SCI-FI/DRAMA: GB, 2006
Regie: Alfonso Cuarón
Darsteller: Clive Owen, Julianne Moore, Michael Caine
Möchtegern-Innenminister Peter Westenthaler würde Freundentränen vergießen: Im England des Jahres 2027 werden illegale Immigranten zu Tausenden deportiert; eine rechte Regierung geht mit Polizeistaatmethoden gegen linke Widerstandskämpfer und Islamisten vor. Dass ein Atomkrieg die Welt verwüstet und alle Frauen unfruchtbar gemacht hat, dämpft die Stimmung im Land. Theo (Clive Owen), ein ehemaliger linker Aktivist, der nun für die Regierung arbeitet, gerät zwischen alle Fronten, als seine ehemalige Geliebte Julian (Julianne Moore) auftaucht. Julian braucht seine Hilfe, um eine Schwangere außer Landes zu bringen ...
KRITIK:Es tut richtig gut, anno 2006 einen ernsthaften, düsteren Science Fiction-Film zu sehen, der ganz ohne blecherne Roboter, röchelnde Bösewichte und kindische Computer-Effekte auskommt. Mit der Verfilmung des apokalyptischen Romans von P.D. James schlägt der vielseitige mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón nach seinem Harry Potter-Abenteuer wieder ernsthaftere Töne an. Cuarón hat bereits mit dem mexikanischen Roadmovie Y tu mamá también (2001) bewiesen, dass ihm ein klarer politischer Standpunkt ebenso wichtig ist wie eine künstlerische Vision.
Children of Men beginnt viel versprechend.
Die Schauspieler-Riege kann sich sehen lassen (Clive Owen, Julianne Moore, Michael Caine) -
genau so wie die hervorragende Kameraarbeit: Ich persönlich kann mich kaum satt sehen an diesen düsteren, farbreduzierten Breitwandbildern mit markantem Grünstich. Sehr atmosphärisch, sehr wirkungsvoll.
Auch actionmäßig überzeugt der Film voll und ganz: 70 Millionen Dollar hat diese britische Produktion gekostet, und das sieht man auch. Es gibt ein paar Action-Sequenzen, die einen unvermittelt mit voller Wucht überfahren, dass es dich in den Kinosessel drückt. Und der große Showdown erreicht beinahe PRIVATE RYAN-Qualitäten.
Doch trotz Top-Cast, Top-Cinematographie und Top-Budget will sich das ganz große Kinoerlebnis nicht einstellen. Kennt ihr das, dieses diffuse "Irgendwas-hat-gefehlt"-Gefühl?
Meines Erachtens trägt Alfonso Cuarón gegen Ende hin einfach zu dick auf; der Regisseur verzettelt sich zu sehr in einer plakativen, quasi-religiösen Erlösungs-Symbolik. Was aber niemandem vom Genuss dieses ambitionierten Science Fiction-Dramas abhalten soll.
Hochambitioniertes, spannendes und aufwändig in Szene gesetztes Science Fiction-Drama der düsteren Art, das zumindest den Autor dieser Zeilen etwas ratlos zurück gelassen hat. Trotzdem eine klare Empfehlung.