KOMÖDIE/HORROR: USA, 2013
Regie: E.L. Katz
Darsteller: Pat Healy, Ethan Embry, Sara Paxton, David Koechner
Vince und Craig, Freunde seit der Highschool, haben gerade einen Durchhänger: Craig kann seine Miete nicht zahlen und steht vor der Delogierung. Vince geht windigen Geschäften nach und steht mit einem Bein im Knast. Colin und Violet hingegen geht es gut: Die beiden haben genau das, was Vince und Craig fehlt: Geld, bündelweise Geld. Wie hat schon Frank Stronach gesagt? Wer das Geld hat, macht die Regeln. Colins Regel lautet: Wer Geld will, muss mutig sein. Für einmal die Stripperin begrapschen würde er schon mal 300 Dollar zahlen. Dem Security-Typen eine aufs Maul hauen bringt 500. Das macht Spaß, finden Vince und Craig. Der Abend ist noch jung, und Colin lässt sich noch viele lustig-lukrative Mutproben einfallen ...
Beginnen wir mit ein wenig Namedropping: CHEAP THRILLS ist das Erstlingswerk von E.L. Katz, der das Drehbuch zu Adam Wingards ziemlich lässigen Slasher YOU'RE NEXT geschrieben hat. Die Darsteller Pat Healy und Sara Paxton kennen brave Filmtipps-Leser aus THE INNKEEPERS. David Kocher hat zuletzt im famosen THE ANCHORMAN 2 (ja, verdammt, ich bin noch eine Rezension schuldig) frittierte Fledermäuse als Chicken Wings verkauft. Und Drehbuchautor Trent Haaga hat neben Gastauftritten in der einen oder anderen Troma-Produktion auch das Skript zum einigermaßen sicken DEADGIRL zu verantworten.
Wer die Herrschaften näher kennenlernen möchte, dem sei das Making Of auf dieser DVD empfohlen: Hipsterbärte, Wollmützen und flächendeckende Tattoos gehören offensichtlich zum Standard-Outfit der jungen US-Horror-Avantgarde. Man merkt schon: Gestandene Mannsbilder sind hier am Werken, die bestimmt im Stehen pinkeln, die kein Bier warm werden lassen und denen Subtilitäten generell eher fremd sind. Was dem Film natürlich gut tut. CHEAP THRILLS ist eine - Nomen est Omen - günstig produzierte Horror-Comedy, die verhalten beginnt, aber ziemlich rasch die Daumenschrauben anzieht.
Vom Inhalt sei hier nicht viel mehr verraten als das Fazit: Jeder ist käuflich. Okay, zugegeben, diese Erkenntnis mag Anno 2014 nicht mehr als bahnbrechende Breaking News durchgehen. Aber als hinterfotzige und verdammt unterhaltsame Kapitalismus-Kritik im Genre-Gewand macht CHEAP THRILLS allemal gute Figur.
Stellt euch die Quersumme aus Jackass, der MTV-Show "I Bet you will" (erinnert sich noch wer?) und SAW vor, und ihr habt eine ungefähre Ahnung, wohin die Reise geht. Die Schauspieler machen ihre Sache gut genug, um ihre Figuren zum Leben zu erwecken. Ja, bei all dem pechschwarzen Humor nimmt der Film seine Charaktere ernst und stattet sie mit dem nötigen Tiefgang aus, der nötig ist, um den Zuseher in den Film hineinzuziehen. Und das ist schon mehr, als man sich von einer Produktion dieser Preisklasse erwarten darf. Ein billiges, aber sehr lohnendes Vergnügen für Freunde der grobschlächtigen Unterhaltung.
Der Name ist durchaus Programm bei dieser pechschwarzen Horror-Comedy um zwei Loser, die alle moralischen Schranken hinter sich lassen, sobald man ihnen mit den Dollarbündeln vor der Nase herumwackelt. Unterhaltsame und hinterfotzige Kapitalismus-Kritik im Gewand eine Genre-Films, angerichtet von jungen wilden Kreativ-Köpfen des US-Horror-Kinos, von denen man bestimmt noch einiges hören wird.
Seit Ende März 2013 auf DVD und Blu-Ray bei Koch Media.