelt lässt: Die männlichen Protagonisten sind durch die Bank mäßig intelligente, von traditionell-autoritären Denkmustern geprägte Machos mit Rassismen im Kopf und gefährlichen Waffen in der Hand. Dagegen hat die Kraft der Liebe keine Chance
Mit CHINA GIRL - KRIEG IN CHINATOWN bringt epiX eine weitere deutsche DVD-Erstveröffentlichung eines sehenswerten Achtziger-Thrillers. Die Bildqualität lässt keine Wünsche offen. Was leider fehlt, sind deutsche Untertitel. Wer mit der authentischen Sprache aus Chinatown/Little Italy seine Verständnisprobleme hat, muss also mit der mäßig gelungenen deutschen Synchro vorlieb nehmen.
Ein ebenso stilisierter wie authentischer Großstadt-Thriller aus der leider nur wenige Jahre dauernden Hochphase von Abel Ferrara: Rassismus, Machokult, Bandenkriege, Hass, Gewalt und mittendrin eine tragische Liebe, die gegen die widrigen Umstände (und das actionlastige Drehbuch) keine Chance hat.